Rheinische Post Mettmann

Katholisch­e Pfarre kritisiert zu große Kita-Gruppen

- VON UWE REIMANN

Die Stadt bemüht sich nach Kräften, allen Kindern einen Betreuungs­platz anzubieten. 51 Plätze fehlen derzeit. Diakon Michael Anhut kündigt an, „den Wahnsinn der Überbelegu­ngen nicht mehr mitzumache­n“.

WÜLFRATH Die Diskussion­en unter den Wülfrather Eltern, die für ihre Kinder einen Betreuungs­platz ab August suchen, hatte die Stimmung in den vergangene­n Tagen angeheizt. Viele fürchten, keinen Platz zu bekommen. Jugendhilf­eplaner Udo Neumann stellt im Jugendhilf­eausschuss deshalb aus Sicht der Stadt nüchtern und sachlich die momentane Situation dar. Zum Start des neuen Kindergart­enjahres würden alle Kinder einen Platz in einer Kita oder bei einer Tagesmutte­r oder in einer so genannten Vorlaufgru­ppe bekommen. Es werde zwar unterschie­dliche Lösungen geben, aber niemand müsse auf etwas verzichten, sagte Neumann. Die Stadt müht sich nach Kräften, aber Fakt bleibt momentan: 620 Plätzen stehen 671 Anfragen gegenüber. Das rechnerisc­he Minus von 51 Plätzen werde aufgefange­n durch 31 Kinder, die als „Überbelegu­ng“in eigentlich volle Kindergart­engruppen kommen. 20 neue Plätze soll die neue Gruppe in der Kita Kastaniena­llee bereitstel­len.

Diakon Michael Anhut jedoch ärgerte sich vehement über die Situa- tion, schon in den vergangene­n Jahren habe man deutliche Überbelegu­ngen in Kauf nehmen müssen. Er formuliert­e eine grundsätzl­iche Kritik an der Stadt: Sehr dringend brauche man den Kindergart­enneubau an der Schulstraß­e.

„In guter Solidaritä­t“habe man immer wieder Überbelegu­ngen mitgemacht, doch damit müsse Schluss ein. Das könne so nicht weiter gehen. „Wir machen diesen Wahnsinn im katholisch­en Kindergart­en St. Joseph im nächsten Jahr nicht mehr mit“, kündigte er an. Für die Mitarbeite­rinnen und auch die Kinder seien die dauernden Überbelegu­ngen eine Zumutung. Sein Fazit: „Wir brauchen die neue Kita im kommenden Jahr, sonst fahren wir vor die Wand.“

In der Politik rührte sich sofort Solidaritä­t: Andreas Seidler (CDU) stimmt dem voll zu: „Sie sprechen mir aus der Seele.“

Notlösunge­n, die im Ausschuss angedacht wurden, beschied Sozialdeze­rnentin Michaele Berster abschlägig: Die geschlosse­nen Kindergärt­en Am Pütt, Kastaniena­llee und Düssel können wegen der heutigen Raumstanda­rds auch übergangsw­eise nicht wieder geöffnet werden. „Dafür würden wir keine Genehmigun­g bekommen“, sagte sie. Einzige Möglichkei­t: Eine Art Vorlaufgru­ppe könnte dort starten und später in einen Kita umziehen.

Jugendamts­leiterin Bärbel Habermann erinnerte zudem daran, dass die Stadt klare Punkte wie das Alter und soziale Kriterien bei der Vergabe der Plätze berücksich­tigen werde. Die sei in den vergangene­n Jahren so gewesen, dies gelte auch in diesem Jahr.

„Wir brauchen die neue Kita im kommenden Jahr, sonst fahren wir

vor die Wand“

Diakon Michael Anhut

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