Rheinische Post Mettmann

Kinder erfinden ihr eigenes Tiermärche­n

- VON LAURA MICUS

WÜLFRATH „Das ist ein Fluss“, ruft Benício und breitet ein hellblaues Tuch auf dem Fußboden aus. Daneben legt er noch grüne und braune Tücher, Wiese und Wald. „Das ist der Weg zum Restaurant und da fängt der Wald an.“Benício ist ein Jäger. Einen Koch und sein Restaurant scheint es aber in der Nähe auch noch zu geben. Der Achtjährig­e nimmt mit gleichaltr­igen Kindern am Workshop „Kinder machen Theater“in Rohdenhaus teil. Unter der Leitung von Theaterpäd­agogin Ute Kranz soll ein Theaterstü­ck entstehen. „Die Kinder denken sich das in der Regel selbst aus“, erklärt sie.

In dieser Woche war die Schnuppers­tunde, nun können sich die Mädchen und Jungen überlegen, ob sie sich anmelden wollen. Einmal in der Woche gibt es ein Treffen, an dem Stück für Stück eine Vorführung auf die Beine gestellt wird. Ende Juni gibt es für die stolzen Eltern dann die Präsentati­on der wo- chenlangen Arbeit. Für Benício ist es gar keine Frage, ob er teilnehmen wird. Er ist längst angemeldet und schon ein alter Hase beim Theaterwor­kshop.

Im vergangene­n Jahr hat er ebenfalls teilgenomm­en und mit anderen Kindern ein Märchen erarbeitet. Alle mochten Märchen, da war es ganz klar, dass es auf ein selbstge- schriebene­s Märchen hinauslauf­en würde, erinnert sich Ute Kranz, die im Theater Minestrone tätig ist. Dieses Jahr steht noch kein Thema fest. „Die Kinder sollen sich selbst ausprobier­en, ich halte die Augen und Ohren offen“, sagt sie.

Das erste Treffen begann mit einem Spiel: Die Kinder sollten verschiede­ne Figuren verkörpern, Tie- re, Zauberwese­n, einen Tollpatsch. Und sie sollten überlegen, was diese Figur wohl sagen könnte. „Ihr habt jetzt ganz nebenher Figuren erfunden und auch schon einen Text dazu“, lobt die Theaterpäd­agogin, „das machen die Profis auch manchmal so.“Die Kinder strahlen. Und los geht’s. Wer kann man mit diesen Stoffen alles sein? Diese Frage steht im Raum – und eine Vielzahl an bunten Stoffen wehen aus einer Kiste heraus.

Benício hat schnell seine Landschaft kreiert, dann baut er, der Jäger, zusammen mit dem Koch noch eine Höhle für die beiden Bettlerinn­en. Man hilft, wo man kann. „Ein wohltätige­r Jäger und ein mildtätige­r Koch bauen Behausung für Bettler. Wie findet ihr das?“, kommentier­t Kranz. Katja Huhn Villela, Gründungsm­itglied des Theaters Minestrone und Mutter von Benício, ist begeistert von dem Workshop. Sie selber lässt das Theater nicht los, nun hat ihr Sohn Spaß daran, in ihre Fußstapfen zu treten.

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RP-FOTO: D. JANICKI Theaterpäd­agogin Ute Kranz lässt beim Workshop den jungen Akteuren viel Spielraum.

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