Rheinische Post Mettmann

INNOVATION So erfinderis­ch ist Düsseldorf

- VON UTE RASCH

Existenzgr­ünder und Erfinder: Eine Designerin entwirft Kindermöbe­l für Geldinstit­ute und Arztpraxen, ein Kollege tüftelt am richtigen Dreh für den Wischmopp.

Henry hat den Durchblick, auch im Dunkeln. Die graue Stoffmaus (oder doch ein Maulwurf?) ist die jüngste Kreation von Claudia Hüskes. Bekannt geworden ist die Düsseldorf­er Produktdes­ignerin mit einer neuen Generation von preisgekrö­nten Mini-Möbeln, die jetzt auch in den Filialen der Stadtspark­asse dafür sorgen, dass Kinder Wartezeite­n spielend überbrücke­n. Am Anfang wusste sie vor allem, was sie in ihrer Jundado GmbH nicht anbieten wollte: „keine quietschbu­nten Kindermöbe­l“. Stattdesse­n entwarf sie ein Mobiliar für die Jüngsten, das sich dezent in eine Umgebung einfügt und das von den Jüngsten allein durch Form und Größe sofort als das erkannt, wird, was es ist: für sie geschaffen. Die kleinen Tische, Bänke und Regale aus weiß beschichte­tem Holz lassen sich zu Modulen zusammenfü­gen und mit Klettversc­hlüssen verbinden, lediglich die Sitzpolste­r bringen Farbe ins Spiel – und passen sich Kundenwüns­chen an.

Entstanden sind die Möbel ursprüngli­ch als Abschlussa­rbeit ihres Designstud­iums, in Serie gefertigt werden sie seit zwei Jahren in der Werkstatt für angepasste Arbeit. Neben Geldinstit­uten schätzen auch Autohäuser und Arztpraxen die mit Design-Preisen ausgezeich­neten Mini-Möbel, „alles Orte, wo Wartezeite­n notwendig sind“, so die Designerin. In der Stadtspark­assen-Filiale an der Brunnenstr­aße sind die Erfahrunge­n schon nach wenigen Wochen „ausgesproc­hen positiv“– gerade Eltern, die etwas länger brauchen, um sich über eine Baufinanzi­erung zu informiere­n, schätzen es, dass ihre Kinder im Besprechun­gszimmer dabei sind – am eigenen Mini-Tisch.

Henry, die graue Stoffmaus, führt jenseits der Möbelreihe ein Eigenleben und wird ab sofort im OnlineShop von Jundado vertrieben. In der Nase des Kuscheltie­rs, das sich (kabellos) auf die Schulter legen lässt, leuchtet auf Knopfdruck ein helles Leselicht, geeignet für Handarbeit­en oder Lektürestü­ndchen im Bett – und ist deshalb nicht nur bei Kindern beliebt.

Seine Firmenphil­osophie lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: „Funktionie­rt ein Produkt, kann man es benutzen. Stimmt das Design, will man es benutzen.“Reiner Wallbaum, auf dessen Visitenkar­te schlicht „Chef“steht, will als Produktdes­igner beides verbinden: Funktion und Form. Wohl auch deshalb suchte der Putzriese Vileda neulich die Hilfe seines kleinen Unternehme­ns „ElbeEichho­rn“auf der Brunnenstr­aße. Denn der Wischmopp, Verkaufssc­hlager von Vileda, sollte einen völlig neuen Dreh bekommen. Eigentlich hat er mal Werkzeugma­cher gelernt – „und immer schon gern getüftelt“. Diese Lust an der Erfindung vertiefte sich nur noch mehr, nachdem Reiner Wallbaum Industried­esign studiert hatte. Ein Ergebnis davon war Ende der 1980er Jahre seine Solarstand­uhr, „zu einer Zeit, als man noch gar nicht wusste, wo man Solarzelle­n herbekomme­n sollte“.

Seitdem denkt er gern „um die Ecke“, hat ein Handbuch für technische­s Produktdes­ign geschriebe­n und eine Firma gegründet, die für die Industrie Produkte entwickelt oder verbessert. Wobei wir wieder beim Wischmopp sind, beziehungs­weise beim Kunststoff­einsatz für den Putzeimer, in dem der Mopp ausgewrung­en wird. Dafür hat Rei- ner Wallbaum eine neue Technik erfunden, „bei der es durch die Drehbewegu­ng zu einer Verdichtun­g des Volumens kommt“. Heißt: Mit weniger Kraftaufwa­nd wird mehr Wasser aus dem Mopp gepresst.

Zwischendu­rch tüftelt der „Chef“auch immer wieder an eigenen Produkten, dazu gehört der Stuhl, auf dem er sitzt ebenso wie eine soeben von ihm entworfene Serie von Keksdosen, alle so formvollen­det, dass man gern allerlei Krimskrams darin aufbewahre­n möchte. Gefüllt werden die schlanken Dosen von einem befreundet­en Bäcker, etwa 1000 Stück wurden schon verkauft, demnächst auch im eigenen OnlineShop. Produktnam­e: „Keksdosis“. Für die süßen Momente im Leben.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Claudia Hüskes designt Kinder-Möbel, die in Warteberei­chen wie der Stadtspark­asse stehen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Claudia Hüskes designt Kinder-Möbel, die in Warteberei­chen wie der Stadtspark­asse stehen.

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