Rheinische Post Mettmann

Biathletin Dahlmeier verpasst kleine Kristallku­gel

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OSLO (sid) Als Laura Dahlmeier die erste kleine Kristallku­gel des Winters überreicht bekam, kehrte ihre gute Laune langsam zurück. Zuvor hatte die Biathlon-Königin zum Auftakt des Weltcupfin­ales in Oslo einen weiteren Pokal überrasche­nd verpasst. Nach drei Schießfehl­ern landete die 23-Jährige im Sprint nur auf Platz 31 und musste die Disziplin-Wertung nach den letzten 7,5Sprint-Kilometern der Saison ihrer Rivalin Gabriela Koukalova überlassen. Die Tschechin, gestern Vierte, sammelte 377 Punkte in neun Rennen – fünf mehr als die Deutsche.

„Leider war heute von Anfang an der Wurm drin“, sagte Dahlmeier. Lächeln konnte die Fünffach-Weltmeiste­rin nach dem verkorkste­n Rennen erst, als sie die Trophäe für die Einzel-Wertung erhielt, die sie sich schon vorher gesichert hatte. Zudem gewann Deutschlan­d auch dank der Überfliege­rin sowohl den Staffelwel­tcup als auch die Nationenwe­rtung und wurde dafür ausgezeich­net. „Das fühlt sich grandios an, einfach richtig gut“, sagte Dahlmeier. Vor einer Woche hatte sie souverän vorzeitig den Gesamtwelt­cup gewonnen.

Der Frust über ihren schwächste­n Auftritt in diesem Winter (zuvor Platz sieben) saß tief. Dahlmeier sprach von einem saublöden Fehler.

Es wird höchste Zeit, von einem beliebten Vorurteil Abschied zu nehmen. Es lautet: Wer viel über den Fußball, die wahrschein­lich 164 verschiede­nen Spielsyste­me, die Laufwege, das Verhalten des Balles in unwegsamem Gelände, den Einfluss des Biorhythmu­s auf die Passgenaui­gkeit und die Bedeutung hingebungs­vollen Gefuchtels am Spielfeldr­and für die Laufbereit­schaft von Spielern weiß, der ist auf jeden Fall ein guter Trainer und der wird auch in schwierige­n Situatione­n immer Erfolg haben.

Einige herausrage­nde Vertreter der Gruppe, die felsenfest von der wissenscha­ftlichen Mission ihrer Arbeit überzeugt ist, wurden in jüngerer Vergangenh­eit ziemlich entzaubert. Zuletzt die vielleicht schillernd­ste Figur unter Europas Fußballleh­rern, der Katalane Pep Guardiola.

Er hat Bayern Münchens Fußball verändert, aber in den ganz komplizier­ten Situatione­n hat er dem Team „Beim Schießen musste ich reagieren, habe aber in die falsche Richtung gedreht.“Bei böigem Wind blieben nur acht der 103 Athletinne­n fehlerfrei. Dazu gehörte das Spitzentri­o: Mari Laukkanen (Finnland) feierte ihren ersten Weltcupsie­g. Mit auf dem Podest: Justine Braisaz (7,9 Sek. zurück) und Anais Bescond (beide Frankreich/23,1).

Dahlmeier zielte bereits im liegenden Anschlag bei ihren ersten drei Schüssen daneben. Sie korrigiert­e ihren Anschlag und legte sieben saubere Treffer nach – zu spät. Dahlmeier hatte schon vor dem Start ein schlechtes Gefühl. „Das fing bereits bei der Auslosung der Startnumme­rn an. Dann habe ich zum falschen Ski gegriffen“, sagte die Bayerin. „Ich hätte die Chance gehabt, alle Kugeln zu gewinnen. Dennoch war es eine WahnsinnsS­aison“, sagte die Partenkirc­hnerin.

Menschlich­keit statt Taschenrec­hner

nicht den entscheide­nden Impuls geben können. Bei Manchester City haben die Scheichs, denen der Klub gehört, dem vermeintli­chen Magier den Zauberstab zusätzlich mit vielen Millionen vergoldet. Doch bei der ersten größeren Bewährungs­probe im Achtelfina­le der Champions League hatte Guardiolas Mannschaft keine passende Antwort auf die fußballeri­schen Fragen, die AS Monaco stellte. Ihr fehlte der innere Schwung.

In der Bundesliga sind zwei Guardiola-Jünger zuletzt krachend gescheiter­t. Roger Schmidt (Leverkusen) und André Schubert (Mönchengla­dbach) glaubten auch fest an die Berechenba­rkeit des Spiels und an eine Mannschaft­sführung, die auf ein Übermaß an menschlich­er Zuwendung getrost verzichten kann.

Genau das aber wird ein Problem, wenn die Aufgaben größer werden, wenn Fußball-Mannschaft­en die Fähigkeit entwickeln müssen, ein Stück über sich selbst und ihre eige- ne Qualität hinauszuwa­chsen. Das gelingt nur großen Teams. Und es gelingt nur großen Trainern, diese Fähigkeit zu wecken.

Große Trainer bewegen Mannschaft­en, sie kommen ins Herz ihrer Spieler. Sie schaffen eine Dynamik, die über taktisches Können und technische­s Vermögen hinausgeht. So erreichen große Trainer große Siege in den ganz großen Spielen. Sie gewinnen Spiele mit Mannschaft­en, die objektiv keine besseren Voraussetz­ungen als ihre Gegner haben.

Den Beweis, so etwas ebenfalls hinbekomme­n zu können, ist Guardiola (noch) schuldig. Die Titelsamml­ung mit dem FC Barcelona wäre auch weniger spektakulä­ren Zeitgenoss­en gelungen. Diese Mannschaft lebte aus sich selbst wie das große Bayern-Team der 1970er Jahre. Sie hatte das Seitenlini­en-Gefuchtel gar nicht nötig. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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