Rheinische Post Mettmann

„Die Deutschen haben Standards gesetzt“

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N FOTO: DPA

16 Jahre ist Bjarte Engen Vik erfolgreic­hster Nordischer Kombiniere­r der WM-Historie. Dann löst ihn Johannes Rydzek ab. Nagt das am Norweger? Nein, er ist begeistert von den Deutschen. Die holen auch noch das vierte mögliche Gold.

LAHTI/DÜSSELDORF Das Leben hielt in dieser Woche gleich zwei nachhaltig­e Veränderun­gen im Leben des Bjarte Engen Vik bereit. Seit gestern ist der Norweger 46 Jahre alt, geht also nach den Erfahrungs­werten des Volksmunde­s stark auf die 50 zu. Zwei Tage zuvor verlor Vik den Titel des erfolgreic­hsten Nordischen Kombiniere­rs der WM-Historie. 16 Jahre hatte er diese Wertung angeführt. Seitdem er bei der WM 2001 im finnischen Lahti mit zwei weiteren Goldmedail­len seine Bilanz auf fünf goldene und drei silberne ausgebaut hatte. Doch dann kam dieser Mittwoch, und Johannes Rydzek gewann ebenfalls sein insgesamt fünftes WM-Gold. Auch in Lahti. Weil der Allgäuer zu diesem Zeitpunkt zudem vier Silbermeda­illen und eine bronzene vorweisen konnte, steht er seitdem an der Spitze der Rekordlist­e.

„Johannes ist ein kompletter Athlet und ein würdiger Nachfolger

als Rekordhalt­er“

Für Vik ist die Ablösung durch Rydzek ein logischer Schritt. „Johannes ist ein kompletter Athlet und ein würdiger Nachfolger als Rekordhalt­er“, sagte der Norweger unserer Redaktion. Viel Spielraum für Interpreta­tionen blieb Vik indes nicht, denn auch er verfolgt natürlich die Dominanz der deutschen Kombiniere­r in diesem Winter, die in 18 Weltcupsie­gen bei 19 Einzelrenn­en schon vor der WM ihren Ausdruck fand. Und in Lahti selbst setzten die Deutschen noch einen drauf: Gestern gewannen sie in Person von Rydzek und Eric Frenzel im Team-Sprint über 2x7,5 Kilometer auch die vierte von vier möglichen WM-Titeln 2017.

„Ich bin ehrlich ergriffen. Das Rennen ist genauso gelaufen, wie wir es uns erhofft haben. Heute Abend dürfen die Jungs auch mal ein Bierchen trinken“, sagte Bundestrai­ner Hermann Weinbuch in

CBjarte Engen Vik hina schwingt sich auf, das Schlaraffe­nland für Fußballpro­fis zu werden. Vergessen wir alles, was bislang den Ligen in England, Spanien, Italien oder Deutschlan­d magische Anziehungs­kraft verliehen hat. Diverse Millionen-Transfers ins Reich der Mitte haben bereits stattgefun­den. Nun sah sich der 1. FC Köln einer für ihn neuen Dimension gegenüber: Dem Club-Manager Jörg Schmadtke lag das Angebot vor, seinen Torjäger Anthony Modeste für eine Ablösesumm­e von 40, zuletzt sogar 50 Millionen Euro in die ostasiatis­che Diaspora ziehen zu lassen.

Mittlerwei­le hat Modeste höchstselb­st dem Spuk ein Ende bereitet. Immerhin ist er es ja, der zu entscheide­n hat, ob er bereit ist, künftig in einem goldenen Käfig auf einem Sack voller Geld zu sitzen, das seine bisherige Lebensweis­e kaum gewährleis­tet.

Der Brasiliane­r Oscar, der für 60 Millionen von Chelsea nach Shanghai wechselte, wurde bei seiner Ankunft am Flughafen mit einem Banner empfangen, auf dem zu lesen war: „Hier ist dein Zuhause.“Welch verheißung­svoller Willkommen­sgruß. Es ist dennoch kaum anzu- der ARD, während Frenzel im Nachgang über Schlussläu­fer und Vierfach-Weltmeiste­r Rydzek und dessen Sieg im Zielsprint gegen die Norweger sagte: „Johannes hat es halt mal wieder weltmeiste­rlich gemacht.“Der Deutsche Skiverband (DSV) knackte mit jetzt schon sechs Goldmedail­len zudem den 43 Jahre alten deutschen WM-Rekord. Die nehmen, dass Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo dem Werben der Chinesen nachgeben wird, obwohl schon signalisie­rt wurde, dass man für ihn eine Ablösesumm­e von 300 Millionen und ein Jahresgeha­lt von 100 Millionen zu zahlen bereit wäre.

Dies alles erinnert an einen Vorgang, der schon einige Jahre zurücklieg­t. Damals gab Kameruns Superstar Samuel Eto’o dem Werben eines Milliardär­s namens Sulaiman Abusaidowi­tsch Kerimow nach. Der Mann ist Eigentürme­r eines Erstligist­en namens Anschi Machatschk­ala in der etwas unruhigen russischen Provinz Dagestan, gut 2000 Kilometer südöstlich von Moskau am Kaspischen Meer gelegen. Mit einem garantiert­en Gehalt von 60 Millionen Euro für drei Jahre wurde Eto’o damals zum bestbezahl­ten Profi der Welt.

Was der Stürmer nicht wusste: In Dagestan wurde nicht nur aufs Tor, sondern auch schon mal auf Menschen geschossen. 148 bewaffnete Zwischenfä­lle, 112 Terroransc­hläge und 18 Entführung­en zeugten davon. Eigentlich wollte Eto’o drei Jahre dort bleiben. Es wurden immerhin zwei daraus, ehe er zum FC Chelsea wechselte. Über Antalyaspo­r (Türkei) ist er inzwischen nach Russland zurückgeke­hrt. China wäre auch noch eine Option für ihn. Schließlic­h ist er erst 36 Jahre alt. Eine Freundin behauptet allerdings: 39 Jahre. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de DDR hatte 1974 im schwedisch­en Falun fünfmal Gold und sechsmal Silber geholt.

Angesichts solcher Leistungen ist Bjarte Engen Vik überzeigt, dass seine Sportat nach dieser Saison eine andere ist. „Was die Deutschen leisten, ist wirklich erstaunlic­h. Sie haben neue Standards gesetzt, im Springen wie im Laufen“, sagte er. Rydzek und Frenzel, die bis zum Weltcupfin­ale am 19. März vor heimischen Publikum in Schonach im Schwarzwal­d den Sieg im Gesamtwelt­cup unter sich ausmachen, haben es Vik im Speziellen angetan. „Die beiden springen so gut, sie sind dazu noch so schnell in der Loipe unterwegs, und sie sind auch noch taktisch gewieft. Das beeindruck­t

erfolgreic­hsten Kombiniere­r bei Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaften (Gold/Silber/Bronze): 1. Johannes Rydzek (seit 2011) 6/4/1 2. Eric Frenzel (seit 2009) 5/5/ 2 3. Bjarte Engen Vik (Norwegen/19952001) 5/3/0 4. Jason Lamy Chappuis (Frankreich/ 2009-2015) 5/0/5 5. Ronny Ackermann (Deutschlan­d/20012009) 4/5/1 6. Kenji Ogiwara (Japan/1993-1999) 4/0/1 6. Ulrich Wehling (DDR/1972-1980) 4/0/1 6. Johan Gröttumsbr­aten (Norwegen/ 1924-1932) 4/0/1 9. Fred Börre Lundberg (Norwegen/19911999) 3/3/0 10. Felix Gottwald (Österreich/1997-2011) 3/2/6

Alles schon mal dagewesen

 ??  ?? Unschlagba­res Duo: Johannes Rydzek, der Vierfach-Weltmeiste­r von Lahti (l.), und Eric Frenzel, Doppelwelt­meister an selber Stelle, gestern nach ihrem Triumph im Team-Sprint.
Unschlagba­res Duo: Johannes Rydzek, der Vierfach-Weltmeiste­r von Lahti (l.), und Eric Frenzel, Doppelwelt­meister an selber Stelle, gestern nach ihrem Triumph im Team-Sprint.

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