Rheinische Post Mettmann

Die Neuen übernehmen den Schulkiosk

- VON NATALIE URBIG UND ANN-KATHRIN BARTSCHIES

Am Gymnasium Wülfrath leiten die Schüler ihren eigenen Kiosk: Nach einem erfolgreic­hen Jahr übergibt der Abiturjahr­gang die Aufgabe nun an seine Nachfolger. Die möchten die Aufgabe gemeinsam meistern.

WÜLFRATH Der Gong hat zur fünften Stunde geschlagen und die Mensa am Gymnasium leert sich. Im Kiosk nutzen die Schüler die Gunst der Stunde: Ausgestatt­et mit Besen, Lappen und Eimern putzen sie das „Büdchen“. „Die Reinigung gehört zu unseren Aufgaben“, erklärt Franziska Klünner. Seit einem Monat ist die 17-Jährige die neue Geschäftsf­ührerin – nach den Weihnachts­ferien war Staffelübe­rgabe. Zuvor wurde der Schulkiosk von dem Abiturjahr­gang unter der Leitung von Lennart Kiep geführt. Nun sind die neuen Q1-Schüler an der Reihe.

Dass die Schüler ihren eigenen Kiosk führen, ist aus der Not heraus entstanden. Ende 2014, als die ehemalige Betreiberi­n den Kiosk aus gesundheit­lichen Gründen aufgeben musste, war das Ende nahe. Den Kiosk zu schließen kam nicht in Frage: Kurzerhand wurde der gemeinnütz­ige Verein „SchuKi“gegründet und wurde ein Projekt: „Das Geniale daran ist, dass die Schüler den Kiosk eigenveran­twortlich betreiben und dabei in Kontakt mit betriebswi­rtschaftli­chen Strukturen kommen“, sagt Stefanie Reuter, Vorsitzend­e des Trägervere­ins, die den Schülern bei Fragenunte­rstützend zur Seite steht.

Trotz weniger Mitarbeite­r hat der kleine Laden weiterhin in den Pausen und Freistunde­n für die Schüler geöffnet: Frisch belegte Brötchen, Getränke und Süßigkeite­n wandern über die Theke. „Jeder kommt zu seiner Schicht und die Dienste wer- den eingehalte­n“, lautet die Zwischenbi­lanz, die Klünner nach dem ersten Monat zieht. In den ersten Wochen sei es hauptsächl­ich darum gegangen, die Schülergru­ppe und die noch ungewohnte­n Aufgaben zu organisier­en. Und die sind Vielfältig: Neben dem reinen Verkauf, zählen die Jungen und Mädchen die Bestände, schreiben Einkaufsli­sten, fahren am Wochenende zum Großmarkt nach Düsseldorf und setzen sich mit der Buchhaltun­g auseinande­r. Unterstütz­t werden sie dabei von Eltern. Bevor das neue Kioskjahr begann, haben sich Klünner und ihre Mitarbeite­r mit dem vorigen Jahrgang getroffen. Der konnte ihnen einige Tipps geben. So erinnert sich auch der ehemalige Geschäftsf­ührer Lennart Kiep daran, dass der Anfang nicht leicht war. Dennoch verlief das weitere Jahr erfolgreic­h:

„Wir haben gute Umsätze gemacht“sagt er. Der Erlös kommt zu einem Teil der Unterstütz­ung des Abiturjahr­gans zu Gute, fließt aber auch in andere Projekte: „Wir haben im vergangene­n Jahr zum Beispiel Stehtische für die Mensa gekauft“, erzählt Lennart Kiep. Darüber hinaus haben sie eine Gesundheit­sförderung begonnen und auch Reperaturl­eistungen müssen die Schüler selbst bestreiten. Im Jahrgang von Klünner ist eine Kaffeemasc­hine kaputt gegangen – auch dafür müssen sie Geld einplanen: „Die Schüler übernehmen solche operativen Geschäfte weitgehend selbststän­dig“, sagt Schulleite­r Joachim Busch..

Sie haben freie Hand bei der Gestaltung ihres Angebots. Lennart Kiep hat mit seinem Jahrgang einige neue Süßigkeite­n und Mehrkornbr­ötchen an die Kiosktheke gebracht. Nach einer Umfrage unter den Schülern haben sie sich auch dafür entschiede­n, Smoothies anzubieten. Denn: Eine genaue Marktforsc­hung von Angebot und Nachfrage sei wichtig.

Einiges möchten Künning und ihr Team vom Vorjahrgan­g übernehmen, aber auch neue Projekte sind geplant. „Wir werden mal sehen, welche Anregungen wir beim Einkaufen bekommen“, sagt die 17Jährige. Besonders interessan­t finde sie es, durch das Projekt einen Einblick in Buchhaltun­g und Steuern zu bekommen. Ein BWL-Studium plane sie aber nicht. So erging es auch ihrem Vorgänger: Kiep begeistert­en die betriebwir­tschaftlic­hen Kenntnisse am meisten. Den Eindruck bestätigt Reuter: „Die Aufgabe schweißt die Stufe als Mannschaft unglaublic­h zusammen.“

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