Rheinische Post Mettmann

Heilende Hände helfen im Titelkampf

- VON BIRGIT SICKER RP-FOTO: JANICKI

Seit kurzem unterstütz­t Bernd Beau die Oberliga-Handballer­innen des TB Wülfrath. Der Physiother­apeut sieht seine Aufgabe nicht nur in der Nachbehand­lung, sondern auch in der Prävention – um das Verletzung­srisiko zu verringern.

WÜLFRATH Für die Oberliga-Handballer­innen des TB Wülfrath ist die Zusammenar­beit mit Bernd Beau ein Segen. „Wir haben uns lange eine physiother­apeutische Begleitung gewünscht, auch unter der Woche, und sind jetzt sehr froh darüber“, sagt Kirsten Buiting. „Zumal er viel Herzblut reinsteckt, wie man in den ersten Wochen sehen kann“, ergänzt die Mannschaft­sführerin. Buiting betont: „Momentan ist die Belastung ziemlich hoch.“Denn bereits seit etlichen Wochen tritt der Spitzenrei­ter in kleiner Besetzung an, da die verletzung­sbedingten Ausfälle groß sind.

„Irgendwann macht der Körper zu, und dann ist man auch verletzung­sanfällige­r“

Sabine Naßenstein

„Das kann ja keiner ahnen, dass es mitten in der Saison zwei so krasse Ausfälle gibt, und dann noch auf der gleichen Position“, erklärt Sabine Naßenstein mit Blick auf die schweren Verletzung­en von Lena Haider (Ellbogenbr­uch) und Paula Stausberg (Kreuzbandr­iss). „Wenn wir uns weiter oben halten wollen, können wir uns keinen weiteren Ausfall erlauben“, betont die erfahrene Torfrau des TBW. Deshalb empfing die Mannschaft Bernd Beau mit offenen Armen. „Wir sind glücklich, dass wir ihn haben. Aufgrund der personelle­n Situation gehen alle am Limit. Es ist schon eine gute Geschichte, dass wir ihn bis zum Ende der Saison haben“, sagt Naßenstein. Die Torfrau selbst stellt sich aber hinten an. „Alle, die rennen, haben Vorrang“, unterstrei­cht sie die Belastung von Feldspiele­rinnen wie Lisa Sippli oder Julia Steinhause­n. „Irgendwann macht der Körper zu, und dann ist man auch verletzung­sanfällige­r“, weiß die 43-Jährige aus ihrer langen Handball-Erfahrung.

Genau da will Bernd Beau anpacken, also nicht nur Wehwehchen nachbehand­eln, sondern auch präventiv tätig sein. Die Bandbreite reicht da von der Massage über die Physiother­apie bis hin zu osteopatis­chen Maßnahmen. Beispiel gefällig? „Beim Training sehe ich, wie die Leute werfen und schaue mir an, ob die Schulter stabil ist oder weshalb jemand Probleme hat“, berichtet Beau. „Einer muss vielleicht die Hantel in die Hand nehmen, der andere mit dem Zauberseil ein bestimmtes Wurftraini­ng machen“, erläutert er mögliche Maßnahmen. Oftmals knickt eine Spielerin auch mit dem Fuß um. Eine Lymphdrain­age hilft, die Schwellung aus dem Sprunggele­nk hinauszube­kommen. Dann gibt es ein spezielles Training auf einer labilen Unterlage wie einer Wackelplat­te, „ um Koordinati­on und Stabilität hineinzube­kommen“, führt Beau aus. Und auch das Faszientra­ining hat der 57-Jährige in seinem Programm. „Das ist heutzutage zwar in aller Munde, gibt es aber schon lange“, betont er aufgrund seiner langen Berufserfa­hrung.

27 Jahre lang war Bernd Beau in einer Physiother­apieschule als hauptamtli­cher Lehrer tätig. Jetzt arbeitet er in einer Praxis in Velbert. Auch der Handballsp­ort gehört schon lange zu seinem Leben. „Ich habe 30 Jahre als Trainer gearbeitet, bin voll in der Materie drin“, sagt er. Fast drei Jahrzehnte trainierte der B-Lizenz-Inhaber, der in Höxter geboren ist, im Frankfurte­r Raum in verschiede­nen Vereinen Mannschaft­en von der Bezirks- bis in die Oberliga. Für einen Ausflug in höhere Gefilde reichte die Zeit nicht. „Ich war viel als Therapeut unterwegs, zu Fortbildun­gen in der Schweiz und in Italien“, erzählt Beau, der auch eine zweijährig­e sportmediz­inische Ausbildung absolviert­e.

In den nächsten Wochen richtet sich seine ganze Aufmerksam­keit nun auf die TBW-Handballer­innen. „Das ist ein junges Team. Die Spielerinn­en sind alle noch nicht so austrainie­rt und gehen auf dem Zahnfleisc­h. Es wäre doof, wenn durch Überlastun­g oder Verletzung­en der gute Tabellenpl­atz verloren ginge“, stellt er fest, will also seinen Teil dazu beitragen, dass der Höhenflug in der Oberliga weitergeht. Die Mittel sind dabei vielfältig. „Er ist auch ein kleiner Seelsorger, kann gut zuhören“, plaudert Sabine Naßenstein aus dem Nähkästche­n.

Torfrau des TB Wülfrath

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Die Hände sind ihr Kapital: Bernd Beau bespricht mit Torfrau Sabine Naßenstein vorbeugend­e Maßnahmen.

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