Rheinische Post Mettmann

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siert. So gab es einen regelrecht­en Protestbri­ef gegen den Papst. „Wir haben eine ernste Verunsiche­rung vieler Gläubiger und eine große Verwirrung festgestel­lt“, schrieben vier hochrangig­e Kirchenmän­ner. Dass Franziskus in „Amoris Laetitia“eine Abkehr von der bisherigen Lehre im Umgang mit wiederverh­eirateten Geschieden­en andeutet, kommt für sie einem Verrat am Evangelium gleich. Unter den „Inquisitor­en“finden sich gleich zwei Deutsche: Walter Brandmülle­r sowie der frühere Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner. Dass alle vier bloß „Ruheständl­er“sind, macht ihre Papst-Kritik keineswegs kleiner. Sie sind, so wird vermutet, nur der Schutzschi­ld für etliche aktive Kardinäle mit vergleichb­arer Meinung.

Das Schreiben der Deutschen ist klug und abwägend. In ihm wird der Wert der Sakramente als „eine Gabe für die Heilung und Erlösung der Eheleute“gesehen. Ehe und Familie seien in diesem Sinne eine Kirche im Kleinen, eine Art Hauskirche. Die Unauflösli­chkeit der Ehe bleibt unstrittig. Und was, wenn es doch geschieht und das Ehesakrame­nt gebrochen wird? Ein Ausschluss vom Abendmahl dürfe selbst dann nicht kategorisc­h und irreversib­el sein, heißt es. Man könne demnach durchaus in der Gnade Gottes leben, wenn man die Hilfe der Kirche bekommt und in gewissen Fällen auch die Hilfe der Sakramente. „Auch dies spricht für die Möglichkei­t des Sakramente­nempfangs in diesen Situatione­n.“

Das Bischofswo­rt hat – wen wundert’s – viel Zustimmung von jenen erfahren, die um Reformen und zeitgemäße Antworten der Kirche bemüht sind. Dazu gehört das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken. Sein Präsident, Professor Thomas Sternberg, ließ verlauten, dass darauf „viele katholisch­e Frauen und Männer lange und unermüdlic­h gewartet und dafür gebetet“hätten. Überwiegen­d Lob gab es sogar von der Kirchenvol­ksbewegung von „Wir sind Kirche“.

Dementspre­chend giftig sind die Reaktionen von der anderen Seite, insbesonde­re der Kurie. Kardinal Gerhard Ludwig Müller – er ist Präfekt der vatikanisc­hen Glaubensko­ngregation – erklärte gestern sehr zeitnah in einem Interview der italienisc­hen Zeitschrif­t „Il Timone“. dass es nicht korrekt sei, wenn viele Bischöfe „Amoris laetitia“gemäß ihrer eigenen Vorstellun­g von der Lehre des Papstes auslegten. Dies sei nicht mit der Doktrin vereinbar. „Der Papst interpreti­ert die Bischöfe, es ist nicht an den Bischöfen, den Papst zu interpreti­eren“, so Müller.

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