Gras von Gröhe auf Rezept
Das Gesetz von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zur medizinischen Anwendung von Cannabis tritt in Kürze in Kraft. Eine staatliche Agentur soll verhindern, dass die Mittel auf den Drogenmarkt geraten.
kasse die Therapiekosten. Bisher mussten Patienten mit einer Ausnahmegenehmigung für eine Cannabis-Therapie die Kosten selber tragen. In welcher Form darf Cannabis eingenommen werden? Das Gesetz macht dazu keine konkreten Vorschriften. Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt jedoch die Einnahme von Cannabis-Ölen oder Tropfen. Auch die Abgabe von getrockneten Blüten in Arzneimittelqualität wird künftig möglich sein. Wegen Nebenwirkungen rät das BfArM jedoch vom Rauchen der Cannabis-Pflanzen ab. „Es geht hier tatsächlich nicht um Kiffen oder Joint auf Rezept“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Lutz Strop- pe. Eine Freigabe von Cannabis als Rauschmittel sei nicht geplant. Woher kommt das Cannabis? Bisher wird Cannabis zur medizinischen Verwendung vor allem aus den Niederlanden und Kanada importiert. Im vergangenen Jahr waren das rund 170 Kilogramm. Ab 2019 soll auch Cannabis aus deutschem Anbau verfügbar sein. Bei einem Tagesbedarf von etwa einem Gramm pro Patient würden derzeit 365 Kilogramm pro Jahr benötigt. Wie soll verhindert werden, dass medizinische Substanzen auf den illegalen Drogenmarkt gelangen? Dazu wird die neue Cannabisagentur beim BfArM den Anbau in lizenzierten Betrieben überwachen. Der Anbau soll ausgeschrieben werden, die Betriebe müssen die Ernte lagern. Die staatliche Agentur wird die Ernte schließlich aufkaufen, um sie an Arzneimittelhersteller, Großhändler oder Apotheken weiterzuverkaufen. Einfluss auf den Abgabepreis soll die Agentur nicht haben. Wie wurde die Cannabis-Therapie bisher geregelt? Bisher benötigten Patienten eine Ausnahmegenehmigung, um Cannabis einnehmen zu dürfen. Die Kosten mussten die Betroffenen jedoch selbst tragen, zudem war nicht immer eine Versorgung mit den Arzneimitteln gewährleistet. Warum ist das Gesetz so umstritten? Kritiker fürchten dahinter eine schleichende Legalisierung der am weitesten verbreiteten illegalen Droge. Sie wird vor allem in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert, dauerhafter Konsum kann zu Abhängigkeit führen. Mehr als 40 Prozent der 25- bis 29-Jährigen haben es schon einmal konsumiert. Besitz, Anbau und der Handel von Cannabis sind verboten. Was sagen Ärzte und Arzneimittelhersteller zu dem Gesetz? Die Bundesärztekammer begrüßt das Gesetz. Mediziner erhoffen sich durch die Freigabe für Patienten weitere Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Cannabis. Hersteller wie Bionorica sind aufgeschlossen, weil sie sich zusätzlichen Absatz versprechen. Kritisch sehen sie jedoch, dass die Verwendung von schlecht zu dosierenden Cannabisblüten erlaubt sein wird.