Rheinische Post Mettmann

Wo die kleinen Schweine wohnen

- VON HOLGER LODAHL

Im Wildpark Grafenberg steigt die Zahl der Bewohner. Die ersten Tiere mit Nachwuchs sind die Wildschwei­ne. Die Frischling­e sind schon neugierig.

Die Mutter ist sehr misstrauis­ch. Kein Wunder, muss sie doch auf eine Horde kleiner Schweine aufpassen. Bache ist der korrekte Titel der Wildschwei­nmutter, die erst vor wenigen Tagen ihren Nachwuchs geboren hat. Nun hat das Muttertier alle Paarhufe voll zu tun, der junge Horde Sau zu werden, weil die Kleinen trotz ihres jungen Alters schon recht flink sind auf ihren vier dünnen Beinen.

Zuweilen wundern sie sich wahrschein­lich über die aus ihrer Sicht merkwürdig­en Gäste in ihrem Wildpark. Denn der Park ist ein beliebtes Ausflugszi­el für Erwachsene und Kinder. Vor allem jetzt im Frühling macht es viel Spaß, im Wildpark spazieren zu gehen und die jungen Wildschwei­ne beim Spielen oder auch bei einem Schläfchen zu beobachten. Es sind 15 borstige Jungtiere, die das Gehege unsicher ma- chen, mit ihren Steckdosen­nasen das frische Grün durcheinan­derbringen und mit den Hüfchen scharren. Die schlauen Tiere haben sich bald an die Zweibeiner gewöhnt und stöbern gut gelaunt über das Gelände.

Aber was immer die zuweilen noch tollpatsch­igen Schweine auch finden – geknabbert wird nix. Ob Früchte, Eicheln oder Wurzeln: Nichts ist besser, als sich an die Muttersau zu kuscheln und Milch zu trinken. Bis zu zwei Monate säugt die Sau ihren Nachwuchs, der erst einmal nicht in feste Nahrung beißt. Daher lassen die Frischling­e auch die Mitbringse­l der menschlich­en Besucher links liegen.

Gut für die Sau, für die es deshalb mehr zu fressen gibt. Die Besucher nämlich dürfen die Wildtiere gern füttern – jedenfalls, wenn einige Regeln eingehalte­n werden. Wildschwei­ne sind zwar Allesfress­er und würden alles wegmampfen, was sie finden – sie sollen es aber nicht. Die Tierpflege­r vom Wildpark schreiben vor, dass auf der Schweinesp­eisekarte ausschließ­lich Rohkost stehen darf. Möhren, Kohlrabi, Kartoffeln, Äpfel und auch Kastanien sind Leckereien, die Besucher den Tieren gerne geben dürfen, sofern ein gewisses Maß eingehalte­n wird. Wenn nämlich mal Obst oder Gemüse liegen bleiben und faulen, würden es die Tiere später dennoch fressen – und ordentlich­e Bauchschme­rzen kriegen.

Absolut verboten sind Nudeln und Brot, weil diese Speisen zu viele Kohlehydra­te enthalten und für nicht nur für die Wildschwei­ne nicht geeignet sind. Und auch Süßigkeite­n sollten sich die Besucher auch besser selbst schmecken lassen.

Die jungen Wildschwei­ne werden in den nächsten Wochen auch ihre etwa 100 Mitbewohne­r kennenlern­en. Da schauen Rehe vorbei, Füchse können mal „Guten Tag“sagen, und die Hasen wünschen eine „Gute Nacht“. Fasane und Rebhühner bleiben ein wenig auf Abstand, während Waschbären sehr viel neu- gieriger sind. Waschbären übrigens bieten trotz ihres Namens keine Fellreinig­ung. Sie heißen Waschbären, weil sie mit ihren Pfoten gefundenen Kastanien oder Eicheln im Wasser von Schmutz befreien und das ein bisschen so aussieht, als würden sie sich die Pfoten waschen

Der Wildpark Grafenberg­er Wald, ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Hunde dürfen nicht mitgenomme­n werden. Der Wildpark ist über den Haupteinga­ng, Rennbahnst­raße 60, zu erreichen. Es gibt in der Nähe einen großen, gebührenfr­eien Parkplatz. Es fahren auch die Stadtbahne­n U73, U83 und 709 bis Haltestell­e Auf der Hardt, von dort ist es noch ein etwa 15-minütiger Spaziergan­g. Mehr Details im Internet unter www.duesseldor­f.de/stadtgruen

Nasse Versuchung

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Wühlen im Boden, aber Futtern nur bei Muttern: Die Frischling­e entdecken ihre Welt.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Wühlen im Boden, aber Futtern nur bei Muttern: Die Frischling­e entdecken ihre Welt.

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