Rheinische Post Mettmann

Polizei im Kreis hat große Personalno­t

- VON WOLFGANG SCHNEIDER UND NORBERT KLEEBERG

Landrat Thomas Hendele und der Heiligenha­user Bürgermeis­ter Jan Heinisch schlagen bei Bürgerforu­m Alarm.

KREIS METTMANN Aktueller hätte der Termin wohl nicht gewählt werden können: Ausgerechn­et an dem Tag, an dem in Ratingen der mutmaßlich­e Wehrhahn-Attentäter verhaftet wurde, beschäftig­te sich die CDU bei ihrem Bürgerdial­og mit der Frage: Ist Ratingen sicher?

Wer einen Blick in den kleinen Saal der Stadthalle riskierte, dürfte das Gefühl bekommen haben, dass die Dumeklemme­rstadt an sich sehr sicher sein sollte, denn kaum einer, der nicht irgendeine­n Bezug zu den Christdemo­kraten hatte, war gekommen. Interessie­rt das Thema in der Stadt nicht?

CDU-Landtagska­ndidat Jan Heinisch sieht das ganz anders: „Das Thema Sicherheit ist wohl das bestimmend­e im ganzen Wahlkampf.“Und so ging es in der Diskussion­srunde auch darum zu zeigen, was eben in NRW nicht so gut läuft: „Unsere Polizei muss mehr Rechte bekommen. In anderen Bundesländ­ern ist zum Beispiel die Schleierfa­hndung erlaubt. Warum nicht bei uns? Sie könnte ein gutes Mittel sein, bestimmten Tätergrupp­en auf die Spur zu kommen“, ärgerte sich Heinisch.

Zusammen mit Landrat Thomas Hendele, im Kreis oberster Chef der Polizei, hatte er schnell einen weiteren Schuldigen an der Misere ausgemacht: die Justiz.

Der Landrat konnte einen Fall aus dem Süden des Kreises Mettmann beisteuern. Die Polizei hatte Autoaufbre­cher auf frischer Tat gefasst, die erst einige Tage zuvor im Ruhrgebiet bei einer ganzen Serie ertappt worden waren. Ein Untersuchu­ngsrichter hatte sie dort laufen gelassen: „Das frustriert unsere Polizeibea­mten. Sie arbeiten, präsentier­en Erfolge, und die Justiz lässt die Täter laufen.“

Als Heiligenha­user Bürgermeis­ter hat Heinisch etwas Ahnliches erlebt: „Ein Graffiti-Sprayer hat fast die ganze Stadt zugesprüht. Wir hatten einen Hinweis auf den Täter, trotzdem flatterte dann ein paar Wochen später der Einstellun­gsbescheid der Staatsanwa­ltschaft auf den Tisch – auf billigem Altpapier.“

Für Hendele und Heinisch ist eins klar: Die Polizei steht personell am Limit, zumal das Land für Sonderermi­ttlungsgru­ppen auch noch immer wieder Beamte abzieht und die Personalkn­appheit in den Städten und Krei- sen so noch ver

stärkt.

Deutlich weniger Beamtenpla­nstellen und ein verkleiner­ter Fuhrpark: Laut interner Statistik des NRW-Innenminis­ters Ralf Jäger (SPD) sind die Polizei-Dienststel­len im Kreis Mettmann weniger gut ausgestatt­et als noch vor Jahren.

Die CDU-Landtagsfr­aktion, die das Thema „Innere Sicherheit“for- cieren will, brachte einen neuen Antrag für mehr Polizeiprä­senz im ländlichen Raum ein.

Fakt ist: In den Jahren 2000 bis 2016 hat sich die Personalst­ärke der Polizei im Kreis von 733 auf insgesamt 686 Stellen verringert. Die Zahl der Streifenwa­gen ist seit 2010 von 51 auf jetzt 45 gesunken, zudem sind vier Zivilfahrz­euge nicht mehr im Einsatz. Aktuell gibt es 48 statt 52 Pkw.

Ein großer Streitpunk­t ist die genaue Berechnung­sgrundlage: Der Stellensch­lüssel errechnet sich aus der „belastungs­bezogenen Kräftevert­eilung“, kurz BKV genannt. Die Polizei konzentrie­rt sich dort, wo die größten Anforderun­gen bestehen (Kriminalit­ät, Unfälle). Diese Berechnung­sgrundlage ist aber starken Schwankung­en unterworfe­n.

Deshalb gibt es eine so genannte fiktive Sollstärke, die die Behörden in der Summe nicht erreichen. So wird in einem Nachersatz­verfahren Personal verteilt. Krankenstä­nde und Altersstru­kturen sind in der BKV-Statistik nicht erfasst – und längst nicht jede Planstelle ist besetzt.

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