Köln auf dem Weg nach Europa
KÖLN Die Saison 1992/93. Der 1. FC Köln geht als Tabellenvierter der vorigen Spielzeit mit großen Erwartungen in die neue Saison. Doch nichts sollte daraus werden. Erstmals seit knapp zehn Jahren befindet sich das Team im Abstiegskampf, schließt die Spielzeit nur als Zwölfter ab. Im DFB-Pokal ist nach Runde zwei gegen den MSV Duisburg Schluss, und im Uefa-Cup scheitern die Geißböcke bereits in der ersten Runde an Celtic Glasgow. Es sollte der bis dato letzte Auftritt im internationalen Wettbewerb werden.
25 Jahre später winkt nun die erste Teilnahme an der Europa League. „Wir wollen uns oben in der Tabelle festsetzen“, gibt auch Trainer Peter Stöger als klares Ziel nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg aus. Sein Team setzte sich in einer zähen Partie knapp durch (1:0). Ausgerechnet Anthony Modeste, der dank eines hochumstritten Freispruchs vom DFB unter der Woche, er hatte einem Darmstadt-Spieler ins Gesicht geschlagen, überhaupt spielen durfte, war auch gegen die Wölfe wieder in der spielentscheidenden Situation mit von der Partie. Er schnappte sich einen abgefälschten Ball im Wolfsburger Strafraum und fädelte dann clever in den heranstürmenden Torhüter Diego Benaglio ein, was zum Elfmeter und Sieg für die Kölner führte.
Das Kapitel Modeste wird dennoch weiter geschrieben, denn der Stürmer stand bei der Ballannahme im Abseits. Darüber tobte auch VfLCoach Valerien Ismael. „So ist das im Fußball. Steht man oben, passiert einem sowas nicht. Unten kommt immer alles zusammen. Durch so eine Situation zu verlieren, ist sehr ärgerlich“, sagte der Franzose.
Auf Kölner Seite wurde auf der Pressekonferenz nach dem Spiel bereits über Prämien für das Erreichen der internationalen Plätze gewitzelt. „Ja, haben wir gemacht“, erklärte der Kölner Geschäftsführer Jörg Schmadtke mit einem Lachen auf die Frage, ob darüber bereits mit den Spielern verhandelt worden sei. Kein Wunder, Köln ist mit 32 Punkten mitten im Kampf um Europa dabei und bei nur zwei Zählern Rückstand auf Platz drei sogar in Schlagdistanz für den noch größeren Wurf, sprich Champions League.
Wie fit das Team wirklich ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Wichtige Spiele stehen an. Morgen geht es im DFB-Pokal zunächst zu den wiedererstarkten Hamburgern. Unterschätzen will man die Hanseaten nicht. „Pokalspiele sind immer etwas Besonderes. Es gibt keine Favoriten“, sagte Verteidiger Frederik Sörensen.
Im Anschluss an den Pokal warten in Freiburg, Schalke und Leipzig direkte Konkurrenten um die internationalen Plätze. Gegen die Mannschaft aus dem Breisgau setze es für Köln in den vergangenen fünf Begegnungen vier Niederlagen. Die Bilanz gegen Schalke sieht positiver aus. Seit 2014 siegten die Kölner viermal. Der einzige Vergleich mit Leipzig endete in der Hinrunde unentschieden. Auch dank Modeste ist Köln wieder ein ernstzunehmender Europa-Anwärter.