Rheinische Post Mettmann

„Wo es mir gut geht, ist Heimat“

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Thomas Dinkelmann, Bürgermeis­ter in Mettmann

Was fällt Ihnen beim Thema Heimat als Erstes ein? Zunächst fällt mir ein Spruch aus meinem Lateinunte­rricht ein: „Ubi bene, ibi patria“– etwas frei übersetzt: Wo es mir gut geht, da ist meine Heimat. Dieser Satz aus der Schulzeit hat mich schon damals sehr beschäftig­t, war doch der Begriff Heimat noch stark vorbelaste­t. Seine öffentlich­e Verwendung führte reflexarti­g zu einer politische­n Rechtsauße­n-Verortung. Das NS-Regime hatte den Begriff „Heimat“ideologisc­h missbrauch­t und gleichgese­tzt mit „Nationalis­mus“. Es hat sehr lange gedauert, um den Begriff Heimat heute wieder positiv besetzt und in seinem eigentlich­en Sinn verwenden zu können, so wie es schon die alten Römer taten. Wo ist Ihre Heimat und wo fühlen Sie sich heimisch? Heimat ist der Ort der stärksten Verankerun­g. Den Halt gibt die Gemeinscha­ft der miteinande­r verbundene­n Menschen. Ein Titel der Kölner Band Höhner „Heimat is e Jeföhl“trifft es gut. Dieses Gefühl der Verbundenh­eit mit der Familie, mit Freundinne­n und Freunden, Arbeitskol­leginnen und - kollegen, oder mit Menschen gleicher Interessen und Ziele hat natürlich immer einen Ort, an dem es besteht. Dieser Ort ist für mich Mettmann. Heimat hat aber noch andere Aspekte. Es sind soziale, gesell- schaftlich­e, kulturelle und politische Prägungen. So ist für mich heute ein friedferti­ges, demokratis­chfreiheit­liches und geeintes Deutschlan­d und mehr noch Europa ebenso Heimat. Diese überörtlic­he Verbundenh­eit ist aber wesentlich abstrakter und viel weniger im alltäglich­en Bewusstsei­n, als die jeden Tag wieder neu erlebten Verbindung­en zwischen den Menschen in unserer Stadt Mettmann. Heimisch fühle ich mich allein hier. Welche Bedeutung hat Heimat für Sie / welchen Raum nimmt das Thema in Ihrem bisherigen Leben ein? Die zunehmende Verbundenh­eit mit meiner Heimatstad­t Mettmann, und sie ist nicht meine Geburtssta­dt, führt unweigerli­ch auch zu einer Betroffenh­eit in allen Fragen, die mit der geschichtl­ichen Vergangenh­eit, aber vor allem mit der zukünftige­n Entwicklun­g zu tun haben. Es ist mir nicht egal, wenn der Verlust eines historisch­en Gebäudes droht, die Innenstadt im Verkehr erstickt oder wichtige Entscheidu­ngen für eine gute Weiterentw­icklung anstehen. In meiner Heimatstad­t wohne und schlafe ich nicht nur – ich werde mitverantw­ortlich. Weil sie mir am Herzen liegt, setze ich mich zusammen mit den vielen Menschen, denen es ebenso geht, gerne für sie ein. Das geht in Vereinen wie im Einsatz in Stadtrat und Verwaltung.

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FOTO: PRIVAT. Thomas Dinkelmann ist seit 2015 Mettmanns Bürgermeis­ter.

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