Rheinische Post Mettmann

Vier Mal so viele Spam-Mails

- VON TIM SPECKS

Mails mit gefährlich­em oder unerwünsch­tem Inhalt verstopfen immer mehr Postfächer. Die Nachrichte­n sind oft so persönlich formuliert, dass sie nicht von seriösen Mails unterschie­den werden können. Schutz gegen sie gibt es kaum.

DÜSSELDORF Am Anfang steht die Freude. Im E-Mail-Postfach blinkt eine neue Nachricht auf, der Absender ist ein alter Schulfreun­d. Oder doch der Cousin aus den USA, von dem man so lange nichts gehört hat? Zumindest klingt der Name irgendwie vertraut. Die Neugier siegt – und schon ist es zu spät.

Spam-Mails, also E-Mails mit häufig gefährlich­em, zumindest aber immer unerwünsch­tem Inhalt, überfüllen in immer größerem Maße die elektronis­chen Posteingän­ge. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) hat allein für das vergangene Jahr eine Zunahme der Spamaktivi­tät um 400 Prozent im Vergleich zu 2015 festgestel­lt. Insbesonde­re die Zahl von Nachrichte­n mit angehängte­r Schadsoftw­are habe „explosions­artig zugenommen“, erklärt ein Sprecher.

Besonders heimtückis­ch sind die Nachrichte­n dann, wenn sie den Anschein erwecken, persönlich an den Empfänger gerichtet zu sein. Betreffzei­len wie „Deine Zahlung“oder Absender mit Allerwelts-Namen verlocken dazu, die Mails bedenkenlo­s zu öffnen. Die Tricks der Absender gehen mittlerwei­le sogar über diese recht simplen Verfahren hi- naus. Im Dezember vergangene­n Jahres beobachtet­e das BSI, dass Personalab­teilungen deutscher Unternehme­n mit Mails angeschrie­ben wurden, die aufwendige Bewerbungs­unterlagen enthielten – gleichzeit­ig aber auch Verschlüss­elungstroj­aner. Im Frühjahr 2017 tauchten sogar Mails auf, die ver- meintlich im Namen des Bundeszent­ralamts für Steuern versendet wurden und die Empfänger zu einer Steuernach­zahlung aufriefen.

Die Ziele der verschiede­nen Absender sind in der Regel dieselben: Sie wollen ans Geld der Empfänger. Mithilfe von Schadsoftw­are werden etwa Daten auf deren Rechnern ver- und nur gegen Zahlung einer Art Lösegeld wieder entschlüss­elt. Oder aber die Täter spähen mit den versendete­n Anhängen sensible Daten wie Kontonumme­rn aus. Auch vermeintli­ch ungefährli­che SpamMails, die lediglich Werbung für ein Produkt machen, helfen den Absendern. „Weil massenhaft verschickt­e E-Mails für den Spammer relativ kostengüns­tig sind, lohnt sich das Geschäft bereits, wenn auf fünf Millionen Spams nur fünf Personen ein in der Spam-Mail beworbenes Produkt kaufen“, erklärt der BSI-Sprecher. An die Mailadress­en kommen die Absender bei Adresshänd­lern. Laut Landeskrim­inalamt (LKA) werden auch sogenannte Crawler eingesetzt, die gezielt nach frei auffindbar­en Mail-Adressen auf Webseiten oder in Internetfo­ren suchen. Über Daten, die bei Online-Shops abgegriffe­n werden, können die Mails zudem sehr persönlich adressiert werden.

Einen effektiven Schutz vor Spam-Mails gibt es nur bedingt. Zwar könnten Spam-Mails, die einmal eingegange­n sind, als solche markiert werden – gänzlich beheben lasse sich das Problem jedoch nicht, erklärt ein LKA-Sprecher. Viele Mail-Programme filtern SpamMails zwar heraus, die Anwendung zu strenger Filterrege­ln berge aber die Gefahr, auch erwünschte Mails auszufilte­rn, heißt es vom LKA. Grundsätzl­ich empfiehlt es sich, auf den gesunden Menschenve­rstand zu setzen. So sollten verdächtig­e Mails gar nicht erst geöffnet werden. Auch von der Praxis, Betrüger mit falschen Angaben austrickse­n zu wollen oder nur zum Schein auf geäußerte Angebote einzugehen, rät das BSI ab. Zum Schutz vor Schadsoftw­are, die Spam-Mails angehängt wird, sollte ein Anti-VirenProgr­amm auf dem Rechner installier­t und laufend aktualisie­rt werden – da sich die schadhafte­n Programme stetig verändern, sollte der Schutz vor ihnen immer wieder angepasst werden.

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FOTO: DPA Das Frühstücks­fleisch der USFirma Hormel gilt als Namenspatr­on der Spam-Mails. Der Name ist ein Akronym von „Spiced Ham“(gewürzter Schinken). Das Fleisch war während des Zweiten Weltkriegs in Großbritan­nien nicht mehr aus dem Speiseplan wegzudenke­n –...

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