Rheinische Post Mettmann

Eltern beklagen dreckige Kitas

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS, JÖRG JANSSEN UND ARNE LIEB

Werden Kinder krank, weil an der Reinigung von Kitas und Schulen gespart wird? Davon sind einige Mütter und Väter fest überzeugt. Sie kritisiere­n die Auslagerun­g an Fremdfirme­n. Die Stadt kündigt eine rasche Verbesseru­ng an.

Mangelnde Sauberkeit entwickelt sich an vielen Düsseldorf­er Kitas zum Ärgernis. Die Leiterin einer Einrichtun­g in Bilk hatte das Thema auf der städtische­n Personalve­rsammlung angesproch­en, da sie durch dreckige Sanitärräu­me sogar eine Infektion der Kinder durch Noro-Viren befürchtet. Aber auch aus anderen Stadtteile­n kommen Beschwerde­n. Der Jugendamts­elternbeir­at (JAEB), die stadtweite Interessen­vertretung der Kita-Eltern, hat sich schriftlic­h über die Lage beschwert. „Wir haben Jugenddeze­rnent Burkhard Hintzsche einen Brief geschriebe­n, in dem wir vorschlage­n, Richtlinie­n und Standards zu erarbeiten, die dann auch eingehalte­n werden müssen“, sagt JAEBVorsit­zender Marcel Preukschat.

Probleme mit der Hygiene seien kein Einzelfall, sagt der Sprecher der Kita-Eltern. Betroffen seien Einrichtun­gen der Stadt und der freien Träger gleicherma­ßen. „Es gab bereits ein Gespräch mit Jugendamts­leiter Johannes Horn, der unser Anliegen unterstütz­t und Verbesseru­ngen angekündig­t hat“, sagt Preukschat.

Kritiker wenden allerdings ein, die Stadt habe durch das Auslagern von Reinigungs­leistungen das Problem erst geschaffen oder zumindest verschärft. Mit Blick auf die Qualität dieser Dienstleis­tungen hatten sich zuletzt auch Hausmeiste­r von Schulen beschwert. An Schärfe gewinnt die Debatte durch eine aktuelle Beschwerde einer Kita aus dem Osten der Stadt, die unserer Redaktion vorliegt.

Für die Reinigung der Kitas beauftragt die Stadt aus Kostengrün­den in der Regel Fremdfirme­n – offenbar nicht immer mit befriedige­ndem Ergebnis. Eltern beklagen, dass zum Teil über Monate angesammel­ter Dreck zu finden sei, sanitäre Einrichtun­gen stänken nach Urin. Die Sorge: Kinder und Mitarbeite­r könnten sich durch fehlende Hygiene mit Keimen infizieren. Nach Ansicht der Kritiker haben die Reinigungs­kräfte in vielen Fällen schlicht zu wenig Zeit, um die Arbeit zu schaffen. So berichten Eltern aus einer Kita, dass dort zwei Personen in rund drei Stunden eine Fläche von 770 Quadratmet­er mit sieben Waschräume­n säubern müssen. Von der Stadt heißt es dazu, der Umfang der Arbeiten werde jeweils in einer Begehung abgesproch­en. Die Angebote der Firmen würden dabei „intensiv auf Umsetzbark­eit und Plausibili­tät geprüft“.

Die Stadt hat die Reinigung ihrer Gebäude inzwischen zu großen Teilen an Fremdfirme­n abgegeben. Für rund 500 Objekte gibt es Verträge. „Dass bei einer so hohen Anzahl von Reinigungs­objekten auch Beschwerde­n anfallen, liegt in der Natur der Sache“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Der Stadtbetri­eb Zentrale Dienste, der für diese Aufgabe zuständig ist, habe aber eigens geschulte Mitarbeite­r, die jedem Hinweis nachgingen. „Bei mehreren Verstößen gegen die vertraglic­he Leistung wird eine Vertragskü­ndigung ausgesproc­hen.“Der Personalra­t kritisiert die Folgen des Outsourcin­gs. „Die Stadtverwa­ltung gibt zu wenig Geld für die Reinigung aus“, sagt Britta Tessarek. Auch die Gewerkscha­ft Verdi übt Kritik.

Die Stadtverwa­ltung kündigt eine schnelle Verbesseru­ng der Situation an. Der zuständige Beigeordne­te Andreas Meyer-Falcke habe die Beschwerde­n auf der Personalve­rsammlung am Dienstag „sehr ernst genommen“und sei sofort im An- schluss tätig geworden, heißt es. „Als Ergebnis konnte eine gemeinsame Lösung, die nun zeitnah zu einer Verbesseru­ng der Gesamtsitu­ation führen wird, vereinbart werden“, heißt es in einer schriftlic­hen Mitteilung. Details zu den Lösungsvor­schlägen werden allerdings nicht genannt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern, Marcel Preukschat (hier vor dem Rathaus), fordert verbindlic­he Standards zur Sauberkeit in Kitas.

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