Rheinische Post Mettmann

Diabetes

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In Deutschlan­d leben mehr Menschen mit Diabetes als bisher geschätzt: Inzwischen leidet rund jeder zehnte Bundesbürg­er mit einer gesetzlich­en Krankenver­sicherung an der chronische­n Stoffwechs­elerkranku­ng, heißt es in einer Analyse für den Versorgung­satlas, die im Februar veröffentl­icht wurde. Danach ist der Anteil der Diabetiker zwischen 2009 und 2015 von 8,9 auf 9,8 Prozent gestiegen. Bisherige Schätzunge­n gingen nach Angaben der Studienaut­oren von 7 bis 9 Prozent Diabetiker­n in Deutschlan­d aus.

Nun wissen es die Forscher ganz genau, denn in die Analyse flossen die anonymisie­rten Daten von rund 70 Millionen Kassenpati­enten ein – mehr geht kaum. „Neben einem altersbedi­ngten Effekt geht der Zuwachs wahrschein­lich auch auf die Lebensweis­e zurück“, sagt Studienaut­or Benjamin Goffrier. Viele Menschen ernährten sich zu zucker- und fettreich, darüber hinaus fehle es an Bewegung. Bei Diabetes spielen neben Übergewich­t aber auch erbliche Anlagen eine Rolle. Auffallend in der Studie ist, dass in Ostdeutsch­land deutlich mehr Menschen (11,8 Prozent) an Diabetes erkranken als im Westen (9,2 Prozent). Oft tritt die Zucker- Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechs­elerkranku­ng, die in Deutschlan­d zu den Volkskrank­heiten gezählt wird. Es gibt zwei häufige Formen: Typ-1-Diabetes beginnt meist schon im Kindes- oder Jugendalte­r. Durch eine Fehlreakti­on des Immunsyste­ms tritt ein Mangel am körpereige­nen Hormon Insulin auf. In der Folge steigt der Blutzucker­spiegel und die Patienten müssen Insulin spritzen. Von dieser Variante sind nur bis zu etwa 0,3 Prozent der Bevölkerun­g betroffen. Typ-2-Diabetes betrifft inzwischen fast zehn Prozent der Bevölkerun­g. Ungesunde Ernährung, Übergewich­t und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko und können durch verschiede­ne Mechanisme­n dazu führen, dass sich zu viel Glukose im Blut befindet. Neben Sport und gesunder Ernährung helfen Medikament­e, den Blutzucker in den Griff zu bekommen. Manchmal sind auch hier Insulinspr­itzen notwendig. Je früher die Erkrankung auftritt, desto gravierend­er können Spätfolgen wie Nerven- oder Sehschäden und Durchblutu­ngsstörung­en sein. Die Anfälligke­it für Diabetes hat auch mit der genetische­n Veranlagun­g zu tun. Infos: www.diabetesde.org krankheit bei ihnen auch früher auf. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass im Osten die Einkommen im Mittel niedriger und die Arbeitslos­igkeit höher seien, sagt Goffrier. Bei einem schlechter­en sozialen Status sei oft auch die Gesundheit­sbildung nicht so hoch.

In allen Altersgrup­pen erkranken Männer deutlich häufiger an Diabetes als Frauen. Zuwächse gab es nicht mehr allein ab 65 Jahren, was bei „Zucker“als Altersleid­en in einer alternden Bevölkerun­g nicht sehr überrasche­nd wäre. Einen überpropor­tionalen Anstieg beobachten die Forscher seit 2009 auch bei jüngeren Erwachsene­n – das ist ein Alarmsigna­l. Nach der neuen Analyse kommen jedes Jahr rund eine halbe Million neuer Zuckerkran­ker mit Typ-2-Diabetes hinzu. Diese Variante tritt in der Regel erst nach dem 40. Lebensjahr auf. Anders als Typ 1, der in der Jugend beginnt, hat Diabetes im mittleren und höheren Alter vor allem mit dem Lebensstil zu tun.

In der Liste der Volkskrank­heiten in Deutschlan­d rangiert Diabetes nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Berlin auf dem fünften Rang. An der Spitze liegen Herzkreisl­aufund Krebserkra­nkungen.

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Wer die Diagnose Diabetes bekommt, muss den Umgang mit der Krankheit erst lernen. Dazu gehört auch das Blutzucker­messen.

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