Sie verkleidet prominente Narren
Sie näht mit Angelschnur statt mit normalem Faden, sie tackert und klebt, sie bastelt und baut Schwäne, Flamingos, Eisköniginnen, Drachentöter und Teufel. Oberbürgermeister Thomas Geisel und seine Ehefrau Vera glänzten kürzlich auf einer Sitzung im Narrenfreiheit-Kostüm. Aus Zitronennetzen formt die Designerin ausgefallene Hut-Garnituren, sie modelliert Teufelshörner, recycelt, upcycelt und verwendet Vintage-Kleider so, wie es ihr gefällt. „Frau Frohnatur“ist Spezialistin für ganz besondere „Haute Coutürchen“. Und immer öfter spielt ihre handgemachte, fantasiereiche Mode für die 5. Jahreszeit eine tragende Rolle. Von Düsseldorf bis Aachen, von Neuss bis Köln, von Mönchengladbach bis Grevenbroich werfen sich Vereins-Präsidenten und normale Narren in Roben aus dem Atelier von Frau Frohnatur alias Ute-Maria Kranz. Der Name ist nicht nur Konzept, sondern er entspricht ihrem Naturell: Frau Frohnatur geht mit Humor und einem Lächeln auf den Lippen durchs Leben. Dabei machte sie früher mal was völlig anderes. Als Architektin entwarf sie mehr als zwei Jahrzehnte lang deutschlandweit Großprojekte wie die Zentrale für den Fernsehsender Sky in München. Heute ist sie glücklich, im Rheinland zu leben und ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Was haben denn Beton und Karneval gemeinsam? „Es kommt immer darauf an, was man daraus macht“, sagt die Frau, die erst vor einem Jahr ihr eigenes Atelier in Grevenbroich eröffnete, aber durch viele Kunden in Düsseldorf quasi ein zweites Zuhause gefunden hat. „Ein sympathisches Völkchen“, meint Ute-Maria Kranz. „Und so feierfreudig.“Ob Düsseldorfer oder Neusser – für beide Narren-Regionen gilt: Jede Kreation vom Kopfputz bis zum kompletten Kostüm ist ein Unikat. „Bei mir gibt es keine Biene Maja in zehnfacher Ausführung“, betont sie, denn „fott es fott“. Was so viel bedeutet wie, wenn die gesammelten Vintagestoffe und allerlei andere Fundstücke verarbeitet sind, dann müssen neues Material und neue Kostümideen her. Wie kommt eine erfolgreiche Architektin überhaupt auf die Idee, Karnevalskostüme und Verkleidungen aller Art zu entwerfen? „Ich bin auf dem Land groß geworden, wo alle Feste groß und ausgelassen und gern kostümiert gefeiert wurden.“Als rheinische Frohnatur fand sie das Kostümangebot in Kaufhäusern und bei Discountern oft frustrierend: „Bei Tausenden von PolyesterKostümen überstehen die Nähte oft die erste Polonaise nicht.“Frau Frohnatur, die weder Schneidern noch Nähen gelernt hat, will mit ihren kreativen Experimenten Alternativen bieten. Bei ihr soll jede Frau auch als „Zorröschen“oder „Monsterbabe“gut aussehen. „Ich kenne Problemzonen und umgehe sie, indem ich gut sitzende Basics mit fröhlichem Kram kombiniere, bis ein individuelles Kostümmotto entsteht, wie zum Beispiel die Drachentöterin.“Bei Ute-Maria Kranz wird nichts von der Stange oder gar online bestellt. Die Kundin macht einen Termin, kommt am besten ins Atelier nach Grevenbroich, es wird Maß genommen, geschneidert und anprobiert – bis alles perfekt passt. Sehr beliebt ist übrigens ihr glitzernder Haarreif mit Konfetti, der macht sicher noch als „Büroleuchte“Furore.
Dagmar Haas-Pilwat