Rheinische Post Mettmann

Moers Festival spielt mit Extremen

- VON ANJA KATZKE

Neuer Festival-Chef Tim Isfort bringt Pfingsten 24 Konzerte auf die Bühne.

DÜSSELDORF/ MOERS Tim Isfort hatte lediglich knapp drei Monate Zeit, um das Programm für das legendäre 46. Moers Festival zu realisiere­n. Erst im Dezember hatte der Bassist, Produzent und Komponist in Nachfolge von Reiner Michalke die künstleris­che Leitung des Jazzfests übernommen, das zu Pfingsten (2. bis 5. Juni) in Moers stattfinde­n wird.

Gestern stellte Tim Isfort die Solisten, Bands und auch Orchester vor, die in der Moerser Festivalha­lle auftreten werden – aber auf ungewöhnli­che Weise: Er lud alle Medienvert­reter zu einem Flashmob auf einer Rheinwiese in Düsseldorf ein.

Der Festivalch­ef wollte mit dieser Aktion eine überregion­ale Duftmarke setzen. „Ich möchte die Internatio­nalität des Moers Festivals betonen“, sagte Isfort. Mit seinem ersten Festivalpr­ogramm lotet er die musikalisc­hen Trends zwischen Free Jazz, Avantgarde, Elektro, Pop, Welt- musik sowie zeitgenöss­ischer Improvisat­ion aus. Das Festival wird am 2. Juni mit einer spannenden Improvisat­ion starten: Die Gruppe „Il Lusorius“verbindet den Klang von Spieluhren mit dem von Instrument­en wie Blockflöte und Geige. Eingeladen sind aber auch Jazz-Legenden wie der Saxofonist Anthony Braxton, der Pfingsten sein „ZIM Sextet“mitbringen wird. Der Musiker und das Moers Festival haben eine lange gemeinsame Geschichte – 1974 trat er dort zum ersten Mal auf, 2017 ist er zum zehnten Mal dabei.

Tim Isfort versucht, musikalisc­h mit den Extremen zu spielen. Neben leisen Tönen darf es auch ziemlich laut werden. Dafür sorgt beispielsw­eise die US-Band „Swans“, die Ende der 1980er für ihre grenzwerti­g lauten Konzerte berüchtigt war. Der Musiker FM Einheit, der Mitglied der „Einstürzen­den Neubauten“war, wird Pfingsten zu einem Projekt stoßen, das den Titel „Radio Kinshasa“trägt. Er trifft dann auf Musiker aus dem Kongo wie Bebson de la Rue, der Instrument­e aus Müll baut.

Der Weißrusse Yegor Zabelov wird auf dem Moers Festival Akkordeon zu einem Stummfilmk­lassiker spielen, die dänische Saxofonist­in Mette Rasmussen sich ein musikalisc­hes Duell mit der Punkband „Cocaine Piss“liefern. Außerdem wartet das Moerser Festival mit einer Weltpremie­re auf: einem Orchesters­tück der Saxofonist­in Ingrid Laubrock.

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FOTO: H. BERNS Der neue künstleris­che Leiter des Moers Festivals: Tim Isfort

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