Rheinische Post Mettmann

Beweist Alter von Haus Brück

- VON SABINE MAGUIRE

In der Schriftenr­eihe „Niederberg­ische Geschichte“des Bergischen Geschichts­vereins ist nun Band 8 erschienen: „Erkrath und das Haus Brück. Mercators Karte als Quelle zur Orts- und Familienge­schichte“von Horst Osmann.

ERKRATH „Grabe, wo Du stehst.“Diesen Wahlspruch engagierte­r Hobbyhisto­riker findet man auch im Buch von Horst-Ulrich Osmann. In der Einleitung, zitiert von einem Laudator. Und dennoch scheint er genau das zu beschreibe­n, was Osmann gemacht hat – damals, im Duisburger Landesarch­iv Rheinland. Denn dort schlummert­e, über die Jahrzehnte hinweg unerkannt und unbeachtet, ein wahrer Schatz zur Erkrather Geschichte.

Man kann ihn sich gut vorstellen, diesen Moment, in dem der Hobbyhisto­riker die mehr als vier Jahrhunder­te alte Mercator-Karte vor sich ausbreitet­e. Gezeichnet im Jahre 1598 von Michael Mercator, detaillier­t und koloriert. Der damals 28Jährige war Sohn eines Kartograph­en und Enkel eines Kosmograph­en – dieser besondere Blick auf die Welt schien ihm also quasi in die Wiege gelegt worden zu sein. Gezeichnet als Beweismitt­el für einen Prozess um den Grundbesit­z von Haus Brück, um den damals vor dem Reichskamm­ergericht ein Rechtsstre­it entbrannt worden war.

Über Jahrhunder­te als Teil einer Prozessakt­e verwahrt, fiel sie nun Horst-Ulrich Osmann in die Hände Und der wiederum hatte einfach nur dort genauer hingeschau­t, wo er gerade stand. Heute sagt er selbst über seinen Fund: „Ein so genaues Bild vom vormaligen Dorf Erkrath am Beginn der frühen Neuzeit gab es bisher nicht.“Nun kann es auch schon mal vorkommen, dass Regionalge­schichte sich in Belanglosi­gkeiten verliert, um für Außenstehe­nde wenig Aufregende­s hervorzubr­ingen. Davon allerdings scheint Horst-Ulrich Osmann weit entfernt zu sein. Im Gegenteil: Der Hobbyhisto­riker hat sich die Mühe gemacht, die Karte ganz genau anzu- schauen. Und dann hat Osmann einfach weitergesu­cht. Was gab es damals schon? Was lässt sich in anderen Quellen finden? Und wo muss möglicherw­eise die Geschichte Erkraths umgeschrie­ben werden?

Nun also gibt es die Karte von Mercator – und die vielen Informatio­nen über Familien, Höfe und deren Bewohner, die sich zu einem Puzzle der Erkrather Stadtgesch­ichte zusammenfü­gen lassen.

Da wäre zum einen der Streit um Haus Brück, ohne den es eine solche Karte gar nicht geben würde. Es gab Erbteilung­sverträge, nicht vollzogene Besitzüber­tragungen und am Ende eine Familie, deren Streiterei­en auf 900 Papierseit­en mit Klagen, Zeugenverh­ören und Schriftsät­zen aktenkundi­g geworden waren.

Auch auf der Mercator-Karte verewigt: die katholisch­e Pfarrkirch­e St. Johannes, damals noch mit Chorapsis, die Jahrhunder­te später auch noch der finnischer Maler Werner Holmberg auf die Leinwand gebracht hatte, bevor selbige im Jahre 1901 durch Querschiff und den heutigen Ostchor ersetzt wurden. Besonders aber lebt der vom Erkrather Geschichts­verein herausgege­bene und mittlerwei­le 8. Band zur niederberg­ischen Geschichte von der Leidenscha­ft des Autors, sich den vielen Kartendeta­ils mit bewunderns­werter Aufmerksam­keit und ausdauernd­er Recherche zu widmen.

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Die mehr als vier Jahrhunder­te alte Mercator-Karte (das Bild zeigt einen Ausschnitt) war als Beweismitt­el für einen Prozess um den Grundbesit­z von Haus Brück gezeichnet worden.

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