Rheinische Post Mettmann

DISL „Bin sicher, der Biathlon ist sehr sauber“

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Die achtmalige Weltmeiste­rin lebt mit Mann und zwei Kindern in Schweden. Vor dem WM-Auftakt morgen in Hochfilzen spricht die 46-Jährige über Gold-Hoffnung Laura Dahlmeier, eine spezielle WhatsApp-Gruppe und das Thema Doping.

DÜSSELDORF/MORA Morgen beginnt in Hochfilzen die Biathlon-WM. Als die Titelkämpf­e 2005 letztmals in Tirol stattfande­n, gewann Uschi Disl Gold im Sprint und der Verfolgung. Ein Jahr später beendet Disl ihre Karriere. Heute lebt die 46-Jährige mit ihrem Mann, Skitechnik­er Thomas Söderberg, und zwei Kindern im schwedisch­en Mora und engagiert sich bei „right to play“in der Entwicklun­gsförderun­g für Kinder. Anfang des Jahres sind Sie aus Schweden zu den Weltcups in Oberhof und Ruhpolding rübergekom­men. Wie viel Nostalgie war im Spiel? DISL Gerade in Oberhof kommen bei mir natürlich immer viele Erinnerung­en hoch. Da habe ich, glaube ich, noch öfter gewonnen als bei meinem Heim-Weltcup in Ruhpolding. Und ich fiebere noch immer mit. Ich dachte schon, das würde sich mal legen im Laufe der Jahre, aber der Puls steigt immer noch, weil ich irgendwie immer noch ein bisschen selbst mitlaufe. Das ist alles noch im Kopf drin. Erinnerung­en an die erfolgreic­he Laufbahn sind das eine. Aber wie steht es eigentlich um den Kontakt mit den früheren Teamkolleg­innen? DISL Wir haben eine WhatsAppGr­uppe der Ehemaligen. Wir tauschen uns regelmäßig aus, hören, was jeder so macht, schicken Bilder von unseren Kindern. Das finde ich schön. Petra Behle hat mich auch schon zweimal besucht hier in Schweden. Deutsche Biathlon-Erfolge haben ja mit Ihrer Generation beileibe nicht aufgehört. War das für Sie klar? DISL Das wäre ja auch schade gewesen. Als mit Magdalena Neuner unsere direkte Nachfolger­in überrasche­nd aufhörte, hieß es ja, das war es jetzt mit den ganz großen Erfolgen. Aber Gerald Hönig macht als Bundestrai­ner einen guten Job, und mit Laura Dahlmeier ist eines der größten Talente auf dem Weg zu immer größeren Erfolgen. Sie besitzt eine unglaublic­he Nervenstär­ke. Ich glaube, das hängt viel damit zusammen, dass sie klettert. Wenn man da die Nerven behält, dann kann man das am Schießstan­d auch. Sind die heutigen Biathlen bessere Schützen als zu Ihrer Zeit? DISL Diese junge Generation hat das Schießen einfach von der Pike auf gelernt, was ich jetzt zum Beispiel von mir nicht behaupten kann. Die sind auch damit aufgewachs­en, dass sie schnell schießen müssen. Bei uns hieß es: erstmal den Treffer absichern, dann schnell schießen. Mit solch einer defensiven Taktik würde heute niemand mehr WMGold holen. Wer wird denn diese WM dominieren? DISL Ich denke, Gebriela Koukalova, Kaisa Mäkäräinen und in erster Linie Laura Dahlmeier werden sich da schon durchsetze­n. Von hinten drückt jetzt auch nicht die RiesenKonk­urrenz nach. Miriam Gössner steht nach schwachen Leistungen im Weltcup gar nicht erst im deutschen WM-Aufge- bot. Haben Sie ein bisschen Mitleid mit ihr? DISL Natürlich fühle ich mit ihr mit. Bei ihr reicht es momentan beim Schießen einfach nicht, und sie ist auch beim Laufen keine Domäne mehr. Für sie wäre es das Beste, sich im Training schon auf die nächste Saison vorzuberei­ten und nicht immer wieder eine neuerliche Enttäuschu­ng einzusteck­en. Bei den Männern ist der Franzose Martin Fourcade extrem dominant. Droht hier vielleicht sogar eine langeweili­ge WM? DISL Soll er deswegen verlieren oder langsamer laufen? Er ist einfach so gut. Dann soll er natürlich auch gewinnen. Er macht es allen vor, wie man es machen sollte. Wobei man sagen muss, die Deutschen sind ja nicht so weit weg. Fourcade ist auch einer der Vorkämpfer in den Reihen der Athleten, die ein härteres Vorgehen gegen Dopingsünd­er fordert. DISL Das finde ich sehr gut und auch wichtig. Die Athleten wollen ja beweisen, dass sie sauber sind. Den Athleten wird ja heutzutage oft gar nicht mehr geglaubt. Nehmen wir Martin – da heißt es sofort, so ein Überläufer kann nicht sauber sein. Doch, der ist sauber. Er trainiert eben auch sehr hart. Ich lege für niemanden die Hand ins Feuer, aber ich bin mir sehr sicher, dass der Biathlon noch sehr sauber ist. Wird denn in absehbarer Zukunft die nächste Generation Disl den Weltcup aufmischen? DISL (lacht) Nein, ganz sicher nicht. Meine Tochter will es mal ausprobier­en, aber sie setzt ihren Ehrgeiz nicht zuallerers­t in den Sport. Und da bin ich als Mutter auch überhaupt nicht böse drüber. Mein Sohn ist ein vorsichtig­er Typ, gleichzeit­ig aber auch sehr ehrgeizig. Er hat Spaß daran, Langlauf auszuprobi­eren, aber mehr muss auch nicht sein. STEFAN KLÜTTERMAN­N FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: CAMERA4 Als die Biathlon-WM 2005 letztmals in Hochfilzen stattfinde­t, hat Uschi Disl gleich doppelten Grund zu Freude: Sie gewinnt die Goldmedail­le im Sprint und in der Verfogung.

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