Rheinische Post Mettmann

Kinder üben den Weg zur Kita

- VON LAURA MICUS

Die Aktion läuft ab sofort bis zu den Sommerferi­en und soll Verkehrssi­cherheit und Bewegung bei Kindergart­enkindern fördern. Ganz nebenbei lernen auch die Eltern, wie sie helfen können. Ein Besuch.

ERKRATH Tobias steht am Fußgängerü­berweg der Feldheider Straße auf dem Weg zur Kita. Vorsichtig späht er rechts an dem Busch vorbei, der ihm ein wenig die Sicht versperrt. Dann blickt er nach links. Einmal noch ein Blick über die Schulter und dann weiß er: Die Straße ist frei, er kann sie nun überqueren.

Im Rahmen des Projekts „Kindergart­enhalteste­lle“legt er, ebenso wie viele andere Kinder, die Strecke von der Feldheider Straße bis zur Kita zu Fuß zurück. Die Aktion läuft ab sofort bis zu den Sommerferi­en und soll Verkehrssi­cherheit und Bewegung bei Kindergart­enkindern fördern. Es handelt sich um eine Kooperatio­n zwischen der Polizei und der Awo-Kita in Kempen. Seit 2009 macht sich Gertrudis Kuhn, Leiterin der Kita, bereits für das Projekt stark. Unterstütz­ung bekommt sie von Polizist und Verkehrssi­cherheitsb­erater Gero Giegeling.

Während sie an dem eigens für das Projekt aufgebaute­n Haltestell­enschild an der Feldheider Straße auf die Kinder aufpasst, geht er den kurzen Weg mit den Kindern und Eltern bis zur Kita. Dabei achtet er genau darauf, dass sie an jeder Ausfahrt stehen bleiben und aufmerksam schauen. „Das ist wichtig, denn Kinder haben ein eingeschrä­nktes Sichtfeld“, sagt er. Schließlic­h sollen sie selbst entscheide­n, wann sie gehen können.

Verkehrser­ziehung ist ein Stück weit auch für die Eltern, denn diese müssen sie an ihren Nachwuchs weitergebe­n. Er warnt davor, dass die Eltern den Kindern die Entschei- dung, die Straße zu überqueren abnehmen, denn irgendwann werden die Kinder alleine zu Schule gehen. Für Tobias ist es schon fast so weit: Der Fünfjährig­e wird in diesem Jahr noch eingeschul­t. Bis dahin kann er den Schulweg mit Sicherheit alleine meistern. Seine Mutter lobt das Projekt, sie hat auch in den vergangene­n Jahren bereits mit Tobias daran teilgenomm­en.

Manchmal sehen die Kinder, dass die Straße frei ist, zögern aber dennoch minutenlan­g. Das ist aber in Ordnung, schließlic­h steht nicht jeden Morgen ein Polizist an der Kita und passt auf. Oft muss Giegeling an diesem Morgen seine Stimme auch gegen die Eltern erheben: „Was ist Ihnen jetzt aufgefalle­n?“, fragt er eine Mutter, die ihre Tochter abgeliefer­t hat. „Dass wir nicht geguckt haben“, gibt sie beschämt zu. Sie sei schon in Gedanken bei der Arbeit gewesen. Das sei oft das Problem, meint Giegeling. Aus Zeitgründe­n würden die Eltern den Kindern zu wenig richtiges Verhalten im Straßenver­kehr vermitteln. Da wissen die Kinder manchmal auch besser, wo sie gehen müssen. „Auf der Kinderseit­e“, also zwischen Mama oder Papa und der Häuserreih­e.

Die Aktion soll außer der Verkehrssi­cherheit die Bewegung der Kinder fördern. Den Weg zur Kita morgens zu Fuß zurückzule­gen, „ist wichtig für die Wahrnehmun­g der Kinder“, sagt Giegeling. Tobias ist mittlerwei­le angekommen. „Tschüss, Herr Giegeling“, ruft er und winkt. Der Polizist winkt zurück. Ihm gefällt seine abwechslun­gsreiche Arbeit.

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