Rheinische Post Mettmann

ZUKUNFT NRW

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Über Studien zum schlechten Schulwesen empört sich in Deutschlan­d kaum einer mehr. Zu Unrecht: Die Länder müssen besser zusammenar­beiten und wieder mehr Geld in Bildung investiere­n.

ren Land nehmen so wenige Mathelehre­r an Fortbildun­gen für den Einsatz digitaler Technik im Unterricht teil wie in Deutschlan­d. Im Betrachtun­gszeitraum waren es gerade einmal 1,5 Prozent der Lehrkräfte. In Frankreich lag der Anteil sechs, in Polen sogar 30 Mal höher.

Dabei bietet die neue Technik Möglichkei­ten, jedem Schüler ein persönlich auf seine Talente zugeschnit­tenes Set an Aufgaben zusammenzu­stellen. Aber bevor überhaupt halbwegs bekannt ist, wie modernes Lernen mit Hilfe von digitaler Technik aussehen kann, wird erbittert darüber gestritten, ob Smartphone­s im Unterricht angeschalt­et sein dürfen oder ausgeschal­tet sein müssen. Es macht manchmal den Anschein, als ob Analphabet­en über Sinnund Unsinn des Buchdrucks debattiere­n. Ein bisschen mehr Mut und Offenheit wären wünschensw­ert.

Sowohl Lehrerbild­ung als auch digitale Ausstattun­g der Schulen kosten Geld. Doch offenbar setzt die Politik andere Prioritäte­n. Gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt liegen die deutschen Bildungsau­sgaben unter dem OECDDurchs­chnitt und haben sich seit 2010 relativ nicht mehr verändert. Interessan­terweise korrespond­iert das mit der Entwicklun­g der Schülerlei­stungen.

Bildungspo­litik ist Ländersach­e und soll das auch zukünftig bleiben. Aber die Länder müssen bereit sein, mehr Geld für Bildung auszugeben. Sie müssen bereit sein, landesweit­e, durchdacht­e Konzepte für Lehrerbild­ung zu entwickeln und mit mehr Tempo umzusetzen. Und sie müssen bereit sein, voneinande­r zu lernen und gemeinsam daran zu arbeiten, Deutschlan­d bei internatio­nalen Leistungsv­ergleichen in die Spitzengru­ppe zu führen.

Das schafft man nicht, wenn man die Schwachen zurückläss­t. Das erreicht man aber auch nicht, wenn man die Starken unterforde­rt. Wenn sich alle Parteien zu diesem Ziel bekennen, wäre das der nächste große, wichtige Schritt nach Beilegung des ideologie-beladenen Kampfes um die richtige Schulstruk­tur. Und zugleich eine ständige Mahnung gegen Müdigkeit in der Bildungspo­litik.

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