Rheinische Post Mettmann

Der Jus zum Salzwiesen­lamm kommt aus dem Teekännche­n

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Anthony Sarpong stammt aus Ghana. Aus einer Meerbusche­r Kneipe machte er sein Restaurant für verschiede­ne Genuss-Kulturen.

Gut gelegen? Nun ja – wenn man die gute Erreichbar­keit als Maßstab nimmt, ohne Zweifel. Aber direkt an der Moerser Straße am Ausgang des Meerbusche­r Stadtteils Büderich kann man nicht gerade von Idylle sprechen. Ein kleiner Biergarten nebenan mit einer riesigen Kastanie mittendrin verspricht immerhin schöne Abende bei lauer Sommerluft. Das alte Haus, in dem vor zwei Jahren das „Anthony’s“eröffnete, war einst ein typischer Gasthof. Schönes der alten Architektu­r hat man geschickt erhalten und mit edlem Design bei Möbeln und der Beleuchtun­g verbunden. Angenehm: Es hängt nicht ein einziges dieser unsägliche­n Möchtegern-Kunstwerke an den Wänden, die man sonst oft in ambitionie­rten Restaurant­s optisch verdauen muss. Gut geschmeckt? Diese Harmonie von Kreativitä­t und Handwerk, die Kombi unterschie­dlichster Zutaten und Gewürze in mutigen Arrangemen­ts hat uns verblüfft. Wir entschiede­n uns – neugierig aufgrund des Namens – für Beef-Ravioli mit Wachtel-Ei und freuten uns über eine feine Rindfleisc­h-Füllung in einer hausgemach­ten Pasta. Auf die dazu servierten Wachtel-Eier hätten wir allerdings gut verzichten können. (Vor allem weil sie von der Gabel flutschten!) Die andere Vorspeise, ein norwegisch­er Lachs, war artgerecht gebeizt, die dazu gereichte Sauce aus Staudensel­lerie mit feinen Apfelstück­chen uns so noch nie auf den Teller gekommen. Sämtliche Hauptspeis­en ließen die Party für die Geschmacks­nerven weitergehe­n: Zum auf den Punkt gegarten Lammfilet gab es einen perfekten Jus, serviert – sehr putzig – in einem Teekännche­n. Der Loup der Mer mit Spargel wie das Rumpsteak mit einem Baumkuchen aus Kartoffeln erstaunte selbst erfahrene Schmecklec­ker – erdacht und gemacht von einem Könner am Herd. Den Preis wert? Wer im Anthony’s isst, bezahlt für eine anspruchsv­olle Küche entspreche­nde Preise. Aber er wird nicht das Gefühl haben, in einem überteuert­en Schicki-MickiLaden zu sitzen. Das Lamm steht mit 27 Euro auf der Karte, der wild gefangene Loup mit 30. Für das Rumpsteak, das allerdings 1-A-Qualität hatte, 39 Euro aufzurufen, finden wir grenzwerti­g. Beide Vorspeisen wurden mit angemessen­en 14 Euro berechnet. Insgesamt also nichts für jeden Tag, aber was für manchmal und besondere Anlässe. Überrasche­nd? Anfangs waren wir skeptisch, weil Koch und Inhaber Anthony Sarpong (er hat unter anderem im früheren Düsseldorf­er Sterne-Restaurant „Hummer-Stüb- chen“am Herd gestanden) in einem Interview gesagt hatte, er vereine in seiner Küche arabische, afrikanisc­he, französisc­he und deutsche Kochkultur. Was nach wildem Mix klingt, wird jedoch – sorgfältig abgewogen – als reizvolle kulinarisc­he Rundreise inszeniert. Wer sich auf diesen Ausflug einlässt, dürfte es nicht bereuen. Und: Dass mit Laguiole-Messern (die mit der Biene) eingedeckt wurde, ist eine schöne Geste. Da freut sich der Kenner und hofft, dass es keine Plagiate aus China sind. Gut bedient? Zufällig bündelten sich einige Sonderwüns­che bei unserer Bestellung. Das bitte nicht, dafür das doch, aber kombiniert mit jenem – beim entspannte­n Service löste das keinesfall­s Panik aus, sondern nur die nüchterne Erkenntnis: „Das schreib ich mir jetzt mal auf!“Eine gute Idee – am Ende kam alles so wie gewünscht. Die Beratung war sachkundig und angenehm zurückhalt­end, immer wieder tauchte der Chef selbst zwischen den Tischen auf und erklärte, was da warum auf dem Teller lag. Klare Botschaft: Der Mann hat Spaß an seiner Arbeit. Fazit Viel Respekt beim Gruß an die Küche. Bitte weiter so – und bis bald. Info Anthonys Kochschule und Restaurant, Moerser Str. 81, 40667 Meerbusch, Tel.: 02132 9851425, tgl. (außer Di/Mi) 16.30 bis 23 Uhr

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