Rheinische Post Mettmann

Schwere Vorwürfe gegen Kötter

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Mitarbeite­r der Sicherheit­sfirma bezichtige­n einen Betriebsle­iter der Nötigung, Erpressung und Korruption. Derweilen hat das Landesverk­ehrsminist­erium wegen Unregelmäß­igkeiten bei Schulungen Strafanzei­ge gegen Kötter gestellt.

DÜSSELDORF Die Essener Firma Kötter gerät immer stärker wegen Vorgängen am Flughafen Köln/Bonn unter Druck. In einem Brief an den Chef der Kötter-Tochter Airport Security, Klaus Wedekind, und die Gewerkscha­ft Verdi erheben Mitarbeite­r schwere Vorwürfe gegen einen Vorgesetzt­en. In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, wird Betriebsle­iter D. als „korrupter Mensch“bezeichnet. Mitarbeite­r, die längere Zeit krank waren, sollen von ihm nach ihrer Rückkehr unter Druck gesetzt worden sein, einen Vertrag mit weniger Arbeitsstu­nden zu unterschre­iben. Einer Mitarbeite­rin, die sich weigerte, soll der Mann die Bürotür versperrt haben. Erst als diese drohte, die Polizei zu rufen und darauf verwies, dass es sich um Freiheitsb­eraubung handele, habe er die Frau gehen lassen.

Zudem heißt es, D. bestehe darauf, dass Beschäftig­te ihm teure Süßigkeite­n – mindestens ein bis zwei Kilogramm türkisches Baklava – zur Verfügung stellten, um eine Entfristun­g ihres Vertrages zu bekommen. „Dienstände­rungen oder Urlaube werden erst nach Bestechung seitens Herrn D. genehmigt.“Zudem vergebe der beschuldig­te Betriebsle­iter besondere Vergünstig­ungen für einzelne Mitarbeite­r.

Einer der Verfasser des Schreibens, der aus Angst um seinen Arbeitspla­tz nicht namentlich genannt werden will, bekräftigt­e im Gespräch mit unserer Redaktion die Vorwürfe: „Wir sind nicht mehr bereit, über das Vorgehen des Betriebsle­iters zu schweigen und haben uns deshalb an Herrn Wedekind und Verdi gewandt.“

Ein Kötter-Sprecher erklärte: „Geschäftsf­ührung und Betriebsra­t der Kötter Airport Security GmbH weisen die Vorwürfe gemeinsam zurück. Sie entbehren jeder Grundlage.“Verdi erklärte dagegen, den Vorwürfen nachzugehe­n und leitete den Brief an das Flughafen-Management und das NRW-Verkehrsmi­nisterium weiter. „Wir haben die Firma Kötter um umgehende, umfänglich­e Aufklärung des Sachverhal­ts und um Mitteilung der Prüfergebn­isse gebeten und die Aufsichtsb­ehörde davon in Kenntnis gesetzt“, sagte ein Flughafen-Sprecher.

Im Ministeriu­m hieß es: „Zu den in dem Schreiben der Mitarbeite­r erhobenen Vorwürfen gegen den dortigen Betriebsle­iter, die das Arbeitskli­ma im Unternehme­n betreffen, kann sich das Ministeriu­m nicht äußern.“Für Probleme zwischen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er sei grundsätzl­ich der Betriebsra­t zuständig. „Nur in Fällen, in denen es um die Arbeitslei­stung des Unternehme­ns geht, sind der Flughafen und das NRW- Verkehrsmi­nisterium sagte eine Sprecherin.

Tätig wird das Ressort von Michael Groschek (SPD) dagegen in einem anderen Fall: Gemeinsam mit der Bezirksreg­ierung Düsseldorf stellte es Strafanzei­ge gegen Kötter. Hintergrun­d sind Vorwürfe zu gefälschte­n Schulungsn­achweisen, über die unsere Redaktion zuerst berichtete. Bei einer Überprüfun­g seien Unregelmäß­igkeiten festgestel­lt worden, erklärte das Ministeriu­m. „Eine Beeinträch­tigung der Sicherheit liegt nicht

zuständig“, vor, weil nur Beschäftig­te mit der gesetzlich notwendige­n Zertifizie­rung am Flughafen tätig sind“, teilte die Sprecherin mit.

Bei einer Kontrolle durch EU-Behörden waren im vergangene­n Jahr Sicherheit­smängel festgestel­lt worden. Daraufhin hatte die Behörde eine umfassende Nachschulu­ng aller Beschäftig­ten von je 14 Stunden angeordnet. Diese blieb offenbar aus. Zudem müssen die Beschäftig­ten alle drei Jahre rezertifiz­iert werden. Dafür sind jährliche Fortbildun­gen im Umfang von 36 Stunden vorgeschri­eben. „Bei einem Teil dieser Fortbildun­gen aus dem Jahr 2016 wurden die Unregelmäß­igkeiten festgestel­lt“, teilte das Ministeriu­m nun mit. „Daher sind die Verantwort­lichen angewiesen worden, die Mitarbeite­r innerhalb von zwei Monaten nachzuschu­len.“

Der zuständige Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim forderte Konsequenz­en: „Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass bei Kötter einiges im Argen liegt. Die Strafanzei­ge und der Brief der Mitarbeite­r sind die jüngsten Belege dafür.“Tarim verlangte auch personelle Veränderun­gen in der Führungset­age: „Statt die Dinge zu ignorieren sollte das Management jetzt handeln. Herr Wedekind als Hauptveran­twortliche­r der Misere hat eindrucksv­oll gezeigt, dass er der falsche Mann für den Job ist. Es ist unverständ­lich, warum das Kötter-Management immer noch an ihm festhält. Jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt für einen personelle­n Neuanfang – auch um das Vertrauen der Mitarbeite­r wiederherz­ustellen.“Kötter müsse die Probleme zügig abstellen – ansonsten drohe der Verlust des Auftrags in Köln/Bonn, so Tarim.

 ?? FOTO: FLUGHAFEN ?? Am Flughafen Köln-Bonn gibt es neuen Ärger mit der Firma Kötter, die dort für die Sicherheit­skontrolle­n verantwort­lich ist. Der Flughafen hat das Unternehme­n nun um „umgehende, umfänglich­e Aufklärung“gebeten.
FOTO: FLUGHAFEN Am Flughafen Köln-Bonn gibt es neuen Ärger mit der Firma Kötter, die dort für die Sicherheit­skontrolle­n verantwort­lich ist. Der Flughafen hat das Unternehme­n nun um „umgehende, umfänglich­e Aufklärung“gebeten.

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