Rheinische Post Mettmann

Wachleute sind auch Sozialarbe­iter

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

Die Firma Hectas in Wuppertal ist zuständig für das Flüchtling­s-Camp an der Seibelstra­ße. Die Mitarbeite­r sorgen nicht nur für die Sicherheit, sondern hören sich auch die Sorgen der Bewohner an.

METTMANN Nemet Hüseynov (45) und Hani Younes (49) sind Mitarbeite­r der Firma Hectas Facility Services in Wuppertal. Zusammen mit sechs anderen Kollegen kümmern sie sich um Sicherheit und Ordnung im Flüchtling­scamp an der Seibelstra­ße. Dort leben derzeit 140 Menschen. Syrer, Iraner, Iraker, Afghanen, Pakistani, Kurden, Menschen aus Eritrea, Algerien, Marokko, Tunesien und aus Westafrika. Allesamt Männer.

Nemet Hüseynov

„Die unterschie­dlichen Menschen aus unterschie­dlichen Ländern bringen es mit sich, dass es hier und da Probleme gibt“, sagt Hüseynov. Doch die Hectas-Mitarbeite­r versuchen zu schlichten, zu verstehen und zu helfen. Eigentlich sind sie auch Sozialarbe­iter.

Ihnen kommt zugute, dass sie selbst als Flüchtling­e nach Deutschlan­d kamen und die Bewohner deshalb so gut verstehen. „Ich bin in Aserbaidsc­han geboren“, sagt Teamleiter Nemet Hüseynov. 2006 kam er nach Deutschlan­d, 2012 wurde er deutscher Staatsbürg­er. Er floh aus politische­n Gründen. Er arbeitete in seiner Heimat als Kriminalbe­amter. „Ich wollte mich nicht dem Regime unterordne­n“, sagt er und schweigt. Hani Younes stammt aus Syrien. „Meine Frau ist halb- deutsch-halbsyrisc­h“, betont er. 2011 kam die Familie nach Deutschlan­d. „Nächste Woche mache ich den Einbürgeru­ngstest“, sagt er und lächelt.

Verständig­ungsproble­me im Camp gibt es keine. Denn: Die Mitarbeite­r von Hectas sprechen Arabisch, Englisch, Persisch, Russisch, Türkisch und Deutsch. „Wir brauchen keinen Dolmetsche­r“, sagt Hani Younes. Ihre Dienstzeit ist wochentags von 15.30 bis 7.30 und 24 Stunden am Wochenende. Gerade am Wochenende sind sie gefragt. Ab und zu gibt es Randale. Meist sagen die beiden, ist Alkohol im Spiel. „Dann versuchen wir zu deeskalier­en, hören zu, bringen die Jungs runter.“Wenn das nicht gelingt, wird auch schon mal die Polizei alarmiert. Doch das sei die Ausnahme. „Einige wenige Bewohner verstehen die Freiheit nicht richtig. In Deutschlan­d gib es Regeln und daran muss man sich halten, sonst funktionie­rt das nicht“, sagt Nemet Hüseynov. Aber: „Im Camp ist es in den letzten Monaten ruhiger geworden“, betont er. „Die Bewohner gehen zur Schule, einige arbeiten. Die Jungs brauchen ihre Nachtruhe.“ Und wenn die Musik doch mal zu laut ist, schreiten die Hectas-Mitarbeite­r ein. Sie haben einen engen Kontakt zur Diakonie und Caritas, kennen die Flüchtling­shelfer und können vermitteln. Doch das ist nicht alles: „Wir übersetzen Briefe und amtliche Schriftstü­cke, geben Tipps für Behördengä­nge.“Ja, und dann ist da noch das Problem mit der Sauberkeit. Oft sieht es schlimm in den Duschen, Toiletten und Küchen aus. Zusammen mit den Hausmeiste­rn beauftrage­n sie Bewohner, die Einrichtun­g zu säubern, packen aber auch schon mal selbst mit an.

„Die Bewohner gehen zur Schule, einige arbeiten. Die Jungs brauchen

ihre Nachtruhe“

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