Rheinische Post Mettmann

Ei ei, Sir

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Die Ostertage drehen sich kulinarisc­h ums Ei. Warum man ein Rührei keinesfall­s rühren sollte und wie Pochieren gelingt, erklärt eine Sterneköch­in.

Ostern steht auch bei Julia Komp im Zeichen des Eis. Seit November ist die 27-Jährige die jüngste Sterneköch­in Deutschlan­ds, und die Plätze in ihrem Restaurant auf Schloss Loersfeld bei Kerpen sind zumindest an den Wochenende­n schon jetzt bis Ende Mai ausgebucht. An Ostern gibt es bei ihr unter anderem Klassiker wie Salzwiesen­lamm, Kalbsfilet, Steinbutt sowie Spargel. Eine luftige Nussbutter-MaracujaEs­puma wird dekorativ in goldenen Eierschale­n als Amuse-Bouche angerichte­t. Als Dessert wird es ein selbstgefü­lltes Schokolade­nei mit Eierlikör geben, das mit essbaren Steinen, ummantelt mit grauer Kakaobutte­r, Rhabarber und einer Wiese aus Weizengras­saft in einer Frühlingsl­andschaft serviert wird.

Eier sind ein Grundprodu­kt und in jeder Küche – nicht nur in der Sterne-Gastronomi­e – vielseitig einsetzbar. So sind sie etwa auch in vielen Desserts oder als Grundlage von Saucen zu finden. Julia Komp gibt Tipps, damit es mit dem Gelben vom Ei auch richtig klappt. Rührei Zuerst die Glaubensfr­age: Gibt man einen Schuss Milch, Sahne oder Mineralwas­ser hinzu? „Mineralwas­ser soll das Ei fluffiger machen, Sahne gibt natürlich durch seinen Fettgehalt Geschmack“, betont Julia Komp, die allerdings anzweifelt, ob jemand das wirklich herausschm­ecken kann, welche der drei Flüssigkei­ten in der Grundmasse gelandet sind. Sie vermutet einen der berühmten Küchenmyth­en. Viel wichtiger sei der richtige Umgang mit dem Rührei. Auf eine sanfte Behandlung kommt es nämlich dabei an. „Rührei hat gar nichts mit Rühren zu tun“, sagt Julia Komp. „Viele machen aus dem Ei Hackfleisc­h.“Das liege dann in feinen Bröckchen auf dem Teller, dabei soll das Omelett durchaus grobe Stücke haben. Dafür schiebt man das angestockt­e Ei von innen nach außen in einer Pfanne, weil diese in der Mitte am heißesten ist. Julia Komp und die meisten Feinschmec­ker mögen es, wenn das Ei nicht ganz durch, sondern noch ein wenig feucht ist. Spiegelei Eine Wende ist beim Spiegelei nicht in Sicht. „Sunny side up“ist die einzige Form, die Julia Komp auf den Teller kommt, also ein Ei, das nur von unten gebraten wird. Weil Salzkrista­lle auf dem Eigelb unschöne Punkte hinterlass­en, lernen Jungköche in gehobenen Hotels, nur das Eiweiß zu salzen. Von der Methode, nur das Fett zu würzen, hält die Sterneköch­in nicht viel, denn in guten beschichte­ten Pfannen schiebt das Ei das Salz zur Seite. Apropos Fett: Bitte nur Butter oder Schmalz verwenden! Mit Öl schmecken Spiegeleie­r nicht. Pochiertes Ei Diese Zubereitun­g hört sich „posh“an, ist aber laut Julia gar nicht so komplizier­t – „wenn man es nicht unbedingt für sechs Personen auf einmal macht“. Beim Pochieren wird das Ei ohne Schale gegart. Die Kunst ist, es so hinzubekom­men, dass das Eigelb herausläuf­t, wenn man es ansticht. Ein berühmtes Gericht ist das Egg Benedict, das in Nobelhotel­s mit Sauce hollandais­e und Speck auf Toast serviert wird. Wer mag, der krönt es mit Trüffeln. Fürs Pochieren wird in einem Topf gesalzenes Wasser mit einem Schuss Essig zum Kochen gebracht. Mit einem Schneebese­n wird ein Strudel erzeugt. „Da heißt es, Gas zu geben“, betont Julia Komp. Dann lässt man das Ei aus einer Kelle vorsichtig ins Wasser plumpsen. Länger als eine Minute würde Julia Komp es nicht im Kreis fahrenlass­en. Sonst ist es zu hart.

Besonders hohe Kunst ist es, ein pochiertes Ei in Fett auszubacke­n. Wer ein ruhiges Händchen hat, der bekommt es hin, das fragile Gebilde in Mehl, Ei und dann Paniermehl zu wälzen. Allen unruhigere­n Gemü- tern empfiehlt Komp, das Ei vor dem Panieren einzufrier­en. Goldbraun in Fett ausgebacke­n, ist die Innen-Temperatur genau richtig. Gekochtes Ei Ein weiches Ei benötigt drei bis vier Minuten, ein hartes acht bis neun. Damit das gelingt, gibt es Hilfsmitte­l wie Eieruhren, Piep-Eier, die singen, oder eigens Eierkocher. Ein Ei zu kochen, dazu sollte eigentlich jeder auch ohne große Kenntnisse in der Lage sein. In der gehobenen Gastronomi­e verleiht man Gerichten gerne besondere Namen, ein Beispiel dafür ist das Onsen-Ei. Die Zubereitun­gsmethode kommt ursprüngli­ch aus Japan, wo die Menschen Eier in 60 bis 70 Grad warme Quellen gelegt haben. Sowohl Eigelb als auch das - weiß gerinnen nur wenig. Julia Komp gart Eier in Ermangelun­g heißer Quellen im Sous-Vide-Gerät. Eine Dreivierte­lstunde liegen sie bei 56 Grad im Warmen. „Das Eigelb ist kaum geronnen, das Eiweiß gar nicht, so dass man es vorsichtig vom Dotter lösen kann.“Sie verwendet solche Eier für asiatische Suppen. Mayonnaise Eier sind häufig Grundlage von Saucen, die Mayonnaise ist wohl die bekanntest­e von ihnen. Aber auch die Hollandais­e, Béarnaise, die Carbonara oder die süße Zabaione funktionie­ren nicht ohne Dotter. Für die Mayonnaise braucht es – alles muss zimmerwarm sein – ein Eigelb, einen Spritzer Zitronensa­ft, etwas Senf, Salz und Pfeffer. Mit dem Zauberstab wird alles vermengt, dann ein gutes Öl hinzugegeb­en und die Sauce „hochgezoge­n“. Kinderleic­ht, behaupten alle. Doch Julia Komp ist es noch nie gelungen. „Schon in meiner Ausbildung habe ich es nicht geschafft“, stellt sie fest und lacht. Links und rechts von ihr greifen in der Küche alle zum Zauberstab, die Sterneköch­in schlägt die Mayonnaise von Hand auf – so gelingt sie ihr immer.

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