Immer mehr Leerstände am Südende der Kö
An der südlichen Spitze der Königsallee haben viele Geschäfte geschlossen. Dieser Teil der Prachtmeile erlebt einen Wandel. Die Kö ist nach Norden gerückt
Eigentlich ist die Königsallee das Filetstück des Düsseldorfer Einzelhandels. Die Schadowstraße ist für den normalen Bedarf, die Flinger Straße hat seit jeher eine jugendliche Note – und die Kö ist eben die Königin unter diesen Meilen. Entsprechend sind dort auch die Mieten mit Abstand am höchsten. 300 Euro je Quadratmeter ist aktuell die Spitzenmiete im Düsseldorfer Einzelhandel.
Doch wer die Ladenlokale am Südende der Prachtstraße entlang- schlendert, sieht überraschend viele Geschäfte leerstehen. Am auffälligsten ist der Leerstand des früheren Ladenlokals des Messerherstellers Victorinox. Ebenso ist das frühere Geschäft von Villeroy & Boch verwaist. Einen Leerstand gibt es auch in einem Ladenlokal der SüdKö / Ecke Bahnstraße.
Stirbt nun die weniger schillernde und noble Seite der Königsallee? Laut Makler Marcel Abel von JLL erlebt dieser Teil der Straße zumindest derzeit einen grundlegenden Wandel. „Klar hat dieser Teil der Königsallee eine überhaupt nicht mit dem Nordende vergleichbare Passantenfrequenz“, sagt Abel. Und diese Passantenfrequenz, Kennziffer für die Zahl potenzieller Kunden, ist nun einmal entscheidend für Wohl und Wehe des Handels und auch für die Einzelhandelsmieten. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Preise am Südende der Kö nicht mal bei einem Drittel der besseren Lagen zwischen Steinstraße und KöBogen sind, teilweise noch niedriger. „Was fehlt in dem Areal für eine gute Vermietung zu sehr guten Preisen ist ein hochwertiges Konzept“, sagt Abel.
Peter Wienen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Kö-Anrainer, gibt sich unterdessen zuversichtlich. Die meisten Ladenlokale seien schließlich vermietet, auch wenn sie leer stünden, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. „In den Laden von Victorinox zieht bald die Outdoor-Kette Globetrotter, an die Ecke Bahnstraße geht ein KaffeeUnternehmen“, sagt Wienen. Auch die französische Marke Maje ziehe an diesen Abschnitt. Die Nachfrage nach Handelsflächen an der Süd-Kö sei weiter groß. An den Leerständen nicht ganz unschuldig sei, dass die Händler und Ketten was die Ladenlokale angeht, immer anspruchsvoller würden, meint Wienen. „Ich gehe auch davon aus, dass die Passantenfrequenz wieder zunehmen wird, wenn der Umbau des einstigen Kaufhofs Berliner Allee durch Zurheide abgeschlossen ist“, sagt Wienen.
Klar ist für Wienen dagegen, dass es in dem Bereich zwischen der Einmündung zum Schadowplatz bis zur Ecke Steinstraße/Königsallee bis auf weiteres keine Leerstände geben wird. Alle Ladenlokale seien auf Jahre vermietet.
Bei der IG Kö hört man es nicht gern, aber es deutet vieles darauf hin, dass der Kö-Bogen Teile der Königsallee im Vergleich unattraktiver gemacht hat. Die Schadowstraße steht kurz vor Ende der Bauarbeiten. Der Kö-Bogen, das zeigt eine Umfrage, wird von den Kunden bereits gut angenommen. Entsprechend hat sich durch die Achse Schadowstraße – Kö-Bogen – Kö – Altstadt eine größere Passantenfrequenz entwickelt. Und das offensichtlich. Der Kö-Bogen hat die Kö also nicht verlängert. Vielmehr wurde die Kö nach Norden verschoben, auf Kosten der südlichen Kö.
Doch das bedeutet nicht, dass die südliche Königsallee dadurch nun zu einem zweitklassigen Standort für Spielhallen, Nagelstudios oder Schnellrestaurants verkommt. Die Geschichte der Kö hat gezeigt, dass sie mit ihrer Luxusausrichtung über Jahrzehnte gut gefahren ist. Somit könnten luxusnahe Anbieter, seien es Möbel oder teure Haushaltswaren, durchaus einen Platz an der Süd-Spitze der Königallee haben. Doch dafür muss diese sich anstrengen. Warum debattiert man also über eine Eisbahn an der eh schon beliebten Nordseite, wenn die Südseite davon viel mehr profitieren könnte? thorsten.breitkopf
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