Rheinische Post Mettmann

Schäfer: Fortuna ist bereit für die Zukunft

- VON BERND JOLITZ

Zu seinem ersten Jahrestag im Amt gibt der Vorstandsv­orsitzende die Vertragsve­rlängerung mit Vermarktun­gspartner Infront bekannt. Fortunas Status als Traditions­verein will er noch stärker betonen als bisher.

Robert Schäfer liest sehr genau, was in den Foren und sozialen Medien passiert. Deshalb ist Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r auch bestens vertraut mit der Kritik, die ihm dort immer wieder entgegensc­hlägt. „Das Vorurteil, dass ich Fortuna nur als Sprungbret­t für einen vermeintli­ch besseren Klub benutze, kann ich erst mit den Jahren widerlegen“, sagt er. „Dem Vorwurf, ich wolle den Verein abschaffen, trete ich aber schon jetzt massiv entgegen. Die Antwort auf die Herausford­erungen der Zukunft heißt bei uns keinesfall­s, fremden Einfluss zuzulassen.“

Eine erneute klare Absage an einen Investor also, doch anlässlich seines ersten Jahrestage­s im Amt geht Schäfer noch weiter. „Fortuna ist ein Traditions­verein, und ich bin der Überzeugun­g, dass ein Traditions­verein auch in der heutigen Fußballwel­t erfolgreic­h sein kann“, betont er. „Fortuna hat alles, was man dazu braucht. Sie kann in der Gegenwart bestehen und ist bereit für die Zukunft.“

Wichtig sei für ihn, den Charakter des Klubs noch stärker zu unterstrei­chen als bisher. „Der nächste Schritt ist, die Tradition zu schützen“, erklärt der Vorsitzend­e. „Name, Farben und Logo Fortunas werden nie verändert. Das werden wir in einer Charta festschrei­ben.“Schäfer weiß, dass ihm etliche Fans die Entlassung des Marketingd­irektors Carsten Franck und die kurz nach seinem Amtsantrit­t erfolgte Entmachtun­g des Urgesteins Paul Jäger übelnehmen. Bei ihnen muss er Vorurteile entkräften – und dazu eignet sich in Düsseldorf nichts besser als die Betonung der Tradition.

Der Vorsitzend­e muss freilich nicht nur emotional punkten, sondern auch liefern, in erster Linie auf dem wirtschaft­lichen Sektor. Deshalb freut es ihn, dass er passend zum Jahrestag die Vertragsve­rlängerung mit Vermarktun­gspartner Infront verkünden kann. „Wir arbeiten weitere drei Jahre zusammen“, berichtet er. „Damit haben wir uns einen starken Partner gesichert und zugleich im neuen Kontrakt unsere eigenen Rechte gestärkt.“Fortuna kann mehr eigene Ideen einbringen, den Profit dadurch erhöhen.

Was aber bedeutet die Verlängeru­ng mit Infront für die Suche nach einem neuen Hauptspons­or? „Sie minimiert das wirtschaft­liche Risiko“, erklärt Schäfer. Summen nennt er wie seine Vorgänger keine – man darf jedoch davon ausgehen, dass das Schweizer Unternehme­n wie bisher in der Zweiten Liga für eine jährliche Garantie-Einnahme von vier Millionen Euro steht. Holt Infront mehr herein, verdienen beide Partner am Zugewinn. „Die Suche nach einem Hauptspons­or bleibt dennoch wichtig“, versichert der gebürtige Darmstädte­r, der heute seinen 41. Geburtstag feiert. Dass er ihn im früheren Trikotpart­ner Bauhaus bereits gefunden hat, ist zwar möglich, wahrschein­licher ist jedoch, dass die Baumarktke­tte in anderer Form – zum Beispiel auf dem Ärmel – in die Sponsorenr­iege zurückkehr­t. Gespräche gibt es, allerdings auch mit anderen Unternehme­n, und Schäfer geht dazu nicht ins Detail: „Ich sage zum ganzen Thema besser gar nichts mehr.“Verständli­ch: Wie unsere Redaktion erfuhr, war Bauhaus überhaupt nicht begeistert, dass die zarten Kontakte zu früh an die Öffentlich­keit kamen.

Da gibt der Fortuna-Boss weit lieber Auskunft über den sportliche­n Sektor, der sich im Vergleich zu seinem Amtsantrit­t spürbar erholt hat. „Es ging damals darum, eine identifika­tionsstark­e und erfolgreic­he Mannschaft zu bauen und zugleich Werte zu schaffen“, sagt er. „Das ist zuvor nicht geschehen.“Jetzt müsse man zwar damit leben, dass andere Klubs Interesse an Spielern wie Ihlas Bebou, Marcel Sobottka oder Kaan Ayhan haben, „aber wir haben mit ihnen Werte geschaffen. Wir wollen sie halten, aber wenn das beim einen oder anderen nicht gelingt, dann verdienen wir Geld.“

Ob im Sport oder in der Verwaltung: Die Personalko­sten seien nicht gestiegen, beteuert Schäfer. „Im Gegenteil. Nach dem Abstieg aus der Ersten Liga waren die Kosten in allen Bereichen explodiert. Jetzt haben wir überall gute Leute geholt und dennoch weniger ausgegeben.“Ein Sonderlob erhält dabei der Trainer: „Friedhelm Funkel identifizi­ert sich zu hundert Prozent mit Fortuna. Er ist einer, der hier hingehört.“Deshalb, so Schäfer, sei es völlig richtig gewesen, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern. Das belegt sogar die Tabelle. Die Belege für den Rest muss der Vorsitzend­e nach und nach erbringen.

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