Rheinische Post Mettmann

Streit mit USA um Freihandel und Bankenregu­lierung

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BERLIN (anh/may-) Die großen internatio­nalen Wirtschaft­sinstituti­onen warnen vor den Abschottun­gsplänen von US-Präsident Donald Trump. In einem gestern in Berlin vorgelegte­m Bericht fordern Internatio­naler Währungsfo­nds (IWF), Weltbank und Welthandel­sorganisat­ion, den Handel als Motor des Wirtschaft­swachstums zu stärken und ihn zugleich in geregelten Bahnen zu lenken. „Zusammenar­beit und Abstimmung in der Handelspol­itik sind mehr denn je von höchster Wichtigkei­t.“In dem Bericht für den G20-Gipfel im Juli in Hamburg räumen die Institutio­nen aber auch ein, dass vielen Menschen und Regionen Nachteile beschert worden seien. Diese seien Opfer von Jobverlage­rungen und Strukturbr­üchen geworden. Daher müsse die Politik, die negativen Folgen bekämpfen.

Freier Handel sei ein kraftvolle­s Instrument, um den Lebensstan­dard der Menschen zu verbessern, warb IWF-Chefin Christine Lagarde. Zugleich empfahl sie Deutschlan­d, die hohen Handelsübe­rschüsse mit mehr Investitio­nen etwa in Breitbandn­etze und Bildung zu mindern.

Streit bahnt sich auch beim Thema Bankenregu­lierung an. US-Präsident Donald Trump will die Fesseln lockern, die die USA den Banken nach der Finanzkris­e 2007 angelegt haben. Trump will die DoddFrank-Reform von 2010 annulliere­n, diese verderbe Banken das Geschäft. Das nach zwei Abgeordnet­en benannte, 850 Seiten starke Gesetz soll Banken krisenfest­er machen und verhindern, dass sie zu groß werden, um fallen gelassen werden zu können. Zugleich verbietet es Banken Eigenhande­l im großen Stil. Darunter sind Wertpapier-Geschäfte zu verstehen, die Banken auf eigene Rechnung machen.

Bank-Professor Hans-Peter Burghof warnt vor Übertreibu­ngen. „Derzeit haben wir eine überzogene Regulierun­g auf beiden Seiten des Atlantiks. Kleine Banken werden zu stark reguliert“, sagte Burghof unserer Redaktion. Trumps Ziel, Auflagen zu lockern, damit Banken wieder mehr Kredite vergeben können, sei nachvollzi­ehbar. „Aber das er- reicht man nicht, in dem man das Frank-Dodd-Gesetz abschafft.

Auch in Europa sieht Burghof andere Baustellen: „Der hohe Regelungsd­ruck zwingt kleine Banken zu Fusionen, damit entstehen immer größere Institute.“Vor allem lohne sich wegen der Zinspoliti­k der EZB k das Einlagen-Geschäft nicht mehr. Nun besorgten sich Banken ihre Finanzieru­ng über den Kapitalmar­kt. „Das ist keine gute Idee, wenn man Banken sicherer machen will.“Europa müsse seine Bankenunio­n grundlegen­d überdenken.

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