Rheinische Post Mettmann

AfD-Landesverb­ände wollen gegen Petry rebelliere­n

- VON JULIA RATHCKE

Beim Parteitag in Köln will die Bremer AfD den Höcke-Ausschluss kippen. Auch die AfD Oberbayern will Petrys Pläne durchkreuz­en.

BERLIN/BREMEN (RP/dpa) Knapp zwei Wochen vor dem Bundespart­eitag der AfD in Köln macht sich Unmut in der Partei breit. Während die Bremer AfD das gegen Thüringens Landeschef Björn Höcke eingeleite­te Parteiauss­chlussverf­ahren in Köln kippen will, stemmt sich eine Initiative der AfD-Oberbayern gegen den Grundsatza­ntrag von Parteichef­in Frauke Petry.

Mit ihrem „Sachantrag zur strategisc­hen Ausrichtun­g der AfD“will die Parteichef­in die Mitglieder auf dem Kölner Parteitag hinter sich versammeln. Doch ihre Strategie des „realpoliti­schen Wegs“und die damit verbunde Ausgrenzun­g des Rechtsauße­n-Flügels scheint vielen zu missfallen. Kritik kommt nicht nur von Co-Chef Jörg Meuthen und Sachsen-Anhalts Landeschef André Poggenburg, auch die AfD Oberbayern stemmt sich gegen Petry.

Während die Parteichef­in auf Facebook für ihren Antrag wirbt, macht der Bezirksvor­sitzende der AfD Oberbayern, Florian Jäger, seit einigen Tagen Werbung für seine Initiative „Antrag streichen“. „In der Öffentlich­keit wird die AfD nicht mehr als eine Kraft mit politische­m Gestaltung­swillen wahrgenomm­en, sondern als Partei der Streithans­el“, heißt es auf der Internetse­ite, „innerparte­iliche Machtkämpf­e sind sofort einzustell­en.“Jäger will auf dem Parteitag in Köln einen Antrag auf Nichtbefas­sung stellen – und damit Petrys Anliegen schon zu Beginn von der Tagesordnu­ng nehmen lassen. „Ich bin guter Dinge, genug Unterstütz­er finden“, sagt Jäger. Mehr als 50 Prozent der Delegierte­n-Stimmen wären dafür nötig. Schon jetzt hätten ihm Parteikoll­egen über Bayern hinaus ihre Zustimmung signalisie­rt, sagt Jäger.

Die Bremer AfD will in Köln das von Petry eingeleite­te Ausschluss­verfahren Björn Höckes stoppen – per Parteitags­beschluss. Ein entspreche­nder Antrag sei fristgerec­ht eingereich­t worden, teilte der AfDLandesv­orsitzende Frank Magnitz gestern mit. Höckes Ausschluss­antrag habe nur marginale Aussicht auf Erfolg; die AfD könne sich ein monatelang­es Ausschluss­verfahren im Wahlkampf nicht leisten, warnte Magnitz. Die „Bild“hatte zuerst über die Initiative berichtet. Die Bremer AfD hat 150 Mitglieder und einen Abgeordnet­en in der Bürgerscha­ft (Landtag), gegen den aber ein Ausschluss­verfahren läuft.

Inhaltlich stützte Magnitz ausdrückli­ch Höckes umstritten­e Äußerungen, auch wenn der „Duktus und Zeitpunkt“völlig falsch gewesen seien. „Wir brauchen eine 180Grad-Wende in unserer Erinnerung­skultur“, bemängelte Magnitz mit Blick auf die NS-Zeit und Hö- ckes Äußerungen. Im Ausschluss­antrag wirft ihm der Bundesvors­tand eine „Wesensverw­andtschaft mit dem Nationalso­zialismus“vor. Über den Ausschluss entscheide­t das AfD-Schiedsger­icht Thüringen.

Der Versuch, Höcke aus der AfD zu werfen, ist Teil des seit Monaten tobenden internen Macht- und Richtungsk­ampfes. Der Bundespart­eitag soll eigentlich über das Wahlprogra­mm und damit über die weitere politische Ausrichtun­g entscheide­n. Es wird aber auch darum gehen, ob die AfD mit ihrer Vorsitzend­en Petry als alleiniger Spitzenkan­didatin oder mit einem Team in den Wahlkampf zieht. Höcke hat Hausverbot im Maritim-Hotel, in dem der Parteitag stattfinde­n soll.

Malerische Orte wie Wengen im Berner Oberland sind die Freilichtm­useen Europas – aber sie sterben langsam aus. Dagegen wird politisch wenig getan. Im Gegenteil.

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