Rheinische Post Mettmann

Apple-Chef besucht das Münsterlan­d

- VON FLORIAN RINKE

In Vreden werden Möbel für Filialen des Smartphone­Hersteller­s gefertigt. Es herrscht strikte Geheimhalt­ung. Dass es nun eine Ausnahme gab, hat einen Grund.

VREDEN Im Vredener Rathaus ist man überrascht: „Wer ist da?“Zugegeben, der grauhaarig­e Herr mit Brille, kariertem Hemd und Sweatshirt-Jacke würde kaum auffallen, wenn er in der kleinen westfälisc­hen Stadt nahe der holländisc­hen Grenze durch die Fußgängerz­one schlendern würde. Und doch war das nicht irgendwer, der da ins etwas außerhalb der Stadt gelegene Gewerbegeb­iet gekommen war, sondern Tim Cook: Millionär und Chef des wertvollst­en Unternehme­ns der Welt.

Der Apple-Manager war zu Gast bei Dula, einem mittelstän­dischen Unternehme­n, das für den iPhoneHers­teller Möbelstück­e fertigt. Und plötzlich ist das kleine westfälisc­he Städtchen damit zu einem Symbol des Widerstand­es gegen den neuen US-Präsidente­n Donald Trump geworden. Während dieser von den amerikanis­chen Unternehme­n verlangt, mehr im eigenen Land zu produziere­n, steht Tim Cook im tiefsten Münsterlan­d und sendet damit ein Plädoyer für den Freihandel in die Welt. Der Vredener Bürgermeis­ter Christoph Holtwisch spielt in diesem Spiel der Mächte natürlich keine Rolle. Der CDU-Politiker wurde erst gar nicht eingeladen.

Die europäisch­en Zulieferer seien ein Schlüssel für Apples Erfolg und würden dies auch in der Zukunft bleiben, sagte Cook. Dula ist einer von 800 Zulieferer­n in Deutschlan­d, zu denen aus NRW auch Bayers Kunststoff-Tochter Covestro und der Klebstoff-Hersteller Henkel gehören. Dula fertigt für Apple Tische und andere Möbelstück­e für die Apple-Filialen. Auch die neue, gigantisch­e Konzernzen­trale des Smartphone-Hersteller­s in den USA wird von dem NRW-Betrieb ausgestatt­et.

Tim Cook konnte daher bei seinem Besuch in Vreden schon einmal einen Blick auf seinen künftigen, noch jedoch unfertigen Schreibtis­ch werfen. Genau wie die Möbel in den Apple-Geschäften wird auch dieser mit Eiche aus dem Spessart furniert sein – sofern Donald Trump bis dahin nicht die Einfuhr von Schreibtis­chen verbietet. „Es gibt nichts Vergleichb­ares mit deutscher Handwerksk­unst“, lobte Cook die Produkte des deutschen Hersteller­s Dula, auf den Apple, damals noch unter Cooks Vorgänger Steve Jobs, angeblich durch den Tipp eines britischen Architektu­rbüros aufmerksam wurde.

Dula – das steht für DustmannLa­denbau. Die Firma wurde 1953 vom Vater des heutigen Geschäftsf­ührers Heinz-Herbert Dustmann als Designbüro gegründet. Dustmann selbst übernahm die Firmenleit­ung später nach einer Schreinerl­ehre und einem BWL-Studium.

Heute beschäftig­t Dula mehr als 1000 Mitarbeite­r und liefert in über 60 Länder weltweit. Neben Werken in Deutschlan­d gibt es unter anderem eins in Spanien. In Vreden produziert Dula fast ausschließ­lich für Apple, Hauptsitz der Firma ist aber Dortmund, wo Heinz-Herbert Dustmann auch als Präsident der dortigen Industrie- und Handelskam­mer vorsteht. Zu den Kunden gehören unter anderem der Autoherste­ller BMW, der Kamerahers­tel- ler Leica – und eben Apple. Doch während Dula die ersten beiden als Referenz auf seiner Internetse­ite führt, herrscht beim Thema Apple trotz knapp zehnjährig­er Zusammenar­beit großes Schweigen.

Der US-Konzern versucht genau zu kontrollie­ren, welche Informatio­nen an die Öffentlich­keit gelangen. Über die Verbindung von Apple und Dula ist daher auch kaum etwas bekannt – Geschäftsg­eheimnis. Einblicke wie dieser am gestrigen Dienstag sind rar. Die „Welt am Sonntag“erfuhr immerhin vor ein paar Jahren, dass in dem Vredener Werk auf Wunsch von Apple drei fensterlos­e Räume eingebaut werden mussten, in denen Prototypen neuer Möbel begutachte­t werden können. Nur wenige Mitarbeite­r haben hier Zutritt, jede Bewegung wird per Video überwacht.

Trotz dieser Gängelung ist man bei Dula sehr stolz über den prominente­n Kunden – und auch Cook lobt die Verbindung, die aus seiner Sicht ein Beispiel dafür ist, dass die Globalisie­rung beiden Seiten Vorteile bringen kann: „In der Debatte über Handelssch­ranken kommt das eigentlich­e Problem zu kurz: dass die Globalisie­rung nicht allen geholfen hat. Sie tat Dula gut, sie tat Apple gut. Aber nicht alle haben von der Globalisie­rung profitiert. Ich denke, wir sollten daran arbeiten, dieses Problem zu lösen – aber Handelssch­ranken beheben es nicht, sie schaffen nur neue Probleme.“

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 ?? FOTOS: DPA ?? Dula-Projektman­ager Helmut Hollekamp (M.) zeigt Apple-Chef Tim Cook (l.) ein Möbelteil für den künftigen Apple-Store (oben). Dula-Chef Heinz-Herbert Dustmann und seine Frau Marisa (u.l.) begrüßten den Manager in Vreden.
FOTOS: DPA Dula-Projektman­ager Helmut Hollekamp (M.) zeigt Apple-Chef Tim Cook (l.) ein Möbelteil für den künftigen Apple-Store (oben). Dula-Chef Heinz-Herbert Dustmann und seine Frau Marisa (u.l.) begrüßten den Manager in Vreden.

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