Stadt überprüft 45-Stunden-Betreuung
Mehr als drei Viertel aller Kita-Eltern haben den höchstmöglichen Stundensatz gewählt. Das Jugendamt bezweifelt, dass dies dem Bedarf entspricht, und untersucht nun, welche Zeiten angemessen wären.
Die Betreuung in Kitas hat zwei Probleme, die einander bedingen: Buchen Eltern 35 Stunden für ihr Kind, müssen sie es um 14.30 Uhr abholen, weil die Kita um 7.30 Uhr öffnet und ab dann die täglichen sieben Stunden gerechnet werden. Buchen sie deshalb die 45-Stunden-Betreuung, erhöht sich der Personalbedarf, da diese Zahl mehr als eine Erzieherin erfordert. Um dieses Dilemma zu lösen, hat Jugendamtsleiter Johannes Horn angekündigt, man werde genau schauen, welchen Bedarf die Eltern wirklich haben: 45 Stunden, 35 Stunden flexibel oder 35 Stunden über Mittag.
Derzeit ist es laut Horn so, dass rund 83 Prozent der U3- und 75 Prozent der Ü3-Kinder die volle Betreuung von 45 Stunden gebucht haben. „Da stimmt was nicht“, sagt Horn. Denn viele Eltern würden auf Anfrage sagen, dass sie auch mit 35 Stunden zufrieden wären. Aber oft müssen sie die volle Zeit buchen, um einen Platz zu ergattern, der eine Betreuung über Mittag garantiert. Horn spricht von „Ressourcenverschwendung“. Derzeit befragt das Jugendamt die Leitungen von Kitas, die Ergebnisse werden Ende Mai erwartet. Die Umsetzung erfolgt frühestens zum Kindergartenjahr 2018/19. Man will herausfinden, bei wem die „Kernzeit von 9 bis 14 Uhr ausreicht und wo zusätzlicher Bedarf besteht“.
Laut Horn hat das Projekt nichts mit dem Sparprogramm „Verwaltung 2020“zu tun. Ein Personalab- bau sei nicht das Ziel, angesichts von 1000 neuen Plätzen pro Jahr wolle man aber erreichen, dass das Personal besser eingesetzt wird. Auch die Kinderzahl pro Gruppe werde nicht erhöht. „Die Eltern werden die Umstellung nicht merken.“
Die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst Verdi kritisiert die Pläne in zweierlei Hinsicht. „Das Programm bedeutet zwingend eine Arbeitsverdichtung. Es bleiben ja die- selben Kolleginnen, die die beschriebene Arbeit machen müssen“, sagt Britta Wortmann von Verdi. Zudem fürchtet die Gewerkschaft um die Qualität der Ausbildung. „Es ist jetzt schon möglich, die Arbeit von Auszubildenden oder Praktikanten auf die Zeit von Fachkräften anrechnen zu lassen. Das führt dazu, dass die Fachkräfte eher weniger Zeit für die Ausbildung haben.“Dies sei ein schlechtes Signal angesichts des Programms „Verwaltung 2020“, das mehr Wert auf Ausbildung und Fachkräfte legen soll.
Der Elternbeirat für die Kitas in der Stadt begleitet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Es sei sinnvoll, den Bedarf zu ermitteln, dieser Bedarf müsse dann aber auch erfüllt werden, sagt Marcel Preukschat, Sprecher des Beirats. „Bei vielen Eltern besteht die Sorge, dass es schwierig wird, einen 45-Stunden-