„Ich werde nicht mehr in die Türkei reisen“
Ein Ditib-Imam aus Monheim hat offensichtlich einen Hildener Bildungsverein bespitzelt. Dessen Vorsitzender Bekir Arslan ist entsetzt.
HILDEN/MONHEIM Imame des Islamverbands Ditib haben einem Aufruf aus Ankara folgend in Deutschland vermeintliche Gegner des Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ausspioniert – auch im Rheinland, wie der Fall des ehemaligen DitibImams K. aus Monheim zeigt. Durch die bloße Nennung in einem Bericht nach Ankara rückte er den Hildener Bildungs- und Erzie- hungsverein „Hand in Hand“in die Nähe von Erdogan-Erzfeind Fethullah Gülen. Das kann in der Türkei seit dem Putschversuch lebensgefährlich sein, weiß auch „Hand in Hand“-Vorsitzender Bekir Arslan und ist deshalb schockiert: „Wir sind keine Gülen-Einrichtung. Wir haben keine politische Agenda, sondern machen ehrliche Integrationsarbeit.“Der freiberufliche Unternehmensberater will sich wehren. Deshalb ist er an die Öffentlichkeit gegangen: „Ich werde Anzeige er- statten – und auf keinen Fall mehr in die Türkei reisen.“Das NRW-Innenministerium hat nach eigenen Angaben Betroffene informiert. Arslan hat bisher keinen Besuch von der Polizei erhalten. Das müsse aber nicht bedeuten, dass nicht auch er denunziert worden ist, so ein Sprecher. Die Zahl der bekannten Bespitzelten könne sich ständig ändern.
Was der Hildener nicht nachvollziehen kann, ist die Haltung der Stadt Monheim. „Bespitzeln ist eine Methode aus dem Dritten Reich“, sagt Arslan: „Diese Moschee-Gemeinde wird von der Stadt als Partner angesehen und soll ein Grundstück bekommen.“Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto-Partei) zeigt sich von den Vorwürfen unbeeindruckt. „Es ist ungerecht, wenn der Bundesvorstand und sämtliche Gemeinden dafür in Haftung genommen werden, dass sich von fast 1000 Ditib-Imamen in Deutschland eine Handvoll als Denunzianten erweist. Was wir dort erleben, ist keine Spionage, sondern schlichtes Denunziantentum.“Ob das strafrechtlich relevant sei, stellt er infrage. Deshalb wird er an den Verträgen, die er mit der Ditib und einer weiteren muslimischen Ge- meinde geschlossen hat, festhalten. Er hat den Gemeinden zwei Grundstücke im Wert von etwa 900.000 Euro zum Moscheebau zur Verfügung gestellt – gratis.
Bei der Opposition ist das nicht auf Gegenliebe gestoßen. „Es bestärkt unsere Auffassung, mit DitibGemeinden keine Verträge zu schließen, da sie vom türkischen Staat abhängen“, sagt Monheims SPD-Chef Werner Goller. Auch CDU-Chef Markus Gronauer sieht sich in seiner Kritik an Ditib bestätigt.
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