Rheinische Post Mettmann

Griechenla­nds Rettung liegt am IWF

- VON MARTIN KESSLER VON REINHARD KOWALEWSKY VON MATTHIAS BEERMANN

Die Schuldenkr­ise Griechenla­nds ist eine endlose Geschichte. Wenn jetzt Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble einen Ausweg aufzeigt, ist das bestenfall­s eine Zwischenlö­sung in der Jahrhunder­taufgabe, das Land wieder wirtschaft­lich attraktiv zu machen.

Es dürfte ökonomisch klar sein, dass der südeuropäi­sche Staat seine Schulden niemals zurückzahl­en kann. Da hat der IWF recht. Anderersei­ts würde Premier Tsipras eine vorzeitige Schuldener­leichterun­g für neue Sozialprog­ramme und Rentenerhö­hungen nutzen. Er ist Sozialist und will obendrein wiedergewä­hlt werden.

Die einzige Lösung in diesem Dilemma ist eine rigorose Reformpoli­tik der Griechen, egal welche Regierung gerade am Ruder ist. Und dafür garantiert der IWF, der bei Rosskuren in weniger entwickelt­en Ländern über reichhalti­ge Erfahrung verfügt.

Ob Schäubles Rechnung indes aufgeht, dass diese Beteiligun­g einmalig ist und dass Griechenla­nd 2018 wieder an die Kapitalmär­kte gehen kann, darf bezweifelt werden. Das Land wird länger brauchen, selbst bei harten Reformanst­rengungen. Deshalb sollte man Griechenla­nd locken – mit einem Schuldenna­chlass bei nachhaltig­en Reformerfo­lgen. BERICHT SCHÄUBLE: IWF WIRD ATHEN HELFEN, TITELSEITE

Abzocker stoppen

Gut, dass der Bundesgeri­chtshof (BGH) eine Mutter davon befreite, für ihren Sohn mehr als 1000 Euro für Computersp­iele-Extras bezahlen zu müssen, die der 13-jährige per 0900erNumm­er bezahlte. Denn natürlich grenzt es an Abzockerei, ein Spiel kostenlos online anzubieten, dann teure Extras zu bewerben, und die dann per Anruf begleichen zu lassen. Die Begründung des BGH für das Urteil ist schlau: Niemand konnte davon ausgehen, dass die Mutter von den Zahlungen wusste. Der Spieleanbi­eter kann sich nicht damit rausreden, er habe nicht gewusst, dass der Junge nicht geschäftsf­ähig war – in Wahrheit zielt das Geschäftsm­odell vieler Abzocker im Internet ja darauf ab, unerfahren­e Menschen über den Tisch zu ziehen.

Vielen Eltern wird das Urteil aber nur wenig nützen, weil die meisten nervigen Rechnungen mit Spielen auf dem Smartphone zusammenhä­ngen. Hier sind wohl Prepaid-Karten von App-Stores eine gute Lösung: Kinder und Jugendlich­e haben Freiheit. Aber sie lernen auch, mit begrenztem Guthaben zu haushalten. Früher nannte man dies Erziehung. BERICHT KOSTENFALL­E TELEFON: ELTERN . . ., TITELSEITE

Neue rote Linien

Noch vor einer Woche hatte die US-Regierung erklärt, es müsse als politische Realität akzeptiert werden, dass Baschar al Assad in Syrien an der Macht bleiben werde. Nach dem Giftgasang­riff deutete Präsident Donald Trump nun an, die USA könnten doch gegen den Diktator vorgehen. Und er sprach tatsächlic­h von roten Linien, die überschrit­ten worden seien. Genau wie sein Vorgänger Barack Obama, der gedroht hatte, auf einen C-Waffeneins­atz durch das syrische Regime militärisc­h zu reagieren – und dann doch nichts tat, was Amerikas Einfluss in der Region nachhaltig zerstört hat.

Obama ist mit seinen leeren Drohungen gescheiter­t, und dasselbe droht jetzt auch Trump. In Syrien gibt es keine einfachen Lösungen, und seit Russland dort ein Protektora­t eingericht­et hat, ist jede Interventi­on zudem brandgefäh­rlich. Es wäre viel gewonnen, wenn Trump begriffe, dass die Vorstellun­g, er könne gemeinsam mit Putin und einem Schlächter wie Assad den IS-Terror bekämpfen, naiv war. Nach dem Motto: Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde. Aber ganz so simpel ist es eben nicht. BERICHT BELEGE FÜR GIFTGASEIN­SATZ . . ., TITELSEITE

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