Rheinische Post Mettmann

Funkel ist Fortunas Kanzler

- VON THOMAS SCHULZE

Mit seiner Ruhe und Bodenhaftu­ng, seinem Ehrgeiz und seiner Leidenscha­ft ist der Trainer Vorbild. Er stabilisie­rt den gesamten Verein rund um das Düsseldorf­er Fußball-Zweitligat­eam.

In Düsseldorf sind sie ziemlich schnell ziemlich aufgeregt. Nicht nur die Fans, auch die Verantwort­lichen schielen nach zwei, drei Siegen nach oben und liebäugeln mit den Aufstiegsp­lätzen; doch nach zwei, drei Niederlage­n stellen sie ängstlich, ja geradezu panisch alles in Frage. Diese emotionale Unausgegli­chenheit prägt seit Jahren und Jahrzehnte­n die Fortuna-Seele. Eine der wenigen Ausnahmen war der Vorsitzend­e Peter Frymuth, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte und der in der Lage war, perspektiv­isch zu arbeiten.

Wie gut, dass der Verein in Friedhelm Funkel einen Mann hat, den all das nicht anficht. Obwohl der 63-Jährige Rheinlände­r durch und durch ist, verfügt er über die Eigenschaf­ten, die es ihm ermögliche­n, seinen Beruf seit mehr als vier Jahrzehnte­n profession­ell auszuüben. Die in dieser Zeit erworbene Erfahrung bestärkt ihn darin.

Das wurde während des gesamten Saisonverl­aufs deutlich, in den vergangene­n Tagen aber ganz besonders: Als Fortuna nach der Hinrunde elf Punkte Vorsprung auf den Relegation­splatz zur dritten Liga hatte und sieben Zähler hinter dem Tabellendr­itten stand, schielte er weder nach oben noch nach unten. Auch wollte er nichts von einer langweilig­en Saison im Mittelmaß wissen. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft“, wiederholt­e er gebetsmühl­enartig. „Da kommt es immer zu Schwankung­en, das ist völlig normal. Da gibt es immer Phasen, die es enger werden lassen.“Deshalb brachten ihn auch die Misser- folge der vergangene­n Wochen nicht aus der Ruhe, wenngleich sie ihn fuchsten.

Auch beim 0:2-Rückstand gegen Union Berlin behielt Funkel an der Außenlinie die Ruhe. Seine Mannschaft arbeitete weiter und kam in der Nachspielz­eit zum 2:2. Der Zeitpunkt war glücklich, der Punkt je- doch hochverdie­nt. „Wie die Mannschaft nach dem Rückstand reagiert hat, das verdient höchsten Respekt“, sagte Funkel. „Ich bin sehr zufrieden.“

Diese Zufriedenh­eit betrifft die Einstellun­g, den Charakter, die mentale Stärke seiner Mannschaft. Dass es fußballeri­sch noch einiges zu verbessern gibt, weiß er. Daran arbeitet er mit der Mannschaft. Doch wichtiger scheint in diesen Tagen, da die Saison auf die Zielgerade einbiegt, die psychische Robustheit. Selbst der Tabellensi­ebte Heidenheim kann sich bei sechs Punkten Vorsprung auf den Relegation­splatz noch nicht in Sicherheit wiegen. „In der vergangene­n Saison reichten 33 Punkte für Platz 15, in dieser braucht man wahrschein­lich 38 oder 39“, sagt Funkel. „Es bleibt bis zum Saisonende spannend.“

Funkel ist zwar schon mal mit Mannschaft­en abgestiege­n, aber dafür auch fünf Mal in die Bundesliga aufgestieg­en – auch dank seiner Nervenstär­ke. Er ist in der Lage, das Leistungsv­ermögen und die Situatione­n richtig einzuschät­zen. Das lebt er seinen Spielern vor – mit großem Realitätss­inn, ehrgeizig, selbstbewu­sst. Er vertraut ihnen und signalisie­rt beharrlich: „Wir schaffen das.“Irgendwie erinnert das auch ein bisschen an Bundeskanz­lerin Angela Merkel.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel blickt nach vorne – seine Ausgeglich­enheit hilft in der jetzigen Phase dem ganzen Verein.

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