Rheinische Post Mettmann

Ärger um neue Buslinien der Rheinbahn

- VON ARNE LIEB

Nutzen deutlich mehr Düsseldorf­er die Rheinbahn, wenn sie Schnellbus-Linien startet? Die Politik ist in dieser Frage weniger zuversicht­lich als die Firmenführ­ung. Auch der Streit um E-Busse belastet das Verhältnis zum Vorstandsc­hef.

Die Entwicklun­g der Rheinbahn sorgt im Rathaus zunehmend für Spannungen. Vorstandsc­hef Michael Clausecker, der erst zum vergangene­n Jahr als Hoffnungst­räger geholt wurde, kann die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP bislang nicht von seinen Plänen überzeugen. Heute debattiere­n Verkehrs- und Umweltauss­chuss in einer gemeinsame­n Sondersitz­ung über seine Idee, mit drei Schnellbus­linien mehr Kunden zu gewinnen. Die Politiker sind skeptisch, eine Entscheidu­ng soll noch nicht fallen. Zudem belastet ein Streit um E-Busse das Verhältnis. Clausecker droht als Fehlbesetz­ung zu enden.

Der Manager, der früher für den Fahrzeughe­rsteller Bombardier tätig war, hatte im September ein Wachstumsk­onzept vorgelegt. Er soll den Wunsch der Politik umsetzen und erheblich mehr Düsseldorf­er vom Umstieg auf Bus und Bahn überzeugen. Ein Kernpunkt seiner Strategie sind die Metro-Busse, die zusätzlich auf nachfrages­tarken Linien verkehren sollen. Sie sollen nicht an jeder Station halten und so schnellere Fahrten in den Stadtteile­n ermögliche­n.

Eine vor vier geplanten Linien ist kürzlich überrasche­nd weggefalle­n, weil sie sich mit der Strecke der U81 überschnei­den würde. Die AmpelKoope­ration zeigt sich nicht einmal überzeugt, dass die drei verblieben­en Linien auf den Strecken von 730, 834 und 835 die hohen Zuwächse bringen, die Clausecker verspricht. Der geht davon aus, dass die Linien einen Zuwachs von 3,7 Millionen Euro Fahrentgel­ten pro Jahr bringen. Die Politik fordert eine bessere Berechnung. „Wir machen nur mit, wenn die Zahlen nachvollzi­ehbar sind“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Norbert Czerwinski (Grüne): „Wir wollen das Risiko genauer kennen.“Denn der Betrieb würde 2,2 Millionen Euro pro Jahr kosten. Dazu kommt, dass die Ampel eigentlich in erster Linie die Schienenve­rbindungen entwickeln will.

Das Gesprächsk­lima mit dem Manager, der heute in der Sitzung erwartet wird, ist angespannt. In den Reihen der Ampel bemängelt man mangelnde Kompromiss­bereitscha­ft und einen schwierige­n Umgang. Andreas Hartnigk (CDU) nennt Clausecker schon seit Monaten öffentlich eine Fehlbesetz­ung.

Zu einem weiteren Machtkampf entwickelt sich die Frage, ob die Rheinbahn stärker in E-Busse investiere­n soll – auch darüber wird heute gestritten. Clausecker vertritt die Ansicht, die Technologi­e sei noch nicht ausgereift für den Serienbetr­ieb. Er möchte lieber vor allem moderne Dieselbuss­e ankaufen, um die Flotte schnell zu erweitern.

Die Politik, die wegen der zu hohen Luftversch­mutzung unter Druck steht, möchte die Rheinbahn stattdesse­n als Pionier für E-Technik sehen. „Wir dürfen uns nicht nur die Entwicklun­g angucken, sondern müssen uns einklinken“, sagt der SPD-Politiker Martin Volkenrath. Dies sei eine gesellscha­ftliche Verantwort­ung. Nach langem Ringen deutet sich ein Kompromiss an: Die Rheinbahn startet eine „Innovation­slinie“und bemüht sich auch sonst mehr um E-Antriebe. Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke plädiert dafür, dass sie weitere Versuche auf den verschmutz­testen Straßen startet.

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