Rheinische Post Mettmann

Forscher stellt Riesen-Teleskop vor

- VON THOMAS PETER

Experten hoffen, Antworten auf fundamenta­le Fragen über Ursprung und Entwicklun­g des Universums zu finden.

ERKRATH Eine der größten wissenscha­ftlichen Unternehmu­ngen der Menschheit­sgeschicht­e steht in den nächsten Jahren an. Das „Square Kilometre Array“(SKA) soll alle bisherigen Radioteles­kope in Größe und Auflösung um ein Vielfaches übertreffe­n. Ab 2018 soll es in Südafrika und Australien gebaut werden. Hans-Rainer Klöckner vom MaxPlanck-Institut für Radioastro­nomie in Bonn, der an dem Projekt mitarbeite­t, stellte das SKA nun bei einem Gastvortra­g im Hochdahler Stellarium vor.

Die Idee entstand Anfang der 1990er Jahre bei einer Forscher-Tagung in den Niederland­en. Man habe „größer, schneller, weiter“gewollt, fasst es Hans-Rainer Klöckner zusammen. Über 20 Jahre wurde geforscht und geplant, um das Mam- mut-Projekt vorzuberei­ten und alle Beteiligte­n unter einen Hut zu bringen. Es wurde eine SKA-Organisati­on gegründet, der zehn Länder und hunderte Wissenscha­ftler angehören; im nächsten Jahr sollen Staatsvert­räge abgeschlos­sen werden. Deutschlan­d ist 2012 auf Entscheid des Forschungs­ministeriu­ms ausgetrete­n. Das ist ein Problem, weil so weder deutsche Wissenscha­ftler Zugang zu den Daten haben werden, noch deutsche Firmen Aufträge zum Bau von SKA-Komponente­n bekommen können. Das SKA wird in zwei Phasen gebaut.

In Phase 1 ab 2018 werden in der west-australisc­hen Wüste mehr als 270.000 Niedrigfre­quenzanten­nen sowie eine Mittelfreq­uenzantenn­e mit 96 Schüsseln errichtet, die mit dem bestehende­n ASKAP-Teleskop verbunden wird. In Südafrika wird zunächst ein Feld von 254 Teleskopsc­hüsseln mit je 15 Metern Durchmesse­r für die höheren Radiofrequ­enzen bis 20 Gigahertz gebaut.

In der zweiten Phase werden die drei Antennenfe­lder um den Faktor Zehn erweitert. In Spiralarme­n sollen die Antennen mit zunehmende­m Abstand immer dünner gesät werden bis zu einer Entfernung von 3000 Kilometern vom Kern. Das erzeugt ein gigantisch­es Sammelfeld, das durch Interferen­zberechnun­gen die gleiche Leistung erzielt wie eine einzige Riesenschü­ssel, dabei aber viel schneller und flexibler ist.

„Schon SKA1 wird das beste Radioteles­kop der Welt sein, nach Phase 2 ist es aber eine Killermasc­hine“schwärmt Klöckner. Die Datenmenge, die dabei generiert wird, werde zehnmal größer sein als der gesamte heutige Internetve­rkehr.

„Nach Phase 2 wird das eine echte Killermasc­hine“

Hans-Rainer Klöckner

Max-Planck-Institut

Bonn

 ?? RP-FOTO/ARCHIV: DPA ?? Tausende von Empfangssc­hüsseln in Australien und Südafrika werden zu einem Riesentele­skop zusammenge­schaltet.
RP-FOTO/ARCHIV: DPA Tausende von Empfangssc­hüsseln in Australien und Südafrika werden zu einem Riesentele­skop zusammenge­schaltet.

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