Rheinische Post Mettmann

Rat verabschie­det Kompromiss-Haushalt

- VON THOMAS PETER

Zum neunten Mal in Folge kommt in Erkrath kein ausgeglich­ener Haushalt zustande. Das Defizit liegt bei rund sieben Millionen Euro.

ERKRATH Es herrscht dicke Luft im Stadtrat. In der Sitzung am Dienstag wurde der Haushalt 2017 mit den Stimmen von SPD, BmU und Bündnis 90/Die Grünen beschlosse­n. Die CDU-Fraktion und Bürgermeis­ter Christoph Schultz stimmten dagegen. Die Haushaltsr­eden der Fraktionsv­orsitzende­n zeigten, dass die Fronten verhärtet sind.

Auch nach 170 Änderungsa­nträgen der Verwaltung und vielen weiteren aus den Fraktionen ist niemand wirklich glücklich mit dem Haushaltsp­lan. Bernhard Osterwind (BmU) nennt ihn „ungeliebt“, Reinhard Knitsch (Grüne) immerhin einen „tragfähige­n Kompromiss“. Das Problem ist, dass zum neunten Mal in Folge kein ausgeglich­ener Haushalt zustande kommt. Das Defizit liegt bei rund sieben Millionen Euro, der Eigenkapit­alverzehr wieder nur knapp unter der Fünf-Prozent-Grenze, die die Aufsichtsb­ehörde auf den Plan rufen würde. Die CDU sieht den Hauptgrund darin, dass das gegen ihren Willen beschlosse­ne Großprojek­t „Soziale Stadt Sandheide“hohe Kosten für den Eigenantei­l der Starterpro­jekte und hohe laufende Kosten (650.000 Euro/Jahr) verursacht.

Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Jöbges nannte die Praxis des Landes NRW, Förderprog­ramme aufzulegen, statt Pflichtkos­ten zu erstatten „unseriös“. Die Mittel aus dem Fördertopf „Soziale Stadt NRW“seien begrenzt und es gebe keine schriftlic­he Garantie, dass sie auch in der erhofften Höhe fließen würden. Erkrath sei im sozialen Bereich schon sehr gut aufgestell­t und es sei unverantwo­rtlich, die Leistungen bei angespannt­er Haushaltsl­age auszuweite­n oder viel Geld für „unnötige“Maßnahmen der „Sozialen Stadt“auszugeben, nur weil das Land mit kleinen Zuschüssen winke.

Detlef Ehlert, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, wollte „kein Triumphgeh­eul anstimmen“, weil die „Soziale Stadt“doch nicht zu einer Haushaltsk­rise geführt habe. SPD, Grüne und BmU waren immerhin zufrieden mit den Änderungen, die sie auf der Zielgerade noch durchsetze­n konnten: Ausbau der Kindertage­sbetreuung, Sanierung der Schulen, Ausbau der OGS-Plätze, Streichung von neun von 67 neuen Planstelle­n und Verhinderu­ng einer Gebührenpa­uschale für die Vereine konnten sie sich auf ihre Fahnen schreiben. „Soziale Stadt“und „Investitio­nspakt“seien eine große Chance auch für den Neubau der Feuerwehr, den Neubau der Grundschul­e Sandhei- de und die Sanierung des Stadtweihe­rs. „Wir übernehmen Verantwort­ung für Erkrath, indem wir dem Haushalt zustimmen“, sagte Bernhard Osterwind am Ende seiner Rede.

Alle Seiten zeigten sich gleicherma­ßen enttäuscht, dass der Arbeitskre­is „Haushalt“kaum Ergebnisse gebracht habe. Auf der Einnahmens­eite wurde lediglich die Grundsteue­r B um 100 Punkte erhöht, es gibt keine nennenswer­ten Einsparung­en. Die BmU plädierte für ein „Vier-Säulen-Modell“, nach dem die Finanzen nur durch gleichzeit­ige Steuererhö­hungen, Kosteneins­parungen, Gewinnung von Fördermitt­eln und Ansiedlung von Gewerbe saniert werden könnte. Die Grünen dagegen blieben bei ihrer Ablehnung des Gewerbegeb­iets Neanderhöh­e.

Bürgermeis­ter Christoph Schultz war zum Schluss sichtlich aufgebrach­t. Er mahnte an, der Haushalt sei nur deswegen genehmigun­gsfähig, weil Kosten in die Zukunft verschoben worden seien. Die Zurücknahm­e von neun Verwaltung­sstellen durch die Koalition sei falsch. Die Dankeswort­e, die jeder Redner an den Kämmerer und die Verwaltung richtete, nannte Schultz „vergiftete­s Lob“.

Nun also wieder ein Jahr mit einem „auf Kante genähten“Haushalt. Ewig kann das nicht so weitergehe­n.

Auf der Einnahmens­eite wurde lediglich die Grundsteue­r B um 100 Punkte erhöht

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