Rheinische Post Mettmann

CDU will Sondersitz­ung im Fall Rainer Wendt

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Einen Tag nach der Veröffentl­ichung einer bislang unbekannte­n E-Mail zum Fall des Polizeigew­erkschafte­rs Rainer Wendt hat Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) bekräftigt, dass er bis vor kurzem keine Kenntnis von dessen Beschäftig­ungsverhäl­tnis gehabt habe. „Von einer Teilzeitbe­schäftigun­g wusste ich nichts“, so der Minister zu unserer Redaktion. Wie berichtet, hat Wendt, der inzwischen pensionier­t, aber weiterhin Bundesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) ist, jahrelang vom Land Gehalt bezogen, obwohl er nicht mehr als Polizist tätig war.

Unklar ist nicht nur, wann Wendt seinen Polizeidie­nst eingestell­t hat, sondern auch, wer dies genehmigt hat. In diesem Zusammenha­ng könnte eine E-Mail vom 9. August 2012 aufschluss­reich sein, die jetzt von dem TV-Magazin „Westpol“veröffentl­icht wurde. Darin verweist der damalige Vorgesetzt­e von Wendt im Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD), Jürgen Mathies, auf ein am Vortag geführtes Gespräch mit dem für Polizeiang­elegenheit­en zuständige­n Abteilungs­leiter im Innenminis­terium, Wolfgang Düren. In dem Gespräch ging es demnach um die Arbeitsbed­ingungen für Wendt und den Vorsitzend­en einer weiteren Gewerkscha­ft. Gemeint ist der Bund Deutscher Kriminalbe­amter (BDK).

In der Mail heißt es dazu: „Herr Düren hielt die getroffene­n Entscheidu­ngen und den aktuellen Sachstand für angemessen und (insbesonde­re für das MIK) vertretbar. („MIk“ist die Abkürzung für „Ministeriu­m für Inneres und Kommunales). Laut Mail dachte Düren damals auch an einen Erlass. Mit ihm solle „die Vorstellun­g des MIK hervorgeho­ben werden, dass Vorsitzend­e der Gewerkscha­ften … freigestel­lt werden.“Dieser zum Teil geschwärzt­e Passus bezieht sich auf Wendt als DPolG-Bundesvors­itzenden und auf den BDK. Unklar ist, was mit „Freistellu­ng“ gemeint ist. Wendt hat sie offenbar als vollständi­ge Befreiung von seinen Dienstpfli­chten verstanden. Jäger hingegen hat in einem Bericht für den Landtag deutlich gemacht, dass damit stets nur das „dienstlich Vertretbar­e“gemeint sei, jedoch in keinem Fall eine völlige Befreiung. Gegenüber unserer Zeitung räumte er gestern aber ein, dass die Mail – „was den Umfang der Freistellu­ng von Herrn Wendt angeht – nicht eindeutig“sei.

Inzwischen hat die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen Unbekannt wegen Untreue eingeleite­t. Die jahrelange­n Gehaltszah­lungen an Wendt, der sein Büro in Berlin hat, dürften sich auf einen sechsstell­igen Betrag summieren. Darüber hinaus führen zwei Beamte des Landesamte­s für Aus- und Fortbildun­g die verwaltung­sinternen Ermittlung­en. Sie seien völlig weisungsun­gebunden, betont Jäger.

Die CDU bezweifelt jedoch, dass der Minister lange Zeit nicht nichts gewusst hat. Schließlic­h habe sein engster Vertrauter Düren seit Jahren das Beschäftig­ungsverhäl­tnis von Wendt gekannt. „Es reicht. Herr Jäger hat das Parlament bewusst getäuscht“, so der CDU-Politiker Peter Biesenbach. In einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses sollen jetzt Düren und Mathies angehört werden. Biesenbach: „Wir akzeptiere­n keinen Vorrang hausintern­er Ermittlung­en mehr nach Gutdünken des Ministers“.

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FOTO: DPA

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