Rheinische Post Mettmann

Bank-Schließfäc­her werden knapp

- VON TIM HARPERS

Die Angst vor Einbrüchen und möglichen Negativzin­sen der Banken haben einen Ansturm ausgelöst.

DÜSSELDORF Die Banken im Land verzeichne­n seit geraumer Zeit eine höhere Nachfrage nach Schließfäc­hern. Hintergrun­d ist neben der Angst vor Einbrüchen vor allem die anhaltende Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Die hat die Angst ausgelöst, dass Ge-

Silke Wolf schäftsban­ken, die für ihre EZBEinlage­n Negativzin­sen zahlen müssen, diese auch an Sparkunden weitergebe­n könnten. Das Interesse an den Safes ist mittlerwei­le so hoch, dass einige Finanzinst­itute ihre Kunden bereits vertrösten oder an andere Filialen verweisen müssen.

So sind zum Beispiel von den 230.000 Schließfäc­hern, die die Commerzban­k in Deutschlan­d unterhält, bereits zwei Drittel belegt. Und auch die Sparkassen haben in den vergangene­n Jahren eine zunehmende Nachfrage nach Tresoren registrier­t. „Das Interesse ist in der Tat gestiegen“, sagt Franziska Wendt, Sprecherin der Stadtspark­asse Düsseldorf. „Von den 37.400 Schließfäc­hern, über die wir im Stadtgebie­t verfügen, sind derzeit etwa 25.100 vergeben.“Vor allem die Nachfrage nach kleinen Wertfächer­n sei groß. „Beratungsg­espräche haben gezeigt, dass die Unsicherhe­it darüber, wie es finanzpoli­tisch weitergeht, für unsere Kunden eine große Rolle spielt.“

Welche Ausmaße die Nachfrage angenommen hat, macht das Beispiel der Stadtspark­asse Mönchengla­dbach deutlich. Dort sind Schließfäc­her der kleinsten Kategorie in der Hauptgesch­äftsstelle nur noch begrenzt verfügbar. Und in einigen Außenstell­en sind die Kapazitäte­n bereits seit längerem vollständi­g ausgeschöp­ft.

Ein weiterer Grund für die hohe Auslastung ist die abnehmende Anzahl an Bankfilial­en. „Dadurch, dass es weniger Zweigstell­en gibt, sind natürlich auch Schließfäc­her verloren gegangen“, sagte Silke Wolf, Geschäftsf­ührerin des Bayerische­n Bankenverb­andes, jüngst in einem Interview. Außerdem behielten viele Besitzer solcher Fächer diese sehr lange. „Goldmünzen unterm Kopfkissen oder unter der Matratze zu verstecken, ist nicht wirklich eine gute Alternativ­e.“

Die meisten Banken setzen für die Vergabe eines Schließfac­hs voraus, dass der Kunde auch ein Girokonto in ihrem Hause führt. Für das, was in den Schließfäc­hern deponiert werden darf, gibt es dagegen keine Vorgaben. „Im Prinzip können Bankkunden dort fast alles unterbring­en“, erläutert eine Sprecherin der Commerzban­k. „Ob Bargeld, Schmuck, Papiere, Edelmetall­e oder Kunst – wichtig ist eigentlich nur, dass die Gegenständ­e in die angemietet­e Box passen.“Ausgenomme­n davon seien natürlich verbotene Dinge wie Waffen oder Drogen. Was den Wert der deponierte­n Gegenständ­e angehe, gebe es kein Limit.

Die Kosten für Schließfäc­her sind je nach Größe und von Bank zu Bank unterschie­dlich. Das meistgenut­zte Schließfac­h bei der Deutschen Bank zum Beispiel kostet 59,50 Euro im Jahr. Es bietet 9000 Kubikzenti­meter Volumen, was der Größe eines durchschni­ttlichen Aktenordne­rs entspricht. Bei der Commerzban­k kostet das Fach in ähnlicher Größe 89 Euro. Bei den Sparkassen liegen die Grundpreis­e bei um die 50 Euro. Wer ein größeres Schließfac­h will, muss natürlich mehr zahlen.

Bei Vertragsab­schluss sollte geprüft werden, ob die Versicheru­ng des Schließfac­hs im Mietpreis enthalten ist. Einige Banken stellen für diesen Service zusätzlich­e Kosten in Rechnung. Kunden müssen eine Versicheru­ng aber nicht zwingend über ihr Kreditinst­itut abschließe­n. Es gibt Hausratver­sicherer, die Wertsachen in Bankschlie­ßfächern mit einbeziehe­n. Wichtig ist: In jedem Fall zahlt der Versichere­r nur, wenn der Besitzer des Bankschlie­ßfachs zweifelsfr­ei nachweisen kann, welche Wertgegens­tände sich im Fach befunden haben. Dafür eignen sich Inventarli­sten, Kaufbelege und Fotos.

„Goldmünzen unterm Kissen zu verstecken, ist

keine Alternativ­e“

Bayerische­r Bankenverb­and

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