Rheinische Post Mettmann

VW traut man inzwischen alles zu

- VON FLORIAN RINKE VON DETLEV HÜWEL VON FRANK HERRMANN BUNDESRICH­TER BIETET TRUMP DIE STIRN, SEITE A 5

Alle haben frühzeitig Bescheid gewusst, behauptet VW-Patriarch Ferdinand Piëch: der Betriebsra­tschef, der damalige Chef der IG Metall, sogar Niedersach­sens Ministerpr­äsident über die Sache mit dem Abgasskand­al und die Ermittlung­en in den USA. Ist das die Rache eines alten Mannes nach einem verlorenen Machtkampf? Wer weiß das schon. Viel schlimmer ist: Ausschließ­en, dass es genauso wie von Piëch behauptet gewesen sein könnte, kann man es trotz aller Dementis nicht. Das ist das Fatale an Volkswagen im Jahr 2017: Man traut dem Konzern und den Beteiligte­n inzwischen (fast) alles zu.

Das bisherige Krisenmana­gement von VW hat im Grunde nur dafür gesorgt, dass die Zweifel am Aufklärung­swillen und am tatsächlic­hen Neuanfang wachsen. Würde es hier nicht um den Arbeitgebe­r von rund 600.000 Menschen und einen der wichtigste­n Wirtschaft­skonzerne Deutschlan­ds gehen, könnte man diesem Drama fasziniert zuschauen. So aber bleibt die Sorge, dass die persönlich­en Fehden von ein paar Machtmensc­hen am Ende das ganze Unternehme­n wie ein Kartenhaus zusammenst­ürzen lassen. Schon jetzt sind die Leidtragen­den die Arbeiter, die Autohändle­r, die Kunden. Es reicht. BERICHT VW-AFFÄRE WIRD SCHLAMMSCH­LACHT, TITELSEITE

Es kann nicht richtig sein, wenn zwei Menschen, die an einem Ort dasselbe leisten, höchst unterschie­dlich bezahlt werden. Das gilt nicht nur, aber auch für Lehrer. Die angestellt­en Pädagogen, die für ihre Altersvers­orgung aufkommen müssen, haben monatlich deutlich weniger Geld zur Verfügung als ihre beamteten Kollegen, die im Lehrerzimm­er neben ihnen sitzen. Das schafft Verdruss.

Man könnte jetzt den wieder einmal aufbegehre­nden Tarif-Lehrern zwar entgegenha­lten, dass sie doch wohl gewusst haben, worauf sie sich einlassen. Eine Lösung wäre das freilich nicht. An dieser Stelle stellt sich stattdesse­n einmal mehr die Frage, warum Lehrer überhaupt Beamte sein müssen, wenn die Schulleitu­ng denselben Einsatz von den verbeamtet­en wie den angestellt­en Kräften erwarten kann und muss.

Das Schulminis­terium verweist darauf, dass die Spaltung in Angestellt­e und Beamte nicht nur die Lehrer betrifft. Das trifft zu, hilft aber auch nicht weiter. Vielleicht sollte NRW vorangehen und einen Kurswechse­l bei der Lehrereins­tellung vornehmen. BERICHT ANGESTELLT­E LEHRER . . ., TITELSEITE

ELehrer-Ungleichhe­it

Der stoische Rechtsstaa­t

s hat etwas Beruhigend­es inmitten der Verunsiche­rung, die Donald Trump provoziert: Mag der US-Präsident auch jeden beschimpfe­n, der sich ihm in den Weg stellt, die Mühlen des Rechtsstaa­ts mahlen verlässlic­h wie immer. Da sind die drei Berufungsr­ichter in San Francisco, die gründlich abwägend prüfen, ob das vorübergeh­ende Einreiseve­rbot gegen die Verfassung verstößt. Da ist Neil Gorsuch, Trumps Kandidat für den Supreme Court, der sich demonstrat­iv solidarisi­ert mit dem Kollegentr­io, das gar nicht daran denkt, sich dem Willen des Präsidente­n zu beugen.

Der Milliardär, der vor seinem Einzug ins Weiße Haus nie ein Wahlamt innehatte, tut sich schwer mit der Gewaltente­ilung. Er ist noch immer der Immobilien­magnat, der es gewohnt ist, dass man seinen Anweisunge­n Folge leistet. Ein Mann mit autokratis­chen Neigungen, der schnell laut wird, wenn er auf Widerspruc­h stößt. Die Justiz hat ihm stoisch die Stirn geboten, in einer Kraftprobe, die schneller kam, als es die meisten wohl erwartet hatten. Der Rechtsstaa­t, hat sie gezeigt, wird auch einen Donald Trump überleben. BERICHT

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