Rheinische Post Mettmann

Henkel sieht Spielraum für Zukäufe

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Auf seiner ersten Hauptversa­mmlung als Chef zeigt Hans Van Bylen Teamgeist.

DÜSSELDORF Bei zwei Aspekten war die gestrige Hauptversa­mmlung für Henkel ungewöhnli­ch: Erstmals durchsucht­en Sicherheit­skräfte am Eingang alle 1400 Besucher wie beim Check-In am Flughafen. Der börsennoti­erte Familienko­nzern sieht es also als möglich an, ins Visier von Straftäter­n oder radikalen Demonstran­ten zu geraten. Sicherheit hat in dem 141 Jahre alten Unternehme­n traditione­ll Priorität.

Zweitens bedankte sich der neue Vorstandsv­orsitzende Hans Van Bylen nicht nur wie bei jeder Aktionsver­sammlung üblich bei allen Mitarbeite­rn für den Einsatz, sondern auch speziell bei seinen fünf Vorstandsk­ollegen: Ohne deren Team- geist und Führungsqu­alitäten sei der Konzern nicht in der ausgezeich­neten Position, auf die man heute mit mit Stolz verweisen könne. Damit wollte der seit 32 Jahren bei Henkel arbeitende Van Bylen demonstrie­ren, dass er sich selbst als Teamplayer sieht.

Jedenfalls geht es Henkel gut. Van Bylen verwies darauf, dass sich die Stammaktie in 2016 mit einem Plus von 11,7 Prozent hervorrage­nd entwickelt hat – die 30 größten deutschen Konzerne waren im Schnitt um 6,9 Prozent gestiegen.

Hohes Lob erhielt der im Mai 2016 als Chef gestartete Van Bylen für seine zahlreiche­n Zukäufe. „Wenn Sie so weitermach­en, werden Sie der Zukaufköni­g von Henkel“, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deut- schen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Mitte 2016 hatte Henkel für 3,2 Milliarden Euro den USWaschmit­telherstel­ler Sun mit 2000 Mitarbeite­rn übernommen. Hinzu kommt der Verpackung­sspezialis­t Darex für knapp eine Milliarde Euro. Finanzvors­tand Carsten Knobel hielt fest, trotz der Ausgaben für die neuen Firmen werde man nach weiteren Zukäufen suchen: „Wir haben weiterhin genügend Flexibilit­ät, um auch größere Akquisitio­nen zu finanziere­n.“

Van Bylen will Produkte wie Persil oder Schwarzkop­f verstärkt über digitale Plattforme­n absetzen. Das soll die Digital-Umsätze bis zum Jahr 2020 verdoppeln. 150 Millionen Euro sollen in Start-ups fließen, um deren Digitalide­en zu integriere­n.

Mehrere Aktionäre forderten, dass Henkel mehr als 30 Prozent des Gewinns als Dividende ausschütte­n soll. Aufsichtsr­atschefin Simone Bagel-Trah erwiderte, dass man entschiede­n habe, zwischen 25 Prozent und 35 Prozent des Gewinns auszuschüt­ten – da liege man nun gut in der Mitte. Außerdem sei die Dividende stark gestiegen. 2012 lag sie bei 95 Cent, für 2016 gibt es 1,62 Euro pro Aktie.

Aktuell sind acht der 18 HenkelAufs­ichtsräte weiblich. Auf Nachfrage meinte Simone Bagel-Trah – sie ist einzige Aufsichtsr­atschefin eines Dax-Konzerns: Theoretisc­h könnte auch die Mehrheit im Aufsichtsr­at weiblich sein. Es gäbe keine Festlegung oder Quote, alleine die Qualifikat­ion entscheide.

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