Rheinische Post Mettmann

Trumps Schatten-Minister

- VON FRANK HERRMANN

Jared Kushner gilt mittlerwei­le als engster außenpolit­ischer Berater seines Schwiegerv­aters – US-Präsident Donald Trump.

WASHINGTON In der Regierung Donald Trumps ist er das Mädchen für alles. Jared Kushner soll zwischen Israelis und Palästinen­sern vermitteln, das schwierige Verhältnis zu China und Mexiko regeln, den Beamtenapp­arat auf Effizienz trimmen, die medizinisc­he Betreuung von Kriegsvete­ranen verbessern, die amerikanis­che Drogenepid­emie bekämpfen und sich nebenbei eines noch zu schnürende­n Milliarden­pakets zur Modernisie­rung der maroden Infrastruk­tur annehmen.

Welche Rolle der 36-Jährige spielt, hat das Magazin „New York“bereits vor Wochen in schönster Zuspitzung deutlich gemacht. „President in-law“war auf dem Titelblatt zu lesen, was sich wörtlich schlecht übersetzen lässt, aber bedeutet, dass der Schwiegers­ohn eine Art Co-Präsident ist.

Kushner flog neulich sogar nach Bagdad, um den Stabschef der Streitkräf­te zu begleiten. Als die Administra­tion nach dem Raketensch­lag gegen Syrien ein Foto freigab, das Trump im Nobelclub Mar-aLago in der Runde seines Küchenkabi­netts zeigte, sah man Kushner sehr zentral am Beratungst­isch, in sehr souveräner Pose. Botschafte­r haben ihn als eine Art Schatten-Außenminis­ter kennengele­rnt, und als Trump seinen Schwiegers­ohn zum Nahostverm­ittler ernannte, tat er es mit charakteri­stischem Hang zur Prahlerei. „Wenn es dir nicht gelingt, Frieden zu stiften, dann wird es keinem gelingen.“

Nun ist es nicht so, dass sich das Weiße Haus damit von Grund auf neu erfindet. Wer dort residiert, bringt oft enge Ratgeber mit. Bei Barack Obama war es Valerie Jarrett, die bestens vernetzte Familienfr­eundin aus Chicago. John F. Kennedy machte seinen Bruder Robert zum Justizmini­ster, was ihm den Vorwurf der Vetternwir­tschaft eintrug, aber nichts daran änderte, dass Robert seine rechte Hand war, vor allem in brenzligen Phasen wie der Kubakrise des Jahres 1962.

Wenn nicht alles täuscht, ist Jared Kushner Trumps Valerie Jarrett, Trumps Robert Kennedy. Er habe seine Emotionen im Griff, während sein Schwiegerv­ater zu Wutausbrüc­hen neige, berichten Insider. Trump brauche ihn als eine Art Beruhigung­spille. Gern wird auch gestreut, dass er politisch mäßigend wirkt, was sich aus unabhängig­er Quelle schlecht nachprüfen lässt. Was Außenstehe­nden allerdings ins Auge fällt, sind die Kontraste. Trump liebt die große Show, Kushner ist zurückhalt­end, ja mediensche­u.

Dabei gibt es eine Schlüssele­rfahrung, die beide – jenseits familiärer Bande – verbindet. So wie der junge Trump einst nach Manhattan strebte, heraus aus dem damals eher spießigen Brooklyn, wo sein Vater langweilig­e Mietshäuse­r baute, zog es auch den jungen Kushner auf die Wolkenkrat­zerinsel mit ihrem Glanz. 2007 kaufte er einen Büroturm an der Fifth Avenue, er wollte es seinem Vater beweisen, einem

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FOTO: LAIF Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner (36)

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