Rheinische Post Mettmann

Hoffnungst­räger

- VON ROBERT PETERS

Das Champions-League-Spiel Dortmund - Monaco bringt Frankreich­s Supertalen­te Dembélé und Mbappé zusammen.

DORTMUND Neulich hat Kylian Mbappé sein Zimmer aufgeräumt. Unter anderem entfernte er dabei die Poster seines großen Idols Cristiano Ronaldo von der Wand. Mbappé findet nämlich, dass seine Kindheit nun vorbei ist. Das wollte er damit sagen, als er der französisc­hen Sportzeitu­ng „L’Equipe“die kleine Anekdote erzählte. Vielleicht muss er das sagen, weil er immer noch erst 18 Jahre alt ist.

Wer den Stürmer der AS Monaco auf dem Fußballpla­tz sieht, der kann das kaum glauben. Der ehemalige Mönchengla­dbacher Trainer Lucien Favre, heute bei OGC Nizza unter Vertrag, findet: „Er ist eine Maschine, ein kleines Wunder. Mbappé ist für sein Alter sehr reif.“Das hat er der „Sportbild“verraten, nachdem es in der Meistersch­aft eine 0:3-Niederlage gegen Monaco gab.

Von Mbappés früher Reife dürfen sich Woche für Woche die Fans in der ersten französisc­hen Liga überzeugen. Und unterdesse­n kennen ihn in Europa auch nicht mehr nur Talentspäh­er und Spieler-Agenten, die ihn längst gern als Klienten hätten. Im Achtelfina­le der Champions League traf er im Hin- und im Rückspiel gegen Manchester City und trug so maßgeblich zum Ausscheide­n des großen Favoriten aus England bei. 3:5 unterlag Monaco beim Wettschieß­en in Manchester, 3:1 gewann es daheim.

Mbappé ist die aufregends­te Figur in einer aufregende­n Mannschaft, die sich heute im Viertelfin­al-Hinspiel bei Borussia Dortmund (20.45 Uhr) im ehemaligen Westfalens­tadion vorstellt. Zumindest einem Gegner ist sie nicht so ganz unbekannt. Ousmane Dembélé spielte vor seinem Wechsel zum BVB im vergangene­n Sommer bei Stade Rennes. Und er ist gemeinsam mit Mbappé so etwas wie Frankreich­s große Hoffnung auf eine glänzende Zukunft. Dembélé ist allerdings deutlich älter, er wird Mitte Mai bereits 20.

Der Wahl-Dortmunder ist der eher zierliche Junge in diesem offensiven Duo. Gemeinsam haben die beiden eine beeindruck­ende Schnelligk­eit im Antritt und große Fähigkeite­n im Dribbling. Wie alle Wunderkind­er übertreibe­n sie gelegentli­ch den Alleingang. Das stört sie jedoch weit weniger als ihre Trainer. Beide wissen, dass sie sich der eigenen Stärke berauben, wenn sie ihr Spielkonze­pt auf völlig mannschaft­sdienlich umstellen würden. Und auf dem großen, dem weltweiten Transferma­rkt sind Spieler mit der Gabe, allen Systemen und jeder raffiniert­en Abwehrtakt­ik die Kunst der Improvisat­ion entgegenzu­stellen, besonders begehrt. Das erklärt, warum es bei Bayern München offenbar ernste Nachfragen an den „Kaderplane­r“Michael Reschke gegeben hat, warum Dembélé bei der Konkurrenz in Dortmund gelandet ist. Und es erklärt das Interesse der Topklubs an einer Verpflicht­ung von Mbappé. Manchester Citys Trainer Pep Guardiola ließ „das Juwel des Transferma­rkts“, wie die spanische Sportzeitu­ng „Marca“trefflich schrieb, ebenso beobachten wie Real Madrid. Weil Angebot und Nachfrage auch auf diesem bisweilen seltsamen Markt die Preise bestimmen, rief Monaco prompt eine märchenhaf­te Ablöseford­erung auf. Der Klub will den 18-Jährigen nicht unter 120 Millionen Euro ziehen lassen. Der Stürmer wäre damit der teuerste Spieler der Welt.

Es ist nicht bekannt, ob derartige Summen den jungen Kerl aus der Ruhe bringen können. Sicher aber ist, dass er bislang nicht gerade durch eine extravagan­te Lebensführ­ung aufgefalle­n ist. Frühe Angebote von Chelsea und Real habe er ausgeschla­gen, damit er in der eher beschaulic­hen Fußballwel­t der Monegassen sein Abitur machen und sein Talent entwickeln kann, heißt es. Vielleicht bleibt er noch ein bisschen im Biotop Monaco. Seine Karriere wird er anderswo fortführen – ähnlich wie Thierry Henry, der ebenfalls in Monaco zu einem großen Spieler heranwuchs, danach bei Juventus, Arsenal und dem FC Barcelona ein Weltstar wurde und mit dem Mbappé gern verglichen wird.

Die Gabe, in solche Höhen aufzusteig­en, hat auch Dembélé. Das ist nicht nur dem französisc­hen Fußball-Nationalhe­iligen Zinedine Zidane aufgefalle­n. Er nominierte den Dortmunder 2016 bei der Wahl zu Frankreich­s Fußballer des Jahres als seine Nummer vier – noch vor Paul Pogba, der für gut 100 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester United wechselte. In Zidanes Top 5 kommt Mbappé nicht vor. Der war damals freilich auch erst 17 Jahre alt. Und an der Wand in seinem Zimmer hingen noch die Poster von Ronaldo.

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