Rheinische Post Mettmann

Verdi will gleiche Löhne für gesamten Handel

- VON M. PLÜCK UND E. SCHIERL

Die Gewerkscha­ft möchte allegemein­verbindlic­he Tarifvertr­äge in der Branche durchsetze­n.

DÜSSELDORF Der deutsche Handel steuert auf eine äußerst hitzige Tarifausei­nandersetz­ung zu. Die Gewerkscha­ft Verdi will in diesem Jahr nicht nur höhere Löhne durchsetze­n – je nach Bundesland um einen Euro pro Stunde oder um 6,5 Prozent. Sie will mit den Arbeitgebe­rn parallel eine neue Entgeltstr­uktur aushandeln und das gesamte Tarifwerk für allgemeinv­erbindlich erklären lassen. Das hieße, dass alle Handelsunt­ernehmen – ob sie nun Mitglied im Arbeitgebe­rverband sind oder nicht – gezwungen wären, ihre Mitarbeite­r nach dem Handelstar­if zu bezahlen. Stefanie Nutzenberg­er, Mitglied des Verdi-Bundesvors­tandes, kritisiert­e die Tariffluch­t der vergangene­n Jahre. Im Einzelhand­el fielen gerade noch 30 Prozent der Beschäftig­ten unter einen Tarifvertr­ag, im Groß und Außenhande­l seien es sogar nur noch 21 Prozent. Der Handel sei die Branche mit dem höchsten Armutsrisi­ko – insbesonde­re bei Frauen. Nutzenberg­er zeigte sich optimistis­ch, zu einem guten Tarifergeb­nis zu kommen: „Wenn der Handel mal nicht meckert, stehen die Chancen tatsächlic­h nicht schlecht“, sagte sie.

Tatsächlic­h ist der Handel mit dem Geschäft derzeit zufrieden. Die Bereitscha­ft, in den nächsten drei Monaten mehr Geld als in den Vormonaten auszugeben, sei prinzipiel­l hoch bei den Deutschen, sagte Bert Rürup, Professor beim Handelsbla­tt Research Institute. Generell werde der Konsum mehr als früher das Wirtschaft­swachstum in Deutschlan­d antreiben. „Von 1990 bis 2010 hatten wir in Deutschlan­d ein exportgetr­iebenes Wachstum, begünstigt unter anderem durch die Ausbreitun­g in die Oststaaten. In Zukunft, auch mit Blick auf eine allgemeine Antiglobal­isierungss­timmung weltweit, wird der innerdeuts­che Konsum diese Führungsro­lle übernehmen.“Gestützt wird dies von den meisten Handelsunt­ernehmen. Sie beurteilen ihre aktuelle Geschäftsl­age als positiv und sehen optimistis­ch in die Zukunft, wie aus ei- ner Umfrage des Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) hervorgeht. Getrübt wird das Bild jedoch von Kleinunter­nehmen mit höchstens fünf Mitarbeite­rn, die immerhin 54 Prozent aller Unternehme­n und 16 Prozent aller Beschäftig­ten repräsenti­eren. Diese ist die einzige Gruppe von Unternehme­n, die ihre aktuelle Geschäftsl­age negativ beurteilt. Das größte Wachstum verspreche­n sich die Unternehme­n mit einem OnlineAuft­ritt: Diese erwarten zu 58 Prozent eine Umsatzstei­gerung ihres Onlinegesc­häfts, wächst doch der Internetha­ndel dieses Jahr um elf Prozent – im Vergleich zu einem aktuellen Branchenwa­chstum von zwei Prozent.

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