VW traut man inzwischen alles zu
Alle haben frühzeitig Bescheid gewusst, behauptet VW-Patriarch Ferdinand Piëch: der Betriebsratschef, der damalige Chef der IG Metall, sogar Niedersachsens Ministerpräsident über die Sache mit dem Abgasskandal und die Ermittlungen in den USA. Ist das die Rache eines alten Mannes nach einem verlorenen Machtkampf? Wer weiß das schon. Viel schlimmer ist: Ausschließen, dass es genauso wie von Piëch behauptet gewesen sein könnte, kann man es trotz aller Dementis nicht. Das ist das Fatale an Volkswagen im Jahr 2017: Man traut dem Konzern und den Beteiligten inzwischen (fast) alles zu.
Das bisherige Krisenmanagement von VW hat im Grunde nur dafür gesorgt, dass die Zweifel am Aufklärungswillen und am tatsächlichen Neuanfang wachsen. Würde es hier nicht um den Arbeitgeber von rund 600.000 Menschen und einen der wichtigsten Wirtschaftskonzerne Deutschlands gehen, könnte man diesem Drama fasziniert zuschauen. So aber bleibt die Sorge, dass die persönlichen Fehden von ein paar Machtmenschen am Ende das ganze Unternehmen wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lassen. Schon jetzt sind die Leidtragenden die Arbeiter, die Autohändler, die Kunden. Es reicht. BERICHT VW-AFFÄRE WIRD SCHLAMMSCHLACHT, TITELSEITE
Es kann nicht richtig sein, wenn zwei Menschen, die an einem Ort dasselbe leisten, höchst unterschiedlich bezahlt werden. Das gilt nicht nur, aber auch für Lehrer. Die angestellten Pädagogen, die für ihre Altersversorgung aufkommen müssen, haben monatlich deutlich weniger Geld zur Verfügung als ihre beamteten Kollegen, die im Lehrerzimmer neben ihnen sitzen. Das schafft Verdruss.
Man könnte jetzt den wieder einmal aufbegehrenden Tarif-Lehrern zwar entgegenhalten, dass sie doch wohl gewusst haben, worauf sie sich einlassen. Eine Lösung wäre das freilich nicht. An dieser Stelle stellt sich stattdessen einmal mehr die Frage, warum Lehrer überhaupt Beamte sein müssen, wenn die Schulleitung denselben Einsatz von den verbeamteten wie den angestellten Kräften erwarten kann und muss.
Das Schulministerium verweist darauf, dass die Spaltung in Angestellte und Beamte nicht nur die Lehrer betrifft. Das trifft zu, hilft aber auch nicht weiter. Vielleicht sollte NRW vorangehen und einen Kurswechsel bei der Lehrereinstellung vornehmen. BERICHT ANGESTELLTE LEHRER . . ., TITELSEITE
ELehrer-Ungleichheit
Der stoische Rechtsstaat
s hat etwas Beruhigendes inmitten der Verunsicherung, die Donald Trump provoziert: Mag der US-Präsident auch jeden beschimpfen, der sich ihm in den Weg stellt, die Mühlen des Rechtsstaats mahlen verlässlich wie immer. Da sind die drei Berufungsrichter in San Francisco, die gründlich abwägend prüfen, ob das vorübergehende Einreiseverbot gegen die Verfassung verstößt. Da ist Neil Gorsuch, Trumps Kandidat für den Supreme Court, der sich demonstrativ solidarisiert mit dem Kollegentrio, das gar nicht daran denkt, sich dem Willen des Präsidenten zu beugen.
Der Milliardär, der vor seinem Einzug ins Weiße Haus nie ein Wahlamt innehatte, tut sich schwer mit der Gewaltenteilung. Er ist noch immer der Immobilienmagnat, der es gewohnt ist, dass man seinen Anweisungen Folge leistet. Ein Mann mit autokratischen Neigungen, der schnell laut wird, wenn er auf Widerspruch stößt. Die Justiz hat ihm stoisch die Stirn geboten, in einer Kraftprobe, die schneller kam, als es die meisten wohl erwartet hatten. Der Rechtsstaat, hat sie gezeigt, wird auch einen Donald Trump überleben. BERICHT