Rheinische Post Mettmann

PFARRER LUDWIN SEIWERT „Im Glück nicht übermütig werden“

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Und im Leid nicht verzweifel­n. Pfarrer Ludwin Seiwert über den Tod, der ganz anders ist, als ihn man sich vorstellt.

ERKRATH Das Interesse an dem Bibelkursu­s von Ludwin Seiwert ist ungebroche­n. Zu den Terminen ist die Heilig-Geist-Kirche in Hochdahl fast immer voll besetzt und die der Diskurs teilweise sehr hitzig. Kommenden Montag geht es weiter. Thema ist der Tod. rung weiß. Sondern dass man trotz allem versucht, an Gott festzuhalt­en. Wie kann man mit dem eigenen Leid leben und welchen Trost kann es geben? SEIWERT Freude und Leid gibt es in jedem Leben. Die Kunst besteht darin, im Glück nicht übermütig zu werden und im Leid nicht zu verzweifel­n. Und man muss versuchen, tapfer zu sein. Jesus hat am Kreuz die dunkle Seite des Lebens erlitten. Erst Ostern hat er erfahren: Gott hat mich doch nicht verlassen. Ein Mensch stirbt nach langem Leiden oder ein Kind nach einer schweren Krankheit. Was sagen sie denen, die ein solches Geschehen nur sehr schwer fassen können und (ver)zweifeln? SEIWERT Ich würde am liebsten gar nichts sagen. Aber ich würde den Menschen zeigen, dass ich bei ihnen bin und zu ihnen stehe. Und dass ich hoffe: So ist auch Gott! Er hält zu uns, auch wenn wir nicht immer zu ihm halten können. Gott liebt die Menschen und hat dennoch den Tod gemacht? SEIWERT Ich habe meine Eltern beerdigt und meine Schwester. Ich habe ganz viele Menschen beerdigt, gute Freunde, Kinder, Alte und Kranke. Auch solche, die mit ihrem Leben Schluss gemacht haben. Aber ich weiß nicht: Wie ist Sterben wirk- lich? Ich habe es ja noch nicht selber erlebt. Ich glaube, der Tod ist ganz anders als alles, was wir uns jetzt vorstellen. Man spricht wohl mit Recht vom „Geheimnis des Todes“. Und worauf dürfen wir nach dem Tod hoffen? SEIWERT Ich weiß es nicht, aber ich bin neugierig. Wir haben sicherlich auch nach dem Tod viel Freiheit und müssen nicht ja sagen zu Gott. Er wird uns zu nichts zwingen nach dem Motto „Ich nehme Dich, ob Du willst oder nicht.“Möglicherw­eise wundere ich mich über die neuen Erkenntnis­se, die ich dann in Gottes Gegenwart machen darf – und lächle über all die Dinge, die ich in meinen Bibelkurs so erzählt habe.

SABINE MAGUIRE STELLTE DIE FRAGEN

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