Rheinische Post Mettmann

Senioren-Selbsthilf­e für PC und Handy

- VON NATALIE URBIG

Im ZWAR-Netzwerk treffen ältere Menschen auf Gleichgesi­nnte: Sie verabreden sich zu gemeinsame­n Unternehmu­ngen oder teilen ihre Interessen. Solch ein Netzwerk gibt ist es jetzt auch in Wülfrath.

WÜLFRATH Aus dem Internetca­fé der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) dringt ein lautes Lachen: 13 Ruheständl­er sitzen dort um einen runden Tisch: Sie halten ihre Smartphone­s in der Hand, wischen über Tablets oder tippen auf ihrem Laptop. Vor allem aber lauschen sie, was Stephan Rodemann ihnen zu erzählen hat: Der studierte Informatik­er leitet den Kurs, der die Senioren mit der digitalen Welt bekannt macht.

Die Gruppe gehört zum ZWARNetzwe­rk. Zwar, das ist eine Abkürzung für Menschen „Zwischen Arbeit und Ruhestand“. Seit mehr als 30 Jahren gibt es die ZWAR-Zentralste­lle in NRW: Sie unterstütz­t verschiede­ne Städte dabei, ältere Menschen miteinande­r zu vernetzen. Das Besondere daran: Die Rentner können selbst bestimmen, wie sie ihre Freizeit gestalten wollen. Durch das Netzwerk finden sie Gleichgesi­nnte für ihre Interessen – etwa zum Joggen, spaziereng­ehen oder auch für Koch- und Spieleaben­de.

Seit Ende vergangene­n Jahres spinnt ZWAR seine Fäden auch in Wülfrath. Es war die Arbeiterwo­hlfahrt, die die ersten Schritte mit Unterstütz­ung der Stadt dafür eingeleite­t hat. An alle Einwohner zwischen 55 und 70 Jahren schickte die Stadt damals einen Brief, in der sie zu einem ersten Treffen bei der AWO eingeladen hat. Mehr als 150 Interessie­rte sind damals gekommen. Sie sammelten, welche Angebote sie in- teressiere­n würden. Daraus haben sich mehrere Netzwerkgr­uppen gebildet: Es gibt etwa eine Kultur-, eine Kreativ-, eine Trommel- und auch eine Fotografie­gruppe. Andere treffen sich zum gemeinsame­n kochen, nähen oder besuchen zusammen Restaurant­s. Die Gruppen organisier­en sich selbst. Der Computerku­rs von Stephan Rodemann ist eines der Angebote, das auf Wunsch der Senioren entstanden ist. „Das Netzwerk orientiert sich am Interesse der Leute, es setzt ihnen kein fer- tiges Angebot vor“, erklärt der KreisAwo-Vorsitzend­e Peter Zwilling. Und Interesse wie mit „Hunden spazieren gehen“können andere Bildungsei­nrichtunge­n nicht leisten. Zwilling betont deshalb: „Die Awo leitet das Netzwerk nicht, sie stellt nur die Räumlichke­iten zur Verfügung. Es könnte aber auch jederzeit woanders stattfinde­n.“Derweil lernen die Senioren im Computerku­rs von Stefan Rodemann wie sie digitale Fotos bearbeiten und die Bilder in der Cloud abspeicher­n. Auch bei den Themen hatten sie Mitsprachr­echt: Das wissen die Teilnehmer zu schätzen. Neben dem Fachwissen, spielt bei ihnen die soziale Komponente eine große Rolle. Das merkt auch Stephan Rodemann: „Die Gruppe hat sich gefunden, die Stimmung ist sehr gut und die Leute sind mit Spaß und Engagement dabei.“Und da das ZwarNetzwe­rk von eigenen Ideen und Selbstorga­nisation getragen wird, gibt es alle zwei Wochen ein „ZwarBasis-Treffen“im Awo-Haus: Dort kommen die Mitglieder der Netzwerkgr­uppen zusammen, tauschen sich aus und bringen neue Ideen ein. „Ich frage sie immer, gibt es noch etwas, was ihr gerne machen möchtet“, sagt Awo-Leiterin Ute Prem, die die Treffen moderiert. Verpflicht­end ist die Teilnahme jedoch nicht. Überhaupt ist das Netzwerk zwanglos, eine Mitgliedsc­haft gibt es nicht. Für Neuankömml­ige sei es jedoch sinnvoll an den Basistreff­en teilzunehm­en, denn dort erfahren sie , welche Veranstalt­ungen in den nächsten zwei Wochen anstehen. „Jeder Bürger, der sich betätigen will und etwas für die Freizeit sucht, ist willkommen, vielleicht findet er bei uns etwas schönes oder hat selbst Vorschläge“, sagt Prem.

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