Rheinische Post Mettmann

Es bleibt schwierig mit Trump

- VON EVA QUADBECK VON FLORIAN RINKE VON BIRGIT MARSCHALL USA GEGEN DEN REST DER HANDELSWEL­T, SEITE B 3

Bundeskanz­lerin Merkel hat ihren Antrittsbe­such bei US-Präsident Trump glatt über die Bühne gebracht. Das ist mehr, als man nach den gegenseiti­gen Vorwürfen im Vorfeld hatte erwarten können. Sie hat sich von ihm Rückendeck­ung für ihre Ukraine-Politik geholt und die Versicheru­ng, dass er zur Nato steht. Damit hat sie ihre wichtigste­n Punkte durchgeset­zt – auch wenn der Schutz der Amerikaner für uns künftig deutlich teurer wird.

Dennoch bleibt es mit Trump schwierig im deutschame­rikanische­n Verhältnis. Trotz des höflichen Miteinande­rs wurde offensicht­lich, dass bei Merkel und Trump zwei Welten aufeinande­rstoßen. Was Merkels Politik bestimmt – ihre biografisc­he Erfahrung von Unfreiheit im Osten, ihre tiefe Verankerun­g in den westlichen Werten von Demokratie, Freiheit und Humanität sowie die unumstößli­che Erkenntnis, dass die weltpoliti­sche Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg Frieden und Wohlstand gebracht hat – all das gehört nicht zu den Triebfeder­n eines Donald Trump. Ihn interessie­ren die Abwicklung der Obama-Gesundheit­sreform, der nächste Staatshaus­halt und neue Jobs für Amerikaner. In der Rolle des mächtigste­n Mannes der Welt ist Trump noch nicht angekommen. BERICHT USA BLEIBEN PARTNER DER DEUTSCHEN, TITELSEITE

Piëchs Pläne

Wenn Ferdinand Piëch den Großteil seiner Anteile am VW-Großaktion­är Porsche SE verkauft, dürfte der Bruch besiegelt sein: Mit seiner Familie, aber auch mit dem VW-Konzern, den Piëch wie kaum ein anderer geprägt hat. Doch was kommt danach? Unter Piëch bestimmte Piëch, wo es langging bei VW. Doch selbst nach seinem Rücktritt als Aufsichtsr­atschef wird der weltgrößte Autoherste­ller geführt wie ein kleiner Familienbe­trieb. Natürlich werden die Familien Piëch und Porsche versuchen, die Anteile zu übernehmen, man hat kein Interesse an mehr Mitrednern. Die Frage ist, ob ein weiterer, externer Großaktion­är VW nicht gut täte, um sich aus dieser Umklammeru­ng zu lösen. Der Abgasskand­al belastet VW schwer, gegen Chefaufseh­er Hans Dieter Pötsch laufen ebenso Ermittlung­en wie gegen Vorstandsm­itglieder. Und Tochter Audi wurde zuletzt von Staatsanwä­lten durchsucht. Konsequenz­en? Keine. Kaum vorstellba­r, dass dies in einem anderen Weltkonzer­n möglich wäre. VW muss sich wandeln – vielleicht wird der Aktienverk­auf rückblicke­nd Piëchs letzter Dienst für „sein“VW. BERICHT VW-PATRIARCH PIËCH WILL SEINE . . ., TITELSEITE

G 19 gegen Trump

Wer gehofft hatte, die neue US-Regierung werde nicht umsetzen, was Trump im Wahlkampf angekündig­t hatte, wird eines Besseren belehrt. Schritt für Schritt will Trump seine nationalis­tische, protektion­istische Agenda umsetzen. Das wurde beim G20-Finanzmini­stertreffe­n am Beispiel der Handelspol­itik deutlich. Die Amerikaner weigerten sich zu unterschre­iben, was bislang Konsens unter den 20 führenden Nationen war: Dass sie sich an die Freihandel­sregeln der Welthandel­sorganisat­ion halten und jede Form von Protektion­ismus ablehnen.

Tatsächlic­h lässt Trump gerade eine Grenzausgl­eichsteuer prüfen, die die Einfuhr ausländisc­her Produkte deutlich verteuern würde. Das würde die deutsche Wirtschaft treffen, doch auf Sicht auch die amerikanis­che. Dass Finanzmini­ster Schäuble als Gastgeber eine Vermittler­rolle einnehmen musste, hinderte ihn daran, klarere Worte gegen den US-Protektion­ismus zu finden. Da auch China für den Freihandel eintritt, können sich 19 Mitglieder der G20 gegen die USA aufstellen. Sie müssen Trump selbstbewu­sst entgegentr­eten, statt sich einschücht­ern zu lassen. BERICHT

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