Rheinische Post Mettmann

Warum das Kreuz provoziert

- VON FRANZISKA HEIN

DÜSSELDORF Die letzte große Debatte über das Kreuz hat es erst kürzlich gegeben: Im vergangene­n Herbst besuchten die Spitzen der beiden deutschen Amtskirche­n während ihrer gemeinsame­n Pilgerreis­e nach Israel und Palästina den Tempelberg in Jerusalem. Kurz vor der Besichtigu­ng des Felsendoms wurde die Delegation aus katholisch­en Bischöfen und EKD-Ratsmitgli­edern gebeten, ihre Kreuze in den heiligen Stätten des Islam nicht offen zu tragen.

Viele der Bischöfe schoben ihr Kreuz daraufhin unter die Soutane oder den Lutherrock. Darunter

Das Kreuz hinterfrag­t unsere Gewissheit­en. Im Kreuz lehrt Gott

uns Demut

auch der EKD-Ratsvorsit­zende Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx. Zuhause in Deutschlan­d wurde diese Geste des Respekts zum Politikum. „Bild“- und „Spiegel“Kolumniste­n überschlug­en sich förmlich vor Empörung über diese „Unterwerfu­ng“. Das Kreuz ausgerechn­et an dieser Stelle in Jerusalem zu verleugnen – ein Skandal! In der EKD-Pressestel­le hat noch viele Wochen danach permanent das Telefon geläutet.

Diese Reaktion ist nur vor dem Hintergrun­d der hierzuland­e teils hysterisch geführten Islam-Debatte zu verstehen. Diejenigen, die Anstoß an der Tempelberg-Szene nahmen, haben das Kreuz als politische­s Symbol instrument­alisiert und es für ihre Interessen vereinnahm­t.

Das Kreuz als Skandal: Damit ist man theologisc­h betrachtet ganz nah an dem, was wir an Karfreitag im Gottesdien­st immer wieder erleben und woran wir uns am Ende der Passionsze­it immer wieder erinnern sollten.

Schon für die Zeitgenoss­en war das Kreuz ein Skandal. Der Apostel Paulus nennt das Kreuz im 1. Brief an die Korinther ein „Ärgernis“für

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