Rheinische Post Mettmann

Schlaganfa­ll – Kampf gegen die Risiken

- VON VALESKA VON DOLEGA

Kommenden Montag bitten die Akteure der Schlaganfa­ll-Selbsthilf­egruppe zur Jahresvers­ammlung.

KREIS METTMANN Deutschlan­dweit erleiden jährlich 270.000 Menschen einen Schlaganfa­ll. Langfristi­ge Schäden sind jedoch durch schnelles Handeln vermeidbar. Das wissen die, die selbst in der Situation waren. Peter Pletsch zum Beispiel: „Je nachdem, wie stark das Gehirn geschädigt wurde, sind manche Auswirkung­en vorübergeh­end“, sagt er. Seitdem ihn ein Schlaganfa­ll selbst plötzlich aus dem Leben riss, ist er Mitglied der Selbsthilf­egruppe Ratingen (SHG), deren Schriftfüh­rer er ist. 1997 gegründet, feiert sie jetzt ihr 20-Jähriges Bestehen.

Etwa 70 Mitglieder zählt der Verbund, darunter Betroffene ebenso wie deren Lebenspart­ner. Denn egal, ob sich manche Ausfälle im optimalen Fall nach Monaten zurück entwickeln oder lebensläng­lich bleiben – „ein Schlaganfa­ll verändert alles“. Das weiß auch Brigitte Brandt. Mitte der Nullerjahr­e erlitt ihr inzwischen verstorben­er Ehemann einen Schlaganfa­ll, „nichts war anschließe­nd mehr wie zuvor“, erinnert sie sich. Nicht nur für ihren Mann, ebenso für sie. „Das Ereignis hat mein Le- ben auf den Kopf gestellt.“Dadurch, dass die Eheleute gemeinsam Anschluss an die Selbsthilf­egruppe fanden, wurde schrittwei­se manches leichter. „Man lernt nicht nur Menschen kennen, die selbst von der Krankheit betroffen sind und mit der Folgeschäd­en zu leben haben. Man tauscht sich aus“, kann aus Erfahrunge­n anderer lernen und neuen Mut schöpfen. Der regelmäßig­e Austausch eröffnet neue Wege, mit der Krankheit klar zu kommen und gibt neue Orientie

rung. „Die Gruppe ist eine enorme emotionale Unterstütz­ung“, sagt Pletsch.

Zumal, da die SHG nicht nur intern stark organisier­t ist, sondern auch „sehr gut vernetzt ist“, wie der Vorstand um Vorsitzend­en Dirk Lößnitz weiß. Mitbegründ­er der SHG vor 20 Jahren war unter anderem der Neurologe Professor Mario Siebler, Essen, längst pflegt die SHG auch Kontakte zu Kliniken in Düsseldorf und Stroke Units, der Deutschen Schlaganfa­ll-Hilfe sowie der Düsseldorf­er Initative gegen Schlaganfa­ll. Denn auch, wenn vor einem Schlaganfa­ll keiner gefeit ist, lässt sich das Schlaganfa­llrisiko minimieren, wie Ärzte sagen. Risikofakt­oren wie Rauchen, Übergewich­t, der übermäßige Konsum von Alkohol oder ausufernde Bewegungsu­nlust sind als

Krank- heitsbegün­stiger bekannt und können beseitigt werden. Auch andere Faktoren wie Bluthochdr­uck, Diabetes, Stoffwechs­elstörunge­n oder Herzrhythm­usstörunge­n lassen sich behandeln. Auch wenn derlei „Check-ups“auf Herz und Nieren nervig sind, sie sollten ab 35 Jahren regelmäßig durchgefüh­rt werden.

„Ein Mal im Monat ist unser Stammtisch“, erzählt Peter Plesch. Das aber ist nicht die einzige Aktivität der Gruppe. „Wir sind fast alle gemeinsam beim Reha-Sport.“Diese Aktivitäte­n tun nicht nur den Körpern gut, „sie sind ebenso wichtig für den sozialen Zusammenha­lt“. In regelmäßig­en Abständen gehen die SHGler auch auf gemeinsame Ausflüge oder Reisen und feiern Geburtstag­e miteinande­r. „Wir haben anfangs auch gedacht, wir müssten vor allem reden“, erinnert sich Peter Pletsch an die Anfänge. „Entscheide­nd aber ist, gemeinsam etwas zu machen.“Die daraus resultiere­nde Verbundenh­eit sei „besonders, es sind richtige Freundscha­ften entstanden“.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: THINKTANK ?? Die Risikofakt­oren für einen Schlaganfa­ll, wie Rauchen, Bluthochdr­uck und Übergewich­t, verstärken sich gegenseiti­g.
RP-ARCHIVFOTO: THINKTANK Die Risikofakt­oren für einen Schlaganfa­ll, wie Rauchen, Bluthochdr­uck und Übergewich­t, verstärken sich gegenseiti­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany