Warum das Kreuz provoziert
DÜSSELDORF Die letzte große Debatte über das Kreuz hat es erst kürzlich gegeben: Im vergangenen Herbst besuchten die Spitzen der beiden deutschen Amtskirchen während ihrer gemeinsamen Pilgerreise nach Israel und Palästina den Tempelberg in Jerusalem. Kurz vor der Besichtigung des Felsendoms wurde die Delegation aus katholischen Bischöfen und EKD-Ratsmitgliedern gebeten, ihre Kreuze in den heiligen Stätten des Islam nicht offen zu tragen.
Viele der Bischöfe schoben ihr Kreuz daraufhin unter die Soutane oder den Lutherrock. Darunter
Das Kreuz hinterfragt unsere Gewissheiten. Im Kreuz lehrt Gott
uns Demut
auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Zuhause in Deutschland wurde diese Geste des Respekts zum Politikum. „Bild“- und „Spiegel“Kolumnisten überschlugen sich förmlich vor Empörung über diese „Unterwerfung“. Das Kreuz ausgerechnet an dieser Stelle in Jerusalem zu verleugnen – ein Skandal! In der EKD-Pressestelle hat noch viele Wochen danach permanent das Telefon geläutet.
Diese Reaktion ist nur vor dem Hintergrund der hierzulande teils hysterisch geführten Islam-Debatte zu verstehen. Diejenigen, die Anstoß an der Tempelberg-Szene nahmen, haben das Kreuz als politisches Symbol instrumentalisiert und es für ihre Interessen vereinnahmt.
Das Kreuz als Skandal: Damit ist man theologisch betrachtet ganz nah an dem, was wir an Karfreitag im Gottesdienst immer wieder erleben und woran wir uns am Ende der Passionszeit immer wieder erinnern sollten.
Schon für die Zeitgenossen war das Kreuz ein Skandal. Der Apostel Paulus nennt das Kreuz im 1. Brief an die Korinther ein „Ärgernis“für